UBS-Chef Sergio Ermotti wird unter anderem als möglicher Nachfolger des abtretenden Unicredit-Chefs gehandelt. Eher noch nimmt aber ein anderer UBS-Spitzenmann die Herausforderung an – Ambitionen hätte er.

Nach sechs Jahren an der Spitze der Unicredit – der grössten Bank Italiens – wirft Federico Ghizzoni das Handtuch. Sein Rücktritt erfolgte nicht freiwillig, sondern auf Druck mehrere Grossaktionäre.

Kursverluste von rund 40 Prozent innert sechs Monaten, eine schrumpfende Kernkapitalquote und eine milliardenschwere Garantie für die letztlich gescheiterte Kapitalerhöhung der Banca Popolare di Vincenza hatten Ghizzoni als Chef schliesslich untragbar gemacht.

Ermotti im engeren Kreis

Laut Mailänder Finanzkreisen werden Marco Moretti, Vizepräsident von Merrill Lynch Europe, Mediobanca-Chef Alberto Nagel und  – man höre und staune – UBS-Chef Sergio Ermotti als mögliche Nachfolger gehandelt, wie die österreichische Zeitung «Der Standard» kürzlich berichtete.

Für Ermotti wäre es eine Rückkehr in heimatliche Gefilde. Von 2007 bis 2010 war der gebürtige Tessiner bereits stellvertretender CEO der Unicredit-Gruppe mit Sitz in Mailand. Er verantwortete das Corporate und Investment Banking sowie das Private Banking. Sein Einstieg bei Unicredit erfolgte 2005 als Head of Markets & Investment Banking Division.

Ermotti kennt somit die Grossbank aus dem Effeff. Er weiss, wie man Banken neu ausrichtet und wieder auf die Erfolgsstrasse zurückführt, wie das Beispiel UBS zeigt. Ermotti wäre somit «the right man in the right place». 

Es gibt nichts Grösseres als die UBS

Doch für Ermotti gibt es zu «seiner» UBS offenbar keine Alternative. Für ihn als Schweizer, der seit seiner Jugend bei Banken gearbeitet habe, sei die UBS «das Maximum», wie er kürzlich gegenüber der Tessiner Tageszeitung «Corriere del Ticino» sagte.

Er habe eine schöne Zeit bei Unicredit gehabt, aber bei der UBS gefalle es ihm sehr gut, so der 56-Jährige weiter.

Ambitionierter UBS-Investmentbankchef

Ermotti hat sich somit als künftiger Unicredit-Chef selber aus dem Rennen genommen. Allerdings: Ein anderer UBS-Topmanager könnte durchaus die Nachfolge von Ghizzoni antreten. Es ist dies Andrea Orcel (Bild unten), seines Zeichens Präsident der Investmentbank.

Andrea Orcel 500

Dass er Ambitionen auf ein höheres Amt hegt, liess der Italiener bereits vor einem Jahr durchblicken, als er sagte: «Eines Tages will ich CEO einer ganzen Bank werden», wie auch damals finews.ch berichtete. Derzeit ist Orcel CEO der UBS Limited und die UBS AG London Branch.

Orcel, der Mann der Stunde

Orcel wäre als erfahrener Investmentbanker bei der Unicredit wohl am richtigen Platz. Denn neben einem Rückbau der mittlerweile in 17 Ländern verzweigten italienischen Grossbank, wird über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung debattiert. Auch eine Fusion mit einer anderen Bank steht im Raum.

Für solche Aufgaben wäre der 53-jährige Investment-Banker prädestiniert. So trimmte er in seinen vier Jahren bei der Schweizer Grossbank die Investmentbank fit. Und bei seinem früheren Arbeitgeber Merrill Lynch hatte er bei vielen grossen Bankendeals seine Hände im Spiel – unter anderem bei der Zerschlagung der holländischen Grossbank ABN Amro im Jahr 2007. Zudem half er der italienischen Unicredit bereits einmal, sich frisches Kapital zu besorgen.

Orcel hätte somit durchaus Chancen, Ghizzoni zu beerben. Wer letztlich das Rennen macht, steht laut Branchenkreisen an der nächsten Sitzung des Verwaltungsrats am 9. Juni fest.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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