Die Überraschung war gross, als der Deutsche Martin Blessing letzten Mai als neuer Chef der UBS Schweiz präsentiert wurde. Doch nun wird bereits über eine neue Rolle für ihn im Ausland spekuliert.

Per 1. September übernimmt Martin Blessing die Führung der UBS in der Schweiz: das teilte die grösste Schweizer Bank vergangenen Mai mit und sorgte damit für Gefühle von Überraschung bis Konsternation in ihrem Heimmarkt.

Der 52-jährige Deutsche, der bei der Commerzbank den Turnaround schaffte, gilt zwar als einer der Besten seines Fachs. Doch die Schweiz kennt er vor allem durch sein Studium an der Universität St. Gallen (HSG). Und um seinetwillen wurden interne Kandidaten für die Nachfolge von noch-CEO Lukas Gähwiler übergangen. Umso mehr steht der Top-Banker ab dem Herbst unter verschärfter Beobachtung.

Europabank nimmt Konturen an

Allerdings könnte sich nun herausstellen, dass der Aufenthalt Blessings in der Schweiz zur blossen Visite wird. Grund dafür ist das Mammut-Projekt einer «Europabank», an dem die UBS schon seit 2014 baut. Ziel der Übung ist es, die europäischen Vermögensverwaltungs-Kunden von einem Hauptstandort aus zu bedienen und damit auch Kosten zu sparen.

Wie nun die Grossbank gegenüber finews.ch bestätigte, zieht sie Frankfurt in Betracht, um die neue Europa-Holding zu beherbergen.

Der deutsche Regulator ist demnach über das Vorhaben informiert. Die UBS erwartet die finale Entscheidung in der zweiten Jahreshälfte, wie sie ausrichten liess.

Webers bester Mann?

Damit enthält eine alte Spekulation neuen Auftrieb. So vermutete das deutsche «Manager Magazin» schon anlässlich der Ernennung Blessings bei der UBS, dass dessen eigentliche Aufgabe gar nicht in der Schweiz liege. Vielmehr solle Blessing später Chef der Europa-Holding werden.

Die UBS wollte sich damals nicht dazu äussern. Nachdem sich nun aber die UBS-Europabank konkretisiert, gewinnen solche Planspiele wieder Auftrieb, wie ein aktueller Bericht im deutschen «Private Banking Magazin» zeigt.

Denn Blessing mag zwar kein profunder Schweiz-Kenner sein. Als Sohn einer Bankiersfamilie kennt er jedoch die deutsche Finanzszene von Grund auf und verfügt nach der Stabilisierung der Commerzbank über beste Beziehungen mit den dortigen Behörden. UBS-Präsident Axel Weber, auch er ein deutscher Finanzexperte, könnte sich eigentlich keinen besseren Mann für die neue Europabank wünschen.

Auf Anfrage von finews.ch hin hiess es bei der UBS, Gerüchte würden grundsätzlich nicht kommentiert. In einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» (Artikel bezahlplichtig) äusserte sich CEO Sergio Ermotti aber unlängst zur Europabank. «Bis Ende des Jahres werden wir eine Entscheidung haben, und Deutschland könnte dann für uns eine noch wichtigere Rolle spielen.»

Heikles Spiel im Heimmarkt

Anderseits wäre es wohl mehr als heikel, wollte die UBS ihr Schweizer Heimgeschäft mit rund 11'000 Mitarbeitenden und knapp 300 Milliarden Franken Bilanzsumme als blossen Zwischenstopp für einen Manager nutzen – auch wenn es sich um einen Top-Mann wie Blessing handelt. Im Heimmarkt, in den Gähwiler in jahrelanger Aufbauarbeit wieder Ruhe brachte, würde dies schwerlich goutiert.

Ebenfalls müsste sich die UBS erneut die Frage nach einem Schweiz-Chef stellen. Gähwiler wurde offenbar auch deshalb abgelöst, weil er beruflich kürzer treten wollte. Es dürfte also schwerlich wieder einspringen wollen.

Christian Wiesendanger, der die Vermögesnverwaltung in der Schweiz leitet, und Christine Novakovic, die flamboyante Chefin der hiesigen Investmentbank und des Firmenkundengeschäfts, galten bisher als die aussichtsreichsten Anwärter auf den Schweizer CEO-Posten.

Wie aber im Umfeld der Bank zu vernehmen war, sollen beide über die Ernennung Blessings nicht gerade erfreut gewesen sein. Gut möglich also, dass die Grossbank im Falle eines Versetzung Blessings nach Frankfurt nochmals «à fonds» nach einem Nachfolger suchen müsste.

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