Pamela Thomas-Graham ist nicht die einzige: Diverse Top-Bankerinnen haben der Credit Suisse den Rücken gekehrt. Damit droht die Grossbank ihren Vorsprung in der Karriereförderung von Frauen einzubüssen.

Frauenförderung ist ein Feld, in dem der Credit Suisse (CS) so schnell keine andere Grossbank etwas vormacht. Über die letzten Jahre lancierte die zweitgrösste Schweizer Bank ein ganze Reihe von Programmen, um die besten weiblichen Talente an sich zu binden.

Mentoring von Abgängerinnen von Elite-Universitäten wie Harvard, Wiedereingliederung von Bankerinnen nach dem Mutterschaftsurlaub, Förderung flexibler Arbeitszeiten – in all diesen Bereichen leistete die CS Pionierarbeit.

Und nun das: eine ganze Serie von Abgängen einstiger CS-Vorzeigefrauen bedroht das Bild der frauenfreundlichen Grossbank, das unter Ex-CEO Brady Dougan und der von ihm 2010 zum Institut geholten Marketing- und Personalchefin Pamela Thomas-Graham so sorgsam aufgebaut wurde.

Umstrittene Neuererin

Angefangen bei Thomas-Graham selber, deren Austritt finews.ch exklusiv vermeldete. Die Amerikanerin mit Medien- und Mode-Hintergrund, die bis letzten Oktober als ranghöchste Frau innerhalb der CS amtete, hat das Geldhaus letzte Woche überraschend verlassen.

Thomas-Graham war bei der Grossbank nicht unumstritten. Dies auch, weil sie in so breit gefächerten Bereichen wie Kommunikation, Branding und Personalwesen dem Institut ihren Stempel aufzudrücken suchte. Ihre letzte Rolle war es dann, das Private Banking in der LGBT-Gemeinschaft und mit Afroamerikanern voranzutreiben.

Tatsächlich wurde unter Thomas-Graham das Thema Diversität bei der CS grossgeschrieben. In der «Heimatstadt» Zürich avancierte das Institut zum Hauptsponsor des jährlichen Pride Festival. In den USA wiederum gründete die CS-Top-Bankerin eine Vereinigung, die unter afroamerikanischen Entrepreneuren nach Mitgliedern suchte.

Dünne Höhenluft

Ebenso setzte sich Thomas-Graham für die Frauenförderung innerhalb der Bank ein. Rund ein Drittel der CS-Angestellten ist weiblich. Im höheren Kader beträgt der Anteil 18 Prozent (Stand 2015).

Umso mehr schmerzt es, wenn die Aushängeschilder jener Fördermassnahmen der Bank den Rücken kehren. So wird Charlotte Jones die CS noch diesen Monat verlassen. Die Zuständige für die Kommunikation mit Investoren war vor drei Jahren von der Deutschen Bank geholt worden und galt als Kandidatin für den Posten des Finanzchefs.

Diese Position besetzt Jones bald – allerdings beim britischen Fondshaus Jupiter, wie die Agentur «Reuters» vermeldete.

Mann kommt, Frau geht

Schon letzten November fand eine andere prominente Bankerinnen-Karriere bei der CS ein vorzeitiges Ende. So verliess die intern wahlweise als «Meisterin der Effizienz» oder als «Kostensäge» bekannte Kirsty Roth (Bild unten) die Grossbank. Als Chief Operating Officer (COO) in der Division Finance, Operations und IT musste sie zusehen, wie diese Bereiche letzten Oktober dem neuen COO des Konzerns, Pierre-Olivier Bouée, unterstellt wurden. Und ging.

Kirsty Roth 500

Ein neuer Mann kommt, die Frau auf dem Posten geht: dieses Muster sollte sich seither bei der CS wiederholen. Wie etwa letzte Woche bekannt wurde, übernimmt der ehemalige BMW-Markenchef Steven Althaus das Ruder im Marketing. Die Branding-Leiterin Ramona Boston nimmt den Hut.

Auch der Abgang von Kommunikations-Chefin Clarissa Haller (Bild unten) – sie verliess die Grossbank letzten November – lässt darauf schliessen, dass die Bank für weibliche Top-Kader nicht mehr ein so freundliches Umfeld bietet wie auch schon.

Clarissa Haller 500

Auf Anfrage hiess es bei der CS dazu, die Bank sei der Integration und Förderung von Diversität innerhalb des Personals verpflichtet. Ebenso gelte es, die Bedürfnisse der Kundschaft weltweit zu erfüllen.

Thiams «Rising Star»

Mit Fug und Recht hätte die CS zudem auf die Karriere von Lara Warner (Bild unten) verweisen können. Im Rahmen des von CEO Tidjane Thiam eingeleiteten Revirements stieg die Investmentbankerin letzten Oktober zur obersten Compliance-Chefin der Bank auf.

Die Beförderung war sorgsam vorbereitet. Warner kam bei der CS in den Genuss des bankinternen Förderungsprogramms für Frauen mit Aussicht auf Top-Positionen und wurde vom Private-Banking-Co-Leiter Robert Shafir persönlich unter die Fittiche genommen.

Während Shafir gehen musste, stieg der Stern seines Schützlings in neue Sphären. Doch nun muss sich weisen, ob Warners Aufstieg die Ausnahme ist, welche die neue Regel bei der Schweizer Grossbank bestätigt.

Warner 500

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.8%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.46%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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