Er bewies sich als Krisenmanager bei der deutschen Commerzbank und setzt seine Karriere nun bei der Schweizer Grossbank fort. Denn: das Banking steckt Blessing buchstäblich im Blut.

Das Schweiz-Geschäft der Grossbank UBS war bisher immer fest in Schweizer Händen. Doch ab September nimmt mit Martin Blessing ein Deutscher die Zügel in die Hand, wie auch finews.ch berichtete.

Doch die Nationaltiät ist bei der Ernennung wohl zweitrangig, ist doch der designierte Schweiz-Chef vor allem eines: Banker. Die UBS gewinnt mit dem 52-Jährigen einen erfahrenen Fachmann, der es auch versteht, mit Krisensituationen umzugehen.

Denn kurz nach seinem Amtsantritt als Chef der Commerzbank im Jahr 2008 hatte das Institut die Dresdner Bank gekauft – ein Deal, den noch sein Vorgänger einfädelte. Dies wurde der Bank dann zum Verhängnis. Denn toxische Wertpapiere in den Dresdner-Büchern sowie Problemkredite bei der Commerzbank-Tochter Eurohypo drängte die Bank an den Abgrund.

Keine Angst vor dem Marathon

Der Staat musste die zweitgrösste deutsche Privatbank mit über 18 Milliarden Euro vor dem Bankrott bewahren.

Hobby-Marathonläufer Blessing führte die Bank mit einigen Kapitalerhöhungen und Restrukturierungen, die allerdings auch mehrere Tausend Arbeitsplätze kosteten, durch das Tal der Tränen zurück auf die Erfolgsstrasse. 

Für das vergangene Jahr weist der seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Dax-Konzern über eine Milliarde Euro Gewinn aus. Das waren fast vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Der Zeitpunkt von Blessings Abgangs konnte somit nicht besser sein. Der Chef verlässt das gemachte Haus.

Spross einer Bankerfamilie

Der Commerzbank-Verwaltungsrat hätte Blessing gerne im Konzern behalten und bot ihm eine Vertragsverlängerung an, wie es heisst. Doch nach 15 Jahren in der Geschäftsleitung wolle er noch einmal ein neues Kapitel in seinem beruflichen Leben aufschlagen, begründete er seinen Rücktritt.

Der aus Bremen stammende Vater dreier Töchter hat das Bankgeschäft quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Bereits sei Grossvater Karl stand von 1958 bis 1969 an der Spitze der Bundesbank. Sein Vater Werner Blessing schaffte es bis in die Geschäftsleitung der Deutschen Bank.

Auch Blessings Frau Dorothee ist bei der amerikanischen Bank J.P. Morgan in leitender Funktion tätig. Sie verantwortet das Investmentbanking-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zudem ist sie Vize-Chefin für das Geschäft in der Region Europa, Naher Osten und Afrika.

Ein heller Kopf 

In der Bankbranche gilt Blessing als heller, klarer Kopf und scharfer Analytiker. Er selbst lernte das Bankfach von der Pike auf – genauso wie sein neuer Chef Sergio Ermotti. Nach einer Lehre bei der Dresdner Bank studierte er Betriebswirtschaft in Frankfurt und St.Gallen. 1989 stieg er bei der Unternehmensberatung McKinsey ein. Zeitweise arbeitete er in New York und wurde im Alter von nur 31 Jahren bereits zum Partner gewählt.

Acht Jahre später kehrte er zur Dresdner Bank zurück, für die er in der Folge die Direktbank Advance Bank-Tochter leitete.

Im November 2001 wurde er damals erst 38-jährig Geschäftsleitungsmitglied bei der Commerzbank. Im Mai 2008 beerbte er den heutigen Verwaltungsratspräsidenten Klaus-Peter Müller auf dem Chefposten. Der Rest ist Geschichte.

 

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