Der Chef des britischen Roboadvisors Nutmeg gibt die operative Leitung ab. Der Abgang wirft Schatten auf die computerisierte Beratung – auch in der Schweiz.

Vor rund drei Jahren lancierte Nick Hungerford in Grossbritannien den Online-Vermögensverwalter Nutmeg. Der britische Roboadvisor zählt zusammen mit den amerikanischen Rivalen Wealthfront und Betterment zu den Roboadvisor-Pionieren. In der Branche wurde Hungerford wie ein Superstar gefeiert.

Nach drei Jahren als Geschäftsführer von Nutmeg tritt der Pionier nun überraschend ab. Hungerford wird bei der weitherum gefeierten Fintech-Firma künftig nur noch als nicht-exekutives Verwaltungsrat tätig sein. Dies berichtete die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). An seine Stelle tritt Martin Stead, der letztes Jahr als Chief Revenue Officer zum Unternehmen stiess.

Rochaden zuhauf

Er fühle sich bereit, die operative Leitung in neue Hände zu legen und sich fortan dem Aufbau der Marke sowie der strategischen Positionierung von Nutmeg zu widmen, lautete Hungerfords Erklärung zur Personalrochade.

Personelle Änderungen von Gewicht musste das Unternehmen auch letzte Woche bekanntgeben. Laut Bericht haben der Chief Operating Officer (COO) Philip Bungey sowie der Managing Director Lee Cowles das Unternehmen verlassen.

Den Mund recht voll genommen

Der Teilrückzug des erst 35-jährigen Hungerford lässt aufhorchen und wirft ein Schatten auf die aufstrebende Zunft der Roboadvisor. Die Frage steht im Raum, ob Hungerfords Pläne zu hochfliegend waren und er jetzt den Rückzug in Raten antritt.

Bei der Gründung vor drei Jahren verkündete Hungerford vollmundig, Nutmeg werde deutlich grösser werden als etwa Hargreaves Lansdown, ein britischen Vermögensverwalter mit umgerechnet 82 Milliarden Franken an verwalteten Geldern.

Noch immer kein Geld verdient

Doch bis heute gibt sich Nutmeg bedeckt, wie viel Kundengeldern das Unternehmen verwaltet. Gegenüber der «Financial Times» liess Nutmeg ausrichten, dass die Kundenbasis seit Anfang Jahr um 37 Prozent gewachsen sei.

Geld verdiente Nutmeg bislang keines.

Betterment and Wealthfront – die beiden grössten unabhängigen Online-Vermögensverwalter der Welt – operieren mit 4 beziehungsweise 3 Milliarden Dollar an Kundenvermögen. Angaben zum Gewinn machen beide Firmen nicht.

Fatales Signal

Im Geschäft, wo Skaleneffekte entscheidend sind, erscheinen die Mühen der Grossen als fatales Signal für kleinere Anbieter. Auch in der Schweiz. Hierzulande steckt die vollautomatisierte Beratung zwar noch in den Kinderschuhen. In den letzten Monaten haben Banken begonnen eigene Roboadvisor-Dienstleistungen anzubieten, wie auch finews.ch berichtete.

Damit kannibaliseren sie zwar ihr Geschäft, profitieren aber auch von einem Akquisitionseffekt für weiterführende Bankdienstleistungen – wie dies etwa beim Investomat der Glarner Kantonalbank der Fall ist.

Langer Atem nötig

Zugleich treten sie in Konkurrenz zu unabhängigen Online-Vermöngesverwaltern, wie True Wealth – dem Schweizer Roboadvise-Pionier, der Ende 2014 an den Start ging und mittlerweile gut 30 Millionen Franken verwaltet. Dies ist weit von der anvisierten Zielmarke bei einer Milliarde Franken bis Mitte 2017 entfernt.

Es bleibt abzuwarten, ob die unabhängigen Robo Advisor einen genügend langer Atem – sprich Kapital – haben, um ihr Geschäft auf eine nachhaltig profitable Basis zu stellen.

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