Zahlreiche Finanzskandale und beinharte Arbeits-Bedingungen machen das Investmentbanking zur roten Zone für den Nachwuchs. Doch nun scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen.

Anders als noch vor der Finanzkrise lässt sich heute mit dem Etikett Investmentbanker auf Partys kaum punkten. Zu häufig gab es Betrügereien im Handel und zu zahlreich sind die Dramen junger Investmentbanker, die sich ins Burn-out und in extremen Fällen gar zu Tode schufteten.

Zudem stutzen diverse Finanzhäuser – namentlich die Credit Suisse (CS) und die Deutsche Bank – ihre Investmentbank zurück und haben bereits zahlreiche Kündigungen ausgesprochen. Vor kurzem informierte auch die mächtige amerikanische Investmentbank Goldman Sachs über Abbaupläne im Wertpapierbereich wegen sinkender Handelserträge.

Starker Zulauf bei Goldman Sachs

Umso überraschender ist es nun, dass dieselbe Goldman Sachs von deutlich mehr eingereichten Bewerbungen für Praktika und Einsteiger-Jobs berichtete. Über 250'000 Bewerbungen fanden den Weg zum New Yorker Finanzinstitut wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) vermeldete.

Dies sei eine Steigerung um 40 Prozent seit 2012, hiess es weiter. Allerdings: Nur die wenigsten werden einst selber zu «Goldmännern» – das Angebot übersteigt die Nachfrage um Längen. So auch bei Konkurrenten wie J.P. Morgan oder Citigroup. Die Finanzinstitute berücksichtigen laut Bericht nur 2 bis 3 Prozent aller Bewerbungen.

Massnahmen gegen die «Workaholic-Kultur»

Die gestiegene Anzahl an Bewerbungen führen Rekrutierungs-Firmen unter anderem auf Bemühungen der Wall-Street-Banken zurück, etwas gegen die grassierende «Workaholic-Kultur» in den Investmentbank-Abteilungen zu unternehmen.

Erst letzte Woche verordnete etwa die Schweizer UBS ihren Investmentbankern zwei Stunden Freizeit pro Woche. Und die Erzrivalin Credit Suisse diktierte ihren Leuten das Wochenende wenn möglich frei zu nehmen, wie auch finews.ch berichtete.

Banken wie Google

«Banken versuchen, das Google-Modell zu kopieren», sagte Bernie Toole vom britischen Personalvermittler Selby Jennings zur «Financial Times». Ihr Ziel: Das Investmentbanking für Jungbanker wieder attraktiv zu gestalten und gleichzeitig die «Absprungrate» zu reduzieren.

In den vergangenen Monaten haben Grossbanken denn auch diverse Anpassungen vorgenommen. So sind Analysten und Associates (die untersten Ränge in der Investmentbank-Hackordnung) in der Regel von den geplanten Bonus-Einsparungen ausgenommen. Zudem wurde – wie im Falle von Goldman Sachs und der CS – die Karriereleiter verkürzt, so dass Jungbanker schneller die höheren Ränge erreichen. 

Und um den Job interessanter zu gestalten, haben die beiden Finanzinstitute jüngst ein Rotationsmodell eingeführt, das Jungbankern ermöglicht, in verschiedenen Abteilungen zu arbeiten, wie auch finews.ch berichtete. 

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