Die Social-Media-Plattform der Credit Suisse für schwerreiche Amerikaner kommt voran; jedoch in anderer Form als ursprünglich gedacht – und mit einem Geheimplan für den US-Markt, wie Recherchen von finews.ch nahelegen.

Es ist eines von Urs Rohners Lieblingskindern. Schon vor gut zwei Jahren tönte der Präsident der Credit Suisse (CS) an, dass die Grossbank an etwas ganz Exklusivem tüftle: ein soziales Netzwerk für Vermögende in den USA nämlich, eine Art Facebook für Reiche.

Letzten Dezember vermeldete dann auch finews.ch den Namen des neuen Dienstes: Eleven, in Anspielung an das CS-Hauptquartier an der noblen 11 Madison Avenue in Manhattan.

Eintritt ab 10 Millionen Dollar

Laut dem Markeneintrag sollte die Plattform einen ganzen Strauss an Diensten ermöglichen. Neben Social-Media-Funktionen lassen sich über Eleven auch Auktionen abwickeln, ebenso klassische Bankdienstleistungen wie Investments in Privatmarkt-Anlagen und Wagniskapital, Finanzierungen von Immobilien sowie der Handel mit Luxuswagen, Jachten, Schmuck, Kunst und edlem Wein.

Wie damals gemunkelt wurde, bildet Eleven zudem die Grundlage für einen Club, der jenen vorbehalten ist, die ein Vermögen von mindestens 10 Millionen Dollar mitbringen.

Aus Eleven wird Clade

Nun kommt es wieder anders. Wie das amerikanische Werbebranchen-Portal «Ad Age» berichtet, geht der Dienst nun nicht als CS-Projekt, sondern als Spin-off in die Startlöcher. Ebenfalls hat der Name geändert: aus Eleven wurde Clade.

An Clade hält die Grossbank gemäss dem Bericht nur noch eine Minderheitsbeteiligung. Dafür sind unbekannte Investoren eingestiegen. Weiterhin an Bord sind die Gründer Jonathan Lipton und Jan Oliver Koelble, beides ehemalige CS-Banker. Und ebenfalls bleibt der Dienst seinem Zweck treu, als exklusive Netzwerk- und Investmentplattform für Multimillionäre zu funktionieren.

Dafür steht Clade sinnbildlich – ein Ast vom Baum des ewigen Lebens oder eine Gruppe von Lebewesen, die alle derselben Abstammung sind.

Kooperation wie bei Palantir

Dass Eleven in einer doch recht kurzen Zeit zu Clade mutierte – auch darauf machen sich die Insider einen Reim. So soll das Projekt ausserhalb der Bank vorangetrieben werden, um das Innovations-Tempo hoch zu halten. Dies, so die Quelle weiter, gleiche der Zusammarbeit der CS mit dem Überwachungs-Software-Hersteller Palantir.

Weder die Clade-Gründer noch die CS wollten gegenüber dem Portal Stellung beziehen.

Rückkehr des US-Private Banking?

Trotz all der Umstellungen ist deutlich, dass die Grossbank am Projekt festhalten will. In einer Zeit, in der die schlingernde Bank auch jedes noch so kleine Engagement überprüft, hat das Facebook für Reiche vorerst überlebt.

Und das nicht von ungefähr, wie Recherchen von finews.ch nahelegen. Wie es nämlich im Umfeld der CS heisst, existiert offenbar ein geheimes Strategie-Papier, in dem der Dienst eine Rolle spielen könnte.

Die «Unternehmerbank» in den USA

Der Plan: ein Neubeginn des Private Banking in den USA. Offiziell hatte sich die CS mit der Strategieanpassung vom letzten Oktober aus diesem Geschäft verabschiedet und es an Wells Fargo verkauft.

Doch sieht der Plan vor, in den USA ein neues Wealth Management aufzuziehen, das dem Modell der «Unternehmerbank» nachempfunden ist, wie es die CS in Asien bereits erfolgreich betreibt.

Sparkurs hier, Ausgaben dort

Die Einheit würde eng mit der Investmentbank zusammenarbeiten und insbesondere Unternehmer ansprechen, welche komplexere und anspruchsvollere Dienstleistungen brauchen als blosses Brokerage oder Vermögensverwaltung.

Das Vorhaben und der absehbare Start von Clade geben bei CS-Private-Bankern in der Schweiz einiges zu reden. Spüren sie doch den harten Sparkurs, während die Bank in den USA für solche Projekte Geld ausgibt.

Auf Fischzug im Silicon Valley

Clade könnte durchaus ein wichtiges Element in der Private-Banking-Strategie der CS werden. Denn das Wichtigste für das Netzwerk waren von Anfang an Selfmade-Millionäre, die in den USA vor allem in der Tech-Szene zu finden sind.

Jung, reich und Social-Media-affin – sie sind exakt die Kundschaft, welche die CS getreu als «Unternehmerbank» ansprechen will.

Vom Baum des ewigen Lebens kosten

Über ihre im Silicon Valley wenigstens bis vor kurzem gut verankerten Investmentbank bedient die CS jene Klientel schon als Firmenkunden – und könnte sich über Clade bald auch um deren Vermögen kümmern.

Gelänge das der Bank, die derzeit ihre Dreijahres-Ziele zu erreichen versucht, könnte sie tatsächlich von Baum des ewigen Lebens kosten.

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