Akquisitionen sind eine riesige Ablenkung, meint Renaud de Planta, Pictet-Teilhaber und CEO von Pictet Asset Management. Er bevorzugt stattdessen eine andere Wachstumsstrategie.

Die Genfer Privatbank Pictet hat in ihrer 210 jähriger Geschichte noch nie eine Akquisition getätigt und lehnte auch Fusionen bislang ab. Und dies soll laut Renaud de Planta, Teilhaber von Pictet und CEO von Pictet Asset Management auch so bleiben – zumindest für seinen Bereich.

«Wir zweifeln daran, ob das die richtige Art und Weise ist, zu wachsen. Erfolgsgeschichten sind die Ausnahme. Für uns macht es philosophisch keinen Sinn», sagte er am Mittwoch im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».

Eine «riesige Ablenkung»

Einzig im Wealth Management könnten Skalenerträge Akquisitionen rechtfertigen. Doch bislang habe man «keine schöne Braut gefunden», so der 53-Jährige. Man sei ohnehin sehr vorsichtig mit Übernahmen, so de Planta weiter. Denn Akquisitionen seien eine «riesige Ablenkung». «Sie wissen nie, was Sie kaufen, und die Herzen der Leute können Sie nicht kaufen». 

Stattdessen bevorzuge es Pictet, die Leute zu überzeugen, zur Bank zu stossen. «Wir stellen immer wieder ganze Teams ein, das funktioniert besser», so de Planta. 

Anfang Jahr hat Pictet drei Fondsmanager der Konkurrenz – unter anderem von Vontobel – abgejagt, wie auch finews.ch berichtete.

«Grösse ist keine Strategie»

Konkurrenten wie Julius Bär oder EFG hingegen spielen seit einiger Zeit eine aktive Rolle in der Konsolidierung. Berichte über Übernahmen und Fusionen von direkten Konkurrenten beunruhigt De Planta hingegen nicht.

«Es ist schon vorgekommen, dass ein Konkurrent nach einer Akquisition grösser war als wir, doch nach fünf Jahren hatten wir ihn wieder eingeholt», so der 53-Jährige. Daraus leitet er ab: « Grösse ist keine Strategie. Besser zu sein, ist eine Strategie».

Gleichstarke Sparten

De Planta führt die Asset-Management-Sparte von Pictet seit sechzehn Jahren. In dieser Periode verzehnfachten sich die Kundenvermögen auf 153 Milliarden Franken (Stand: Ende Dezember 2015). Insgesamt arbeiten weltweit über 780 Mitarbeiter für Pictet Asset Management.

Zusammen mit dem Wealth Management verwaltet Pictet knapp 440 Milliarden Franken (Stand: Ende Dezember 2015). Der Gewinnbeitrag des Asset Management und des Wealth Management seien in etwa gleichbedeutend, während bei den meisten Banken das Asset Management «kaum mehr als ein Rundungsfehler» darstellt, so de Planta.

Eigene Kunden als «Versuchskaninchen»

Für den promovierten Volkswirtschaftler bietet das gleich starke Zweigespann Vorteile. Es komme vor, dass Pictet Asset Management ein neues Produkt lancieren wolle und dafür erste Kunden suche. Diese stammten oft dem eigenen Wealth Management. «Das erlaubt uns, einen Track Record aufzubauen und das neue Produkt breiter auszurollen», erklärt de Planta.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.81%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.47%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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