Asien ist das Eine. Aber Falcon interessiert sich ja neuerdings für Märkte, die Teils noch nicht mal Schwellenland-Status erreicht haben – so in Afrika. Sie zählen zu den Interessenten der zum Verkauf stehenden Barclays-Operationen dort. Kommen Ihnen andere Bieter wie Ex-Barclays-Chef Bob Diamond zuvor?

Ich habe beim Barclays-Thema damals lediglich gesagt, dass wir auch an Wachstum in Afrika interessiert sind. Aus heutiger Sicht verspüre ich jedoch keinen grossen Appetit auf das Barclays-Geschäft.

Aber an afrikanischen Kunden ist Falcon schon interessiert?

Absolut. Dazu haben wir in London ein kleines Team der britischen Standard Chartered an Bord geholt, das nun primär Afrika betreuen wird. In den nächsten Wochen lege ich meinen Geschäftsleitungskollegen die Strategie für den Markt vor.

Wie sieht die aus?

Wir müssen uns auf einige Länder konzentrieren. Compliance-Aufwand und Wachstumschancen müssen sich die Waage halten. Interessant erscheinen uns Kenia, Südafrika – zweite Priorität haben Ghana und allenfalls Nigeria. Unser Fokus ist dabei, kleine Teams von Kundenberatern zu akquirieren.

«Es reicht nicht mehr, einen Berater mit dem Köfferchen loszuschicken»

Als Einfallstor in den afrikanischen Markt dient ihnen der Mittlere Osten, wo sie kürzlich in Dubai die Lizenz zum Onshore-Verkauf für Finanzprodukte erlangten. Was versprechen Sie sich davon?

Erst einmal war es wichtig, dass wir über die blosse Präsenz mit zwei Rep-Offices in der Region hinausgehen konnten. Ansonsten wäre das angestrebte Wachstum in den Emiraten, aber auch in Kuwait und Saudiarabien nicht möglich. Er reicht heute nicht mehr, einen Kundenberater mit seinem Köfferchen loszuschicken. Es braucht Produkte-Spezialisten vor Ort, die auch komplexe Lösungen für die Kunden entwickeln können. Dazu brauchte es aber diese Lizenz.

Der Markt befindet sich wegen regionaler Konflikte und dem Druck auf den Ölpreis in Aufruhr. Ist der Zeitpunkt für die Expansion da günstig gewählt?

Ich glaube, der Mittlere Osten bietet weiterhin grosses Potenzial. Die Kunden dort haben das Bedürfnis, ihre Gelder weiter zu diversifizieren – auch weg vom Öl. Zudem können wir mit unseren Offshore-Buchungszentren Schweiz und Singapur auch politische Stabilität anbieten. Im Trend sind ebenfalls speziell auf die Regeln des Islam und auf Grossfamilien zugeschnittene Strukturen, die viel Know-how fordern.

«Abu Dhabi war operationell nicht bereit»

Es verwundert, dass Falcon nicht in Abu Dhabi eine Lizenz verlangte, da das Institut ja vom dortigen Herrscherhaus kontrolliert wird. Könnte dieser Schritt noch folgen?

Mittelfristig werden wir das ins Auge fassen. Der Grund, dass die Wahl auf Dubai fiel: Abu Dhabi war rein operationell noch nicht bereit. Der Eigentümer hat uns bei diesem Entscheid freie Hand gelassen.

In Asien haben Sie letztes Jahr mit Febby Avianto ebenfalls einen neuen Chef berufen und die Mannschaft aufgestockt. Doch wie kann ein kleiner Player in jenem hart umkämpften Markt noch wachsen?

Indem wir uns auf das fokussieren, was wir besser können als die anderen. Wir konzentrieren uns etwa auf die muslimischen Länder in der Region – vor allem Indonesien und Malaysia. Thailand und Singapur sind weitere Zielmärkte.

Andere Schweizer Banken sind dort aber ebenfalls unterwegs, oder?

Durch unseren Eigentümer, der finanziell sehr potent aufgestellt ist und auch in dieser Lage weiterhin Investitionsmöglichkeiten sucht, verfügen wir über die Fähigkeit, Kunden und Eigentümer zusammenzubringen.

«Falcon könnte als Konsolidator auftreten»

Mit der schwerreichen IPIC im Rücken könnte Falcon noch viel aktiver an der weltweiten Konsolidierung im Private Banking teilnehmen. Gibt es solche Pläne – auch für die Schweiz?

Wir haben das mit dem Verwaltungsrat besprochen und sind der Meinung, dass Falcon als Konsolidator auftreten könnte. Die Schweiz ist ein wichtiger Markt für uns und sollte meiner Meinung nach auch weiter ausgebaut werden. Aber der Fokus liegt aktuell auf den Schwellenländern. Wir haben uns auch Gelegenheiten angeschaut – allerdings müsste das Portefeuille primär unsere strategischen Märkte abdecken. Das letzte Wort hat jedoch immer unser Eigentümer als Geldgeber.

Bei der Suche nach Zielen könnte Ihnen ja Walter Berchtold helfen, der ehemals oberste Private Banker der Credit Suisse, der letztes Jahr überraschend zum Falcon-Verwaltungsrat stiess. Wo greift er Ihnen unter die Arme?

Walter Berchtold erlebe ich als einen sehr aktiven Verwaltungsrat und als grossen Gewinn für die Bank. Bei grossen Krediten an Kunden etwa, die wir auf unsere Bilanz nehmen, ist uns seine Grossbank-Erfahrung ausserordentlich nützlich.


Der 51-jährige Erich Pfister amtet seit Ende 2014 als Global Head Private Banking der Falcon Private Bank. Der Wechsel zu dem vom Herrscherhaus des Emirats Abu Dhabi kontrollierten Institut erfolgte nach einer langen Karriere bei Credit Suisse (CS) und deren ehemaligen Privatbanken-Tochter Clariden Leu, wo er zahlreiche Führungspositionen bekleidete, darunter die des Head Middle East & Asia und des Head Emerging Markets.

Zuletzt war Pfister bei der CS als Head Market Area UK & International tätig. Pfister promovierte als Jurist an der Universität Zürich und lebt mit seiner Familie in Thalwil ZH.

 

 

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