Der britische Kronprinz und der Ivorer an der Spitze der Credit Suisse könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein. Doch in einem Punkt denken Prinz Charles und Tidjane Thiam ganz ähnlich.

Der eine trägt den Hosenband-Orden, der andere ist Mitglied der französischen Ehrenlegion. Der eine ist Erbe eines der letzten Königshäuser Europas – der andere steht als Chef der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) ebenfalls im Zeichen einer grossen Tradition.

Dennoch liegt die wirkliche Gemeinsamkeit von Prinz Charles und Tidjane Thiam (Bild unten) an einem ganz anderen Ort: nämlich, wie sie über erfolgreiche Finanzgeschäfte denken. Insbesondere bekennen sich beiden zum so genannten «Longterm-ism», also der Anlage und der Geschäftsführung auf lange Sicht.

So bläute der Prince of Wales kürzlich vom Podium herab den britischen Asset Managern und Investoren ein, die Langfristziele im Augen zu behalten, statt auf kurzfristige Rendite zu spekulieren. Nur so könnten die Bedürfnisse von Sparern und Rentnern erfüllt werden, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) vom Anlass berichtete.

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Ermahnung und Mantra

Zudem, und diese Ermahnung ist bei dem adligen Bio-Bauer Programm, müsse die Industrie vermehrt auf Nachhaltigkeit achten. Das sei leider noch nicht allen Teilnehmern der Branche klar, stellte der Prinz ernüchtert fest.

Zumindest an den Worten von CS-CEO Thiam dürfte der Kronprinz deshalb seine helle Freude haben. Der Longterm-ism ist sozusagen das Mantra des Top-Bankers, wie sich zuletzt an einer Nachhaltigkeits-Tagung vom letzten März in Genf beobachten liess.

Nicht gerade beliebt

Vor dem Geneva Summit on Sustainable Finance stellte Thiam damals fest, dass Nachhaltigkeit damit beginne, wie Firmen ihre eigene Strategie umsetzten. Es gehe darum, langfristig stabile Erträge zu erwirtschaften, statt sich vom «hartnäckigen Kurzfrist-Denken» ablenken zu lassen – die gleiche Denke also wie beim britischen König in spe.

Mit etwas Bitterkeit sprach Thiam damals auch davon, dass mit Langfrist-Denken kein Beliebtheits-Wettbewerb zu gewinnen sei. «Ich weiss, wovon ich rede», fügte der Grossbankenchef an.

An den Windsors ein Beispiel nehmen

Tatsächlich erlitt die CS nach dem Milliardenverlust von 2015 in den ersten drei Monaten dieses Jahres erneut Einbussen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Verdoppelung des Vorsteuergewinns, die Thiam bis 2018 in Aussicht stellte, immer ambitiöser. Zumal ja auch die Kapitalisierung und die Compliance noch die volle Aufmerksamkeit des CS-Chefs verlangen.

Am Beispiel von Prinz Charles und den britischen Royals kann Thiam zumindest Vertrauen schöpfen, wenn die Kritik gegen seine Strategie wieder mal hochschlägt. Immerhin sitzen die Windsors nun schon seit mehr als 100 Jahren auf dem britischen Thron.

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