Die Bank of China beerdigte vor vier Jahren ihre Ambitionen in der Schweiz. Ein Gericht in Genf beschäftigte sich mit den Spätfolgen – und hat jetzt ein Urteil gegen einen bekannten hiesigen Banker gefällt.

Im Jahr 2008 hätte wohl so mancher Genfer Banker gerne mit Jacques Méchélany getauscht. Der konnte damals nämlich als CEO der in der Rhonestadt mit viel Pomp empfangenen Bank of China (Suisse) glänzen. Der chinesische Bankgigant und das feine Swiss Private Banking: das schien damals der Stoff, aus dem Träume gemacht sind.

Heute Montag will hingegen niemand mehr in Méchélanys Schuhen stehen. Ein Genfer Gericht verurteilte ihn wegen ungetreuer Geschäftsführung zu 150 Tagesätzen à 250 Franken, wie das Westschweizer Blatt «L’Agéfi» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Unrühmliches Ende

Der Richter kam zum Schluss, dass der Banker bei der Führung von vier Anlagefonds der Schweizer Bank-of-China-Tochter zu grosse Fremdkapitalhebel zugelassen habe; die vier Vehikel verloren zwischen 2008 und 2010 teils bis zu 100 Prozent ihrer Vermögen.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Méchélany zwölf Monate Haft gefordert – so gesehen kam der Ex-Bankenchef wohl noch glimpflich davon. Die Geschichte der von ihm geführten Privatbank nimmt damit aber definitiv ein unrühmliches Ende.

Trotz all der Vorschusslorbeeren kamen die Chinesen mit ihrer Genfer Privatbank auf keinen grünen Zweig; zudem stellte sich offenbar die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) quer, als das Institut ins Kreditgeschäft vorstossen wollte.

Konflikt der Interessen?

Nach 2010 musste sich das Institut zudem mit den Investoren der vier stark in Mitleidenschaft gezogenen Fonds herumschlagen. Diese warfen der Bank of China (Suisse) vor, sowohl als Depotbank wie als Fondsmanagement agiert zu haben und dabei Interessen in unzulässiger Weise vermischt zu haben. Ebenso sei nichts gegen die hohe Verschuldung der Fonds unternommen worden. Insbesondere hielten sich die Kläger dabei an Méchélany.

Dessen Anwalt hielt dagegen, dass die Fonds erst nach Méchélanys Rücktritt als CEO der Privatbank im April 2010 stark an Wert verloren hätten, wie «L’Agéfi» weiter berichtete.

Vier Jahre Eiszeit

Das Gericht hat diesbezüglich nun Klarheit geschaffen – und den Rest der Episode möchte man am Schweizer Finanzplatz wohl so schnell wie möglich vergessen.

Wie auch finews.ch berichtete, zogen die Chinesen im Juli 2012 dann die Reissleine und verkauften die Reste des Schweiz-Geschäfts an die Zürcher Privatbank Julius Bär. Knapp vier Jahre und viel Verhandlungsgeschick brauchte es, bis sie sich mit der China Construction Bank (und bald auch mit der Industrial and Commercial Bank of China ICBC) wieder in die Schweiz vorwagten.

Nach Zürich und nicht nach Genf, notabene.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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