Mit einer speziellen Anleihe will die UBS die Ausbildung von Mädchen in Indien fördern. Die gute Absicht wird von einem aggressiven Hedgefonds-Aktivist unterstützt, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Impact Investing gilt als der letzte Schrei im Geschäft mit einer reichen, auf gute Werke bedachten Kundschaft. Das weiss die Schweizer Grossbank UBS und möchte in diesem Feld eine Pionierrolle einnehmen. Dabei geht es nicht mehr allein um Spenden. Gutes tun und daran verdienen: so umriss kürzlich Caroline Anstey, Chefin von UBS and Society, die Stossrichtung der Bemühungen.

Die Grossbank, die Philanthropie im Rahmen ihrer Stiftung UBS Optimus Foundation gross schreibt, hat das Konzept bereits in die Tat umgesetzt.

Die Mädchen von Rajasthan

Vor einem Jahr zahlte die UBS-Stiftung  300'000 Dollar an eine ganz spezielle Anleihe. Mit diesem «Development Impact Bond», kurz DIB, soll die Ausbildung von Kindern in der strukturschwachen indischen Provinz Rajasthan gefördert werden. Im Fokus sind dabei die Mädchen, da diese dort selten genug zur Schule gehen.

Wie das englischsprachige Portal «DNA India» berichtete, hat das Projekt vor Ort durchaus hoffnungsvoll begonnen.

Astronomischer Zins

Das ist auch aus Sicht der Investoren erfreulich. Denn für sie wartet der Bond – neben dem philanthropischen Aspekt – mit einem besonderen Anreiz auf. Je mehr Mädchen ihre Lernziele innerhalb der dreijährigen Laufzeit erreichen, desto höher fällt der Coupon aus. Bestenfalls kann der Zins 15 Prozent betragen – im heutigen Umfeld ein beinahe schon astronomischer Wert.

Doch der saftige Zins ist nicht das einzige, was an der DIB-Anleihe der UBS aufhorchen lässt. Mindestens so interessant ist der Partner, der den Investoren nicht nur den Coupon, sondern auch die Rückzahlung des Investments garantiert.

Chris Hohn ist mit im Boot

Dabei handelt es sich um die Children’s Investment Fund Foundation (CIFF), hinter der wiederum einer gefürchtetsten Hedgefonds-Aktivisten steht: Der Brite Christopher «Chris» Hohn. Mit seinem Hedgefonds «The Children's Investment Fund (TCI)» zwang er einst den Chef der Deutschen Börse zum Rücktritt und wurde vom Magazin «Forbes» zu den 25 reichsten Hedgemanagern der Welt gerechnet.

Der Profispekulant Hohn ist aber auch ein grosser Philanthrop. Mit der von ihm geäufneten Stiftung CIFF finanzierte er Hilfsprojekte in der Aids-Bekämpfung von Kindern in Afrika und Indien sowie Projekte in der Landwirtschaft – und eben im Bildungsbereich. Seit der Scheidung von seiner Frau Jamie Cooper-Hohn zahlt Hohn jedoch nicht mehr in die Stiftung ein.

Die Grossbank UBS und die vom Hedge-Aktivisten gegründete Stiftung: ein überraschendes Paar, das für einige hochgezogene Augenbrauen sorgen dürfte. Und für Stirnrunzeln.

Thinktank wittert Konflikte

Denn die DIB-Anleihen sind als Instrument nicht unumstritten. So meldete etwa der Washingtoner Thinktank The Brookings Institution in einer Studie Bedenken an: Es bestehe Konfliktpotenzial, wenn Entwicklungshilfe und an reiche Investoren verkaufte Wertschriften miteinander verknüpft werden.

Wenn ein solcher Bond dazu ausgelegt werde, so die Denkfabrik weiter, um das Los der armen Bevölkerung zu verbessern, dann müssten alle Beteiligten sicherstellen, dass damit nicht exklusiv reiche Investoren bedient würden.

Kritik in Indien

Auch in Indien stösst die DIB-Anleihe nicht nur auf Applaus. So äusserte sich Jayati Ghosh, Ökonomin an der Jawaharlal Nehru University in Neu Delhi, gegenüber der «Thomson Reuters Foundation» kritisch zur Wirkungsweise der Finanzinstrumente.

«Natürlich weist die Ausbildung Lücken auf. Doch der Gedanke, dass sich dies mit der Erwartung auf 15 Prozent Profit ändern lässt, ist völlig falsch», sagt die Wissenschafterin. Nicht zuletzt, weil damit die öffentliche Hand komplett aus der Verantwortung entlassen werde.

Spenden für Superreiche?

Vorläufig ist die UBS-Anleihe in Zusammenarbeit mit der CIFF nur ein Testlauf, und der «Profit» wird mit dem Hilfswerk vor Ort geteilt, Educate Girls (EG). Künftig könnten die Emittenten solcher Instrumente aber aus dem Non-Profit-Lager oder aus dem staatlichen Sektor kommen. Das wirft zumindest die Möglichkeit auf, dass die Rendite superreicher Grossbank-Kunden künftig von den Regierungen mausarmer Schwellenländer gestemmt wird – oder von Hilfswerken und deren Spendern.

Das würde zweifellos Zündstoff bergen.

Die Chefin der UBS Optimus Foundation, Phyllis Costanza, sieht das etwas anders. Gegenüber finews.ch erklärte sie, dass das 2'500-Milliarden-Dollar-Finanzierungsloch, das sich bezüglich der Sustainable Development Goals (SDG) der Uno jährlich auftut, das beste Argument für eine Intervention des Privatsektor sei.

Die Lücke schliessen

«Wir müssen kreativ sein, wenn wir diese Lücke schliessen wollen», so Costanza weiter.

Ausserdem zeige die Erfahrung in den USA, dass nur 5 Prozent der philanthropischen Bemühungen ins Ausland zeigen. «Wie können wir Menschen dazu ermuntern, die weit weg von Missständen leben, in deren Linderung zu investieren», fragt die Stiftungsleiterin.

Für die UBS scheint die Antwort auf diese Frage klar zu sein.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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