Offenbar will die Finanzmarktaufsicht die Rolle von Julius Bär im Fifa-Skandal genauer durchleuchten. Dazu könnte sich die Behörde eines besonderen Instruments bedienen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Für die Privatbank Julius Bär wird das Thema Fifa zum Dauerbrenner. Nachdem das Zürcher Traditionshaus bereits letztes Jahr im Skandal rund um den Weltfussballverband ins Rampenlicht gezerrt wurde, sorgte das Institut dieser Tage wiederum für Schlagzeilen.

Wie auch finews.ch berichtete, will offenbar ein ehemaliger Kundenberater der Bank Julius Bär mit den amerikanischen Ermittlern zusammenarbeiten. Bisher wurde weder der Privatbank noch anderen in der Affäre genannten Schweizer Instituten – so der UBS und der Credit Suisse – konkret etwas vorgeworfen. Der Verdacht von Geldwäsche und Korruption liegt aber in der Luft.

Plan um Prüfbeauftragte

Wie nun Recherchen von finews.ch in Schweizer Ermittlerkreisen zeigen, hat auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) den Fall Fifa noch nicht zu den Akten gelegt. Vielmehr plant die Behörde offenbar, sich die mutmasslich involvierten Banken nochmals ganz genau anzusehen.

Laut diesen Quellen geht es konkret darum, Prüfbeauftragte in die Privatbank zu entsenden. Damit würde die Finma im Fifa-Skandal eine weiteres Aufsichtsinstrument zum Einsatz bringen.

Julius Bär soll indes nicht als einziges Institut in «Genuss» dieser Massnahme kommen, wie weiter zu vernehmen war. Offenbar könnte die Finma auch bei anderen Instituten, zumal den beiden Schweizer Grossbanken, mit Prüfbeauftragten anklopfen.

Gegenüber finews.ch wollte sich die Behörde dazu nicht äussern. Julius Bär wollte den Fall Fifa auf Anfrage ebenfalls nicht kommentieren.

Geldwäscherei im Fokus

Ein Finma-Sprecher bestätigte jedoch, dass die Finanzmarktaufsicht mit verschiedenen Banken wegen Fragen rund um die Fifa in Kontakt stehe. Insbesondere werde abgeklärt, ob es Bezugspunkte zur Affäre gibt und wie die Banken die Bestimmungen des Schweizerischen Aufsichtsrechts in diesem Kontext umgesetzt haben.

«Es gehört zu den Aufgaben der Finma, in solchen Situationen im Rahmen der Aufsichtstätigkeit abzuklären, wie die Banken die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen – in diesem Fall insbesondere die in den Geldwäschereibestimmungen festgelegten Sorgfaltspflichten – einhielten», so der Sprecher weiter.

Gebräuchliches Werkzeug

Die Entsendung von Prüfbeautragten steht derweil ein gebräuchliches Instrument dar, um etwa internen Prozessen im Umgang mit solchen Pflichten auf den Grund zu gehen. Dazu werden im Bedarfsfall externe Spezialisten beautragt, um auch aufwändige Untersuchungen innert angemessener Frist abzuschliessen.

Finma-Beautragte werden öfters losgeschickt. Laut einer internen Statistik vergab die Behörde dazu in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 117 Mandate.

Daten an die USA versandt

Im Skandal, bei dessen Aufklärung auch Schweizer Behörden eine bedeutende Rolle spielen, werden derzeit Bankverbindungen in über 40 Ländern untersucht. Die Schweiz, wo die Fifa ihren Hauptsitz hat, spielt dabei eine aktive Rolle. So wurden von hier aus rund 80 Millionen Dollar auf insgesamt 13 Bankkonten gesperrt, wie das Bundesamt für Justiz (BJ) bereits Ende letzten Jahres mitteilte. Ebenso wurden Daten bei zehn verschiedenen Banken in der Schweiz erhoben und Beweismittel an die US-Behörden übermittelt.

Julius Bär wiederum hat beträchtliche Anstrengungen angestellt, um die Affäre intern aufzuarbeiten, wie es in Ermittlerkreisen heisst – und damit auch potente Kanzleien beauftragt. Dies könnte mithin ein Grund sein, warum das Institut nun bei der Finma zuerst «an die Reihe» kommt.

Letzten Februar gab CEO Boris Collardi bekannt, dass das Institut in einer Anklageschrift (Indictment) von US-Behörden gegen Fifa-Funktionäre namentlich erwähnt worden sei. In derselben Anklage wurden zahlreiche andere Institute genannt, darunter die UBS und die CS.

Noch immer kein Schlussstrich

Ebenfalls gab der Bär-Chef damals an, einen Angestellten im Zusammehang mit dem Fifa-Skandal freigstellt zu haben. Laut Kennern des Falls ist dies derselbe Banker, der nun mit den US-Behörden kooperiert.

Julius Bär informiert am Donnerstag, 19. Mai, zum Geschäftsverlauf in den ersten vier Monaten des Jahres.

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