Seit Juli 2015 steht Tidjane Thiam auf der Kommandobrücke der Credit Suisse. Zu Beginn seiner Amtszeit genoss er von nahezu allen Seiten Unterstützung. Doch inzwischen brodelt es hinter den Kulissen der Schweizer Grossbank enorm.

Der Konzernchef der Credit Suisse (CS) vernachlässige das Investmentbanking und würde es auch nicht verstehen, lautet der harte Vorwurf diverser Banker, darunter auch firmeneigene, wie das Nachrichtenportal «Bloomberg» am Montag berichtete. Selbst Investmentbanker, deren Jobs nicht auf der Kippe seien, beklagten die schlechte Stimmung im Hause. 

Die Schweizer Grossbank hat unlängst angekündigt insgesamt 6'000 Stellen zu streichen – 2'000 mehr als ursprünglich angedacht. Davon betroffen ist vor allem der Handel in Amerika und Europa.

Dougan fragte – Thiam zu wenig

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Brady Dougan scheint sich Thiam weniger mit Risiken im Handel auszukennen, sagte ein ehemaliger CS-Kadermann gegenüber «Bloomberg». Und anders als Dougan frage Thiam selten nach, wie es um die Risiken gewisser Papiere stehe.

Prompt sah sich der CS-Chef Anfang dieses Monats genötigt, auf illiquiden Kredit-Positionen insgesamt 1 Milliarde Dollar abzuschreiben. Thiam rechtfertigte sich damit, dass die besagten Positionen ausgebaut wurden, ohne die Vorgesetzten darüber zu informieren.

Doch ehemalige Angestellte bekunden grosse Mühe mit dieser Aussage. Denn wie es weiter heisst, Joachim Oechslin, Risikochef der CS, dem obersten Kader regelmässig Reports über Verlustrisiken der Handelspositionen zukommen lassen. Thiam hätte somit die Möglichkeit ghabt, sich darüber zu informieren.

Investoren verlieren die Geduld

In der Folge des milliardenhohen Abschreibers und den verhaltenen Ertragsaussichten im Investmentbanking verabschiedeten sich laut Bericht diverse Investoren aus den CS-Papieren – so auch Davide Marchesin, Fondsmanager beim Schweizer Vermögensverwalter GAM.

Die Kostensenkungen machten das Investmentbanking der CS nicht attraktiver; was fehle, sei die Basis für weiteres Umsatzwachstum, sagt Marchesin. Investmentbanking, so der Fondsmanager weiter, sei ein People-Business. Und wer Stellen streiche, der entferne auch die Muskeln und damit die Ertragskraft einer Gesellschaft.

CS-Aktie im Sturzflug

Als Thiam Anfang März als Nachfolger Dougans feststand, zog die CS-Aktie von 22 Franken auf rund 28 Franken an – das war im August. Seither hat sich die Aktie – auch in Folge einer Kapitalerhöhung – in etwa halbiert. Allein seit Jahresbeginn verlor der Titel über ein Drittel ihres Werts. Und vereinzelt befürchteten Investoren bereits, die Aktie könnte unter die 10-Franken-Marke tauchen.

Immerhin: Der US-Value-Investor Harris Associates stärkte vergangene Woche dem angeschlagenen CS-CEO den Rücken, wie auch finews.ch berichtete. Harris Associates besitzt 5,2 Prozent der CS-Aktien.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.17%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel