Der Umbau in der UBS-Vermögensverwaltung erfasst auch das Geschäft in den USA. Dort will die Schweizer Grossbank offenbar Synergien heben – und dazu auch tradierte Hoheitsrechte antasten.

Jürg Zeltners nächstes Grossprojekt hätte geheim bleiben sollen. Doch vor zwei Wochen sickerte ein Memo des Chefs der Division UBS Wealth Management durch – mit brisantem Inhalt.

Demnach will die grösste Schweizer Bank das Kerngeschäft reorganisieren und dabei mehrere Hundert Millionen Franken einsparen. Um einen Stellenabbau kommt die Sparte dabei nicht herum, wobei die Medien sogleich Hunderte Jobs in der Schweiz in Gefahr sahen.

Nun zeigt sich, dass nicht nur UBS-Banker in der Schweiz, im umliegenden Europa, den Schwellenländern und in Asien von den Umbauplänen betroffen sein könnten. Wie nämlich Zeltner kürzlich gegenüber der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) verlauten liess, führt er intensive Gespräche mit Tom Naratil. Letzterer verantwortet die bei der Grossbank separat gehaltene Division Wealth Management Americas.

Wie zwei Königreiche

Beide Top-Banker suchen dabei nach Möglichkeiten, wie die beiden Sparten bei der Betreuung von Kunden, der IT und dem Einkauf von Diensten mehr zusammenarbeiten könnten. Wobei dies keine theoretische Diskussion ist: Laut dem Bericht wollen Zeltner und Naratil so weitere Millionen Franken an Kosten einsparen.

Das Zusammenspannen des Wealth Management und Wealth Management Americas muss überraschen. Jede Sparte für sich selber verwaltetet an die 1'000 Milliarden Dollar Kundengelder und zählt damit zu den grössten Vermögensverwaltern weltweit. Und beide Divisionen wurden bislang wie zwei Königreiche innerhalb des gleichen Konzerns geführt.

Dass die Hoheitsgebiete künftig angetastet werden könnten, zeichnete sich allerdings bereits seit einer Weile ab.

Internen Wettbewerb beenden

So berichtete auch finews.ch letzten April über erste Spekulationen, das Wealth Management mit der Division Americas im Back- und Middle Office zu verknüpfen. Die Einführung des Chief Investment Office, das beide Divisionen bereits nutzen, wurde als Wegweiser für die Kooperation angeführt.

Schon damals wurde angetönt, dass die Grossbank einen neuen Weg verfolge, um im Konzern Kosten einzusparen und den teils kontraproduktiven internen Kostenwettbewerb zu beenden.

Diese Absicht gewinnt jetzt Konturen. Ebenfalls hat sich die Dringlichkeit erhöht: Die UBS schnitt im wichtigen ersten Jahresviertel schlechter als erwartet ab, und auch das Wealth Management blieb trotz viel Neugeld und besserem Gewinn letztlich hinter den Hoffnungen zurück.

Chefwechsel mit Folgen

Damit erhöht sich bankintern der Druck, selbst gehätschelte Königreiche anzutasten – zumal jenes in den USA. UBS Americas leidet nämlich trotz beachtlichem Wachstum unter einem chronischen Problem: seine mangelnde Profitabilität. Das mit Brokern betriebene Geschäft verursacht hohe (Lohn-)Kosten, was sich entsprechend auf das im Banking wichtige Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) niederschlägt.

Dieses sank zwar bei UBS Americas im letzten Quartal auf 87 Prozent. Im Vergleich zu Zeltners globalem Wealth Management mit einer CIR von 66 Prozent ist das dennoch deutlich schlechter. Und wie es bei Kennern der Bank heisst, soll die Kennzahl im Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS gar deutlich unter 50 Prozent liegen.

Dass solche Vergleiche zunehmend auch konzernintern zu Reden geben, liess bereits die Ablösung des erfolgreichen Americas-CEO Robert McCann durch den damaligen UBS-Finanzchef Naratil letzten November vermuten. Für Naratil gebe es nun viel zu tun, urteilte finews.ch schon damals.

Ende der Amerikanisierung?

Diese Voraussage erhärtet sich jetzt. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass die Division, die zuletzt auf 1 Dollar Umsatz nur 13 Cent verdiente, bald richtiges Geld einnehmen muss. Ebenso wird sichtbar, dass die Grossbank dabei gewillt ist, die grosse (und zuweilen von Schweizer UBS-Bankern neidisch beäugte) Unabhängkeit des USA-Geschäfts zu beschneiden.

Damit dürfte Americas künftig näher ans Schweizer Hauptquartier heranrücken. Nach Jahren der so empfundenen Amerikanisierung des UBS-Bankings könnte damit die Zeit der «Einschweizerung» angebrochen sein.

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