Die UBS hat Tausende erboster Schweizer Kunden zu beruhigen, deren Daten in die Hände deutscher Behörden gefallen sind. Die Grossbank tut sich einmal mehr schwer damit. Woran liegt das?

Das Ungemach nahm mit einem Brief seinen Anfang. «Wir teilen ihnen mit», liess die UBS kürzlich Tausende ihren Schweizer Kunden wissen, «dass die von den deutschen Behörden sichergestellten Daten auch Daten bezüglich Ihres UBS-Kontos (einschliesslich Ihres Namens) umfassen.»

Das Schreiben, das die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» öffentlich machte, löste seither einen Sturm der Entrüstung unter der betroffenen Klientel aus – und wurde sogar von Massenblättern wie «20 Minuten» und «Blick» gross aufgenommen.

Glück im Unglück

Was geschehen war: Bei einer Razzia bei der UBS in Frankfurt sackten deutsche Steuerfahnder im Jahr 2012 nicht nur Daten einheimischer Steuerflüchtlinge ein, sondern auch Details über zahlreiche Schweizer Kunden. Deren Koordinaten befanden sich überraschenderweise ebenfalls im deutschen Hauptquartier der UBS. Laut der Grossbank bezieht sich ein Grossteil davon auf Kunden mit Hypotheken und Vorsorgekonti – ist also eigentlich wertlos für die deutschen Ermittler.

Das ist Glück im Unglück für die UBS. Ebenso der Umstand, dass die Schweizer Steuerbehörden die Daten nicht für eigene Ermittlungen verwenden dürfen, weil diese dem im Inland weiterhin gültigen Bankgeheimnis unterstehen.

Zudem bestreitet die Grossbank, mit dem Transfer von Schweizer Daten ins Ausland selber das Bankgeheimnis verletzt zu haben. Die UBS könnte damit recht behalten: Bei einer grossen Datenpanne der Bank Coop im Jahr 2014 hatte sich gezeigt, dass die Behörden in solchen Fällen viel Milde walten lassen.

«Das kann ich leider nicht erklären»

Dennoch: Das deutsche Leck entwickelte sich für die UBS in den letzten Tagen zum Gau.

Dies, weil die Grossbank augenscheinlich in der Kommunikation mit der Kundschaft nicht restlos überzeugte, ihre Berater am Telefon teils ratlos schienen. Dem Pendlerblatt «20 Minuten», das auf der UBS-Hotline nach Antworten zum Datenleck suchte, wurde entgegnet: «Ich kann ihnen das leider auch nicht erklären.»

Das erinnert an die Vorgänge in Deutschland just nach der eigentlichen Razzia vor vier Jahren. «Steuerrazzia erzürnt UBS-Kunden», titelte damals das deutsche «Handelsblatt» und schrieb von überforderten Beratern und fehlenden Notfallplänen bei der Schweizer Grossbank.

Tatsächlich erfuhren viele deutsche UBS-Schwarzgeldkunden erst vom Leck, als die Fahnder auf der Matte standen.

Kommunikation kann den Unmut nicht mildern

Gegenüber finews.ch stellte sich die Grossbank auf den Standpunkt, dass ihr keine mangelnde Kommunikation vorgeworfen werden könne.

Die UBS habe aktiv die Öffentlichkeit mit einer Pressemitteilung informiert, alle betroffenen Kunden angeschrieben, eine Hotline eingerichtet und sich aktiv bei Kunden gemeldet. Selbstverständlich verstehe man den Unmut der Kunden, deren Daten bei einer Durchsuchung in Deutschland von deutschen Behörden gesichert wurden, hält die UBS fest.

Dennoch: Trotz all dieser Massnahmen machte die wichtigste Schweizer Bank bei diesem jüngsten Datenleck nicht die beste Figur. Eine souveräner Auftritt sieht anders aus.

Schluss mit Schweigen

Die Gründe für diesen Eindruck mögen tiefer liegen und betreffen längst nicht nur die UBS. Jahrzehntelang nahmen die hiesigen Banken Gelder entgegen und schwiegen darüber. In der Folge blieb Information eine Holschuld des Kunden. Seitdem des Bankgeheimnis demontiert und der Automatische Informations-Austausch mit dem Ausland installiert ist, können die Schweizer Institute jedoch nicht mehr schweigen.

Entsprechend stehen sie auch bei der Kundschaft in der Bringschuld, diese proaktiv zu informieren und ihr danach mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Will der Schweizer Bankenplatz aber künftig mit Stabilität punkten, müssen seine Akteure unbedingt sicherstellen, dass sie auch im Umgang mit unangenehmen Botschaften den gewohnten Service abliefern. Die jüngsten Ereignisse bei der UBS sind deshalb ein wichtiger Test.

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