UBS-Top-Manager Tom Naratil baut derzeit das US-Wealth-Management gehörig um – was erneut Gerüchte um einen Verkauf dieser Sparte weckt. Ein Berater und Ex-UBS-Banker erklärt gegenüber finews.ch die Logik eines solchen Deals.

Rund 12,5 Milliarden Dollar hat die UBS im Jahr 2000 für die Broker-Firma Paine Webber bezahlt. Heute bildet Paine Webber die Basis des Wealth Management Americas.

Die Integration war schwierig. Der Broker nach amerikanischem Stil passte lange nicht zum Schweizer Private Banking der UBS, das auf Beratung ausgerichtet ist. Nur schon, was die Bezahlung der US-Berater betrifft: In den USA werden sie an den Erträgen gemessen, die sie für die Bank erzielen.

Zudem war das typische US-Brokerage lange auf eine Klientel konzentriert, welche in der Schweiz eher dem Retail-Segment zugerechnet würde.

Chefwechsel schürte Gerüchte

Kein Wunder, dass das lange Zeit unprofitable Geschäft immer wieder Gegenstand von Verkaufsgerüchten war. Auch jetzt wieder: Nachdem Tom Naratil, der Robert «Bob» McCann als President UBS Americas Anfang des Jahres ablöste, mehrere Veränderungen ankündigte, um das Geschäft profitabler zu machen, spekulieren Branchenleute erneut um die «alte» Paine Webber.

Die UBS dementiert entsprechende Absichten unablässig. So sagte Sprecherin auch gegenüber finews.ch, die Bank halte an der Aussage von CEO Sergio Ermotti aus dem letzten Jahr fest, wonach das US-Wealth-Management Teil des Konzerns bleibe.

Verkauf sehr wohl eine Möglichkeit

Doch diesmal kommen die Gerüchte auch aus berufenem Munde: Alois Pirker ist Berater bei der Aite Group und war vormals selber im Wealth Management der UBS tätig. Gegenüber finews.ch sagte Pirker am Montag, die UBS könnte sich sehr wohl zu einem Verkauf entscheiden, solange sie damit rechnen dürfe, einen guten Preis zu erzielen.

«Will die UBS verkaufen? Ich weiss es nicht, aber zurzeit ist alles möglich,» so der Berater. In den vergangenen sechs Monaten liessen sich Anzeichen deuten, dass die UBS möglicherweise diese Option in Erwägung ziehe, wie Pirker weiter ausführt. Zuerst war da die Ernennung Naratils als Nachfolger McCanns. In der Folge drängte Jürg Zeltner, Chef der Division Wealth Management darauf, dass Naratil Wege findet, Kosten zu sparen.

Bei weitem nicht so profitabel

Vergangene Woche dann kündigte US-Chef Naratil die Einführung eines neuen Lohnmodells für die Kundenberater an, mit dem Ziel, sie fester an die Bank zu binden und die teuren Wechsel und Neuanstellungen zu verhindern.

Fest steht zudem: Die US-Division ist bei weitem nicht so gewinnbringend, wie die andere Hälfte des UBS-Wealth-Managements. Beide Teile verwalten rund 1000 Milliarden Franken an Kundengeldern. Doch verdient die Bank in den USA zurzeit nur 13 Rappen pro ausgegebenen Franken. Im Rest der Welt sind es 34 Rappen, in der Schweiz sogar über 50 Rappen pro Franken.

Regulierung und effizientere Konkurrenz

Weitere Regulierungen werden die Kosten in diesem Geschäft tendenziell erhöhen, während effiziente digitale Wealth-Management-Anbieter die Margen weiter senken werden, wie Pirker anmerkt.

Beide Divisionen wurden bislang wie zwei Königreiche innerhalb des gleichen Konzerns geführt. Versuche, die beiden näher zusammenzubringen, um Skaleneffekte zu erzielen, sind bislang aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und Geschäftsmodelle gescheitert.

Ungleichgewichte im Konzern

«Diese Diskrepanz ist nach wie vor vorhanden», so Pirker weiter. «Das Retail-Brokerage ändert sich aufgrund der strengeren Regulierung, während die Bank auch ein Wealth Management für vermögende bis sehr vermögende Kunden führt. Dieses Ungleichgewicht innerhalb des Konzerns ist ein Fakt.»

Aufgrund der Positionierung der UBS in den USA, sie ist deutlich kleiner als beispielsweise Morgan Stanley oder Bank of America, sieht Pirker potenzielle Käufer eher bei Häusern, die nach Grösse streben; etwa Raymond James oder die Royal Bank of Canada (RBC), die im Januar 2015 die City National in Los Angeles kaufte.

Stichhaltiges Argument

Die UBS hat allerdings ein wirklich stichhaltiges Argument, an ihrem Wealth Management in den USA festzuhalten: Aufgrund der Verlust aus der Finanzkrise hat die Grossbank Milliarden Franken an latenten Steuern (Verlustvorträgen) angehäuft. Diese kann sie nach und nach aktivieren, was hohe Steuergutschriften zur Folge hat.

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