Einst mischte er bei der mutmasslichen Manipulation von Wechselkursen tatkräftig mit. Jetzt hat der ehemalige UBS-Händler aber offenbar die Seiten gewechselt – und könnte die Kollegen von einst in die Bredouille bringen.

«Möchte jemand Popcorn»? So beendete der damalige UBS-Händler Matt Gardiner einen Chat mit Kollegen anderer Investmentbanken vom Januar 2012. Laut den amerikanischen Behörden ging es bei der geheimen Unterhaltung auf einem Online-Forum nur um eines: nämlich um die Manipulation von Wechselkursen.

Im so genannten Forex-Skandal, der erstmals 2013 ruchbar wurde, versuchen die Ermittler, involvierte Banker einzeln zur Rechenschaft zu ziehen. Dies ganz ähnlich dem Muster der Libor-Prozesse in London vom letzten Jahr.

Die US-Behörden können dabei neuerdings auf die Unterstützung eines Insiders zählen. Wie die Agentur «Bloomberg» berichtete, hat Gardiner offenbar ausgepackt – und könnte seine Chat-Freunde von einst damit schwer in die Bredouille bringen.

Das Fossil des Kartells

In den Foren war Gardiner unter dem Decknahmen «Fossil» aufgetreten. Dies offenbar, weil er einige Jahre älter gewesen sei als die anderen Chat-Teilnehmer. Zwischen 2007 und 2013 sollen sich Händler der Banken UBS, Royal Bank of Scotland, J.P. Morgan, Citigroup und Barclays im Forum, das auch als «das Kartell» bekannt war, immer wieder über die Beeinflussung von Wechselkursen abgesprochen haben.

Dabei hatten sie einen gewaltigen Hebel – diese vier Banken kontrollierten damals beinahe die Hälfe des weltweiten Devisenhandels.

Laut dem Bericht hoffen die Ermittler dank der Unterstützung des «Fossils», die mutmasslichen Täter noch diesen Sommer anzuklagen. Die UBS sowie die anderen genannten Banken wollten sich dazu gegenüber «Bloomberg» nicht äussern.

Ermittlungen unter Zeitdruck

Wie es weiter heisst, stehen auch die Behörden unter gewaltigem Druck. So müssen sie den Fall noch unter Dach und Fach bringen, bevor es im Zuge der US-Präsidentschaftswahlen zu internen Umstellungen kommt.

So gesehen könnte der Ex-UBS-Banker für die Ermittler der rettende Strohhalm sein – bereits vor einem Jahr hatten sie Anklagen angekündigt, ohne dass etwas geschehen wäre. In Grossbritannien wurden Ermittlungen gegen mutmassliche Forex-Täter kürzlich eingestellt, wie berichtet wird.

Ob die amerikanischen Behörden Gardiner für seine Kooperation entgegenkommen, ist nicht bekannt. Seine ehemalige Arbeitgeberin UBS jedenfalls hat als erste Bank ihre Verwicklung in den Forex-Skandal gemeldet und sich damit Immunität vor Kartell-Klagen gesichert.

Finma greift durch

Ende 2014 zahlte die Schweizer Grossbank in der Finanzaffäre zusammen mit vier anderen Instituten mehr als 3 Milliarden Dollar an amerikanische und britische Behörden. Die UBS zahlte zudem 134 Millionen Franken an die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), die ihrerseits gegen fehlbare Trader vorging.

Noch immer ermittelt zudem die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) in der Sache.

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