So einen miesen Jahresstart haben Hedgefonds kaum je erwischt. Nun gehen erste Branchenvertreter über die Bücher und fordern ein Umdenken – vor allem, was die Kosten anbelangt. Doch nicht alle denken so.

2016 war bislang ein Jahr zum Vergessen für die Hedgefonds-Industrie. Das erste Quartal entpuppte sich als das schlechteste seit der Finanzkrise. Zudem ersten Mal seit 2009 floss in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen Geld aus den Vehikeln ab.

Der Datenanbieter Hedge Fund Research (HFR) gibt den Verlust des Leitindexes für die Branche mit 0,67 Prozent in den ersten drei Monaten an. 

Stars im Roten Bereich

Sinnigerweise waren es die bekannten Branchengrössen, die besonders litten. Star-Manager John Paulson fuhr mit seinen Fonds, der mit Unternehmen in Sondersituationen Geld verdienen sollen, im ersten Quartal 15 Prozent Buchverlust ein. Ray Dalios Pure Alpha Fonds büsste 6,7 Prozent ein.

Noch mehr Federn mussten Kunden von Bill Ackman lassen. Sein aktivistischer Pershing Square Capital Management Fund, der Renditen aus der Einmischung in die Unternehmensführung erwirtschaften soll, verlor 25,6 Prozent an Wert.

Überbezahlte Superhirne?

Alles in allem gerät das Jahr 2016 nicht eben zum Ruhmesblatt für eine Branche, die behauptet, dank den besten Talenten auch in schwierigen Zeiten Renditen zu erzielen. Umso verständlicher ist der Ärger der Anleger – gerade in Anbetracht der hohen Kosten.

Nun schlägt der bekannte Hedgefonds Man FRM ungewohnt selbstkritische Töne an. Eines der Kernprobleme seien die hohen «2 plus 20 Prozent»-Gebühren, die sich negativ auf die Nettoerträge auswirken würden, schreibt das Anlegerportal «Institutional Money» mit Verweis auf eine aktuelle Monatsstudie von Man FRM.

Ein Umdenken ist unausweichlich

Es sei nun an der Branche, eine Kostenstruktur für Anlagestrategien zu entwickeln, die sowohl für den Investor als auch für den Manager tragfähig sei, hiess es weiter. Für Man FRM ist ein «Umdenken bei Hedgefonds unausweichlich». Insgesamt verwaltet der Asset Manager gut 12 Milliarden Dollar. 

Vor wenigen Wochen erklärte sich auch der in den USA ansässige rund 37 Milliarden Dollar schwere Hedgefonds BlueCrest Capital bereit, das Gebührenmodell zugunsten der Anleger anzupassen, wie die «FAZ» berichtete.

Michael Platt, Mitgründer von BlueCrest Capital, bezog im vergangenen Jahr einen Lohn von 260 Millionen Dollar. Für die Investoren hingegen schaute 2015 ein Minus von 0,63 Prozent heraus. 

Das ist Wasser auf die Mühlen von Investoren-Legende Warren Buffett. Das Orakel von Omaha hat kürzlich die Hedgefonds-Industrie einmal mehr gerüffelt, sie würden ihre Gebühren nicht verdienen, wie auch finews.ch berichtete.

Die Krux mit der Ungeduld

Gleichzeitig stört sich die Hedgefonds-Industrie an der Sperrfrist für getätigte Investments, der so genannten lock-up-Periode, berichtete die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich.

Die Manager beklagen demnach die Ungeduld der Investoren. Sie kehrten Hedgefonds zu früh den Rücken und liessen ihnen somit keine Chance, die Vorteile der Anlagestrategie zu zeigen, so der Vorwurf. Die meisten Fonds bieten laut Bericht monatliche Liquidität an.

UBS erteilt Hedgefonds ihren Segen

Wann und in welcher Form Man FRM oder BlueCrest ihre Gebührenstruktur anzupassen gedenken, ist noch offen – bislang handelt es sich wohl um einsame Rufer in der Wüste.

Denn immer noch gibt es gewichtige Befürworter teurer Profi-Spekulanten. So bezeichnete die Schweizer Grossbank UBS hohe Gebühren kürzlich als notwendig, um die besten Talente an der Wall-Street zu ködern, wie auch finews.ch berichtete.

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