Aktionäre der Credit Suisse hatten am Mittwoch allen Grund zum Jubeln. Der Titel legte mehr als 8 Prozent zu. Wenige Tage zuvor hatte noch die Befürchtung dominiert, das Papier könnte unter die 10-Franken-Marke fallen. Was ist geschehen?

Nicht schlecht staunten am (gestrigen) Mittwoch die Börsianer, als die Papiere der Credit Suisse (CS) um sage und schreibe 8 Prozent zulegten. Das hatte es zuletzt nie mehr gegeben – ausser in die Gegenrichtung. In den vergangenen Tagen hatten einige Fachleute vielmehr die Frage aufgeworfen, ob die Titel gar unter die 10-Franken-Marke rutschen könnten.

Das ist nun (vorläufig) Makulatur. Doch was war nun der Grund, dass die CS-Aktie dermassen an Wert gewann? Sicherlich hat der überraschend gute Quartalsabschluss der US-Investmentbank J.P. Morgan einen Antrieb gegeben. Zudem meldeten sich verschiedene Grossaktionäre und Investoren zu Wort, die einen zumindest verhalten positiven Ausblick zum Titel der CS abgaben. 

Enorme Chancen zunicht gemacht

Das war einerseits David Herro, Anlagechef der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Harris Associates, die gut fünf Prozent an der CS hält, wie auch finews.ch am Mittwoch berichtete, sowie andererseits Evans Osemwegie, Präsident der Beteiligungsfirma Evago Global.  

Osemwegies Äusserungen sind insofern bemerkenswert, als dass sie durchaus ein Stückchen Wahrheit beinhalten.Der Amerikaner sagt nämlich, dass sich die CS mit einem überhasteten Rückbau ihrer Investmentbank enorme Chancen zunichte machen würde. Oder positiv formuliert: Die CS hat nach wie vor eine wichtige Investmentbank-Franchise, die sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, sondern eher fördern sollte, da es ansonsten nicht mehr viele andere Institute gibt, die der amerikanischen Übermacht auf diesem Gebiet noch paroli bieten könnte.  

Investmentbanking in der DNA

Die CS habe das Investmentbanking nur schon historisch gesehen in ihrer DNA und biete eine breite Expertise im Bereich Kapitalmarkt-Finanzierungen, Beratung bei Fusionen und Firmenübernahmen sowie bei der Strukturierung von Finanprodukten, sagt Osemwegie. Ausserdem habe sie sehr gute Verbindungen zur Versicherungs-Branche. Mit diesen Eigenschaften ausgestattet, bringe sie gute Voraussetzungen mit, um sich in in Europa zu einem, wenn nicht zum bedeutendsten Player zu entwickeln. 

Allerdings ist Osemwegie Realist genug um zu erkennen, dass die CS derzeit noch ein ganzes Stück von diesem Anspruch entfernt ist. «Leider sind die CS-Verantwortlichen derzeit besessen darauf, die Kosten möglichst schnell zu senken, ohne dabei die Konsequenzen ausreichend zu analysieren», sagt er. Anstatt Personal auf die Strasse zu stellen, sollte die CS eher ihre Produkte-Palette einschränken.

Ein Fan von Tidjane Thiam

Er sei zwar ein Fan von CS-Konzernchef Tidjane Thiam. Dennoch erwarte er in nächster Zeit wieder fallende Kurse bei der CS-Aktie, sagte er gegenüber dem Branchenportal «Seeking Alpha». Denn was die Schweizer Grossbank noch brauche, sei mehr Kompetenz im Verwaltungsrat.

Damit stimmt seine Feststellung mit jener von David Herro, der bereits am Mittwoch gegenüber der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» erklärt hatte, der Verwaltungsrat könnte mehr Banken-Know-How vertragen: «In einem so komplizierten Finanzinstitut wie Credit Suisse braucht es im Aufsichtsgremium Personen, die das Geschäft verstehen.»

Wenig Vertrauen in den Verwaltungsrat

Diese Aussage ist ein klarer Hinweis darauf, dass vor allem CS-Präsident Urs Rohner in der Pflicht steht respektive es in den vergangenen Jahren nicht geschafft hat, die entsprechende Kompetenz im Aufsichtsgremium aufzubauen. Jetzt auf gut Wetter machen zu wollen und die enormen Abschreiber irgendwelchen Marktbewertungen zuzuschreiben oder gar dem Management anzulasten, ist nicht glaubwürdig. Die Konzernleitung ist vielmehr bestellt, nun braucht es auch noch die entsprechenden Änderungen im Verwaltungsrat – bis an die Spitze.

Eine Aufspaltung der CS verbunden mit einer Fokussierung aufs Investmentbanking ist recht eigentlich nichts Neues. Der Schweizer Finanzexperte Beat Wittmann äusserte derlei Überlegungen bereits Ende 2012 in einem Interview mit finews.ch, aber auch später kam das Thema immer wieder aufs Tapet. 

Blick nach Asien

Wie erfolgreich sich das Investmentbanking-Geschäft der CS tatsächlich entwickeln kann, wird sich vermutlich zuerst in Asien zeigen, wo die Bank relativ unabhängig vom übrigen Konzern seit der Reorganisation operieren kann. In Fernost bestehen auch kaum Pläne, die Franchise einzugrenzen oder gar Personal abzubauen, wie finews.ch schon verschiedentlich berichtete. 

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.25%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.49%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.2%
pixel