Der europäische Finanzsektor ist für viele Investoren derzeit ein Sperrgebiet – nicht so für David Herro, Anlagechef der bei Harris Associates. Die US-Beteiligungsfirma ist auch in die Credit Suisse investiert.

Der US-Value-Investor Harris Associates traut vor allem den helvetischen Finanzinstituten ein robustes Wachstum zu, wie Anlagechef David Herro in einem Interview mit der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» erklärt.

«Vor einem halben Jahr bewegten sich die CS-Aktien auf 26 Franken. Ich sehe keinen Grund, warum die CS-Aktie nur noch die Hälfte wert sein soll», kommentiert Hero das Engagement seiner Firma. «Der Umbau wird 2017 grösstenteils oder sogar vollständig abgeschlossen sein und die Credit Suisse dann über eine solide Kapitalisierung verfügen.»

Zwei bis drei Jahre zu spät

Konzernchef Tidjane Thiam geniesst die Unterstützung von David Herro: Er treffe die richtigen Massnahmen, habe jedoch ein schwieriges Erbe angetreten.

«Er will die Ressourcen dort einsetzen, wo sie über den Zyklus hinweg am meisten Rendite erwirtschaften», sagt Herro. Durch diesen Umbau werde das Risiko im Investmentbanking verringert und das freigesetzte Kapital genutzt, um die Expansion im Wealth Management zu beschleunigen. «Diese Strategie hätte man schon vor zwei oder drei Jahren umsetzen müssen», sagt Herro, was unmissverständlich als Kritik an die Adresse des Verwaltungsrat interpretiert werden muss.

Schlechte Stimmung

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, wenn Herro weiter erklärt, der Verwaltungsrat könnte eine Verstärkung um mehr Banken-Know-How vertragen. «In einem komplizierten Finanzinstitut wie Credit Suisse braucht es im Aufsichtsgremium Personen, die das Geschäft verstehen und sicherstellen, dass es nicht mehr zu solchen Patzern kommt», so Herro.

Nun würden die Verantwortlichen für die Probleme an die Kasse kommen, stellt der amerikanische Finanzexperte Herro fest. Darum würden sie nun in den Medien schlechte Stimmung verbreiten.

Lieber den Mund halten

Wenn die Trader mit ihren Wetten richtig lagen, verdienten sie viel Geld. «Wir Aktionäre hingegen sahen davon kaum etwas. Umgekehrt mussten sie praktisch keine Einbussen hinnehmen, wenn etwas schieflief. Wir dagegen schon. Das ist nicht richtig», sagt der Anlagechef von Harris Associates.

«Die Betreffenden sollten deshalb lieber den Mund halten und sich schuldig für die Wertvernichtung fühlen, die sie uns Aktionären verursacht haben», bringt es Herro auf den Punkt.

 

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