Die Vorherrschaft der aktiven Fondsmanager bröckelt rasch. Auf die sich abzeichnende Krise reagieren sie höchst unterschiedlich – und nicht unähnlich den Opfern eines Schiffsunglücks.

Für all jene, die von sich behaupten, den Markt schlagen zu können, sind das schwere Zeiten. Denn die Börsen bieten Gelegenheiten zuhauf, sich Blössen zu geben – zuletzt geschehen im Nachgang des «Brexit», der selbst die bestbezahlten Profis auf dem falschen Fuss erwischte.

So zeigte etwa der Ucits-HFS-Index, der die Performance europäischer Hedgefonds misst, letzten Juni ein Minus von 0,41 Prozent. 

Folgenreiche Schlappen

Schlimmer ist, das solche Schlappen die Anleger erst recht mit den Füssen abstimmen lassen. Gemäss einer Statistik des amerikanischen Fonds-Analysehauses Morningstar flossen zwischen Mai 2015 und dem Mai 2016 rund 213 Milliarden Dollar Vermögen aus «aktiv» geführten Fonds ab, deren Manager eine Mehrrendite zum Markt zu erringen trachten.

Indexfonds (ETF) hingegen, welche das Börsengeschehen lediglich abbilden, verzeichneten in derselben Zeit Zuflüsse von 240 Milliarden Dollar. Mittlerweile verwalten ETF in den USA rund 40 Prozent des in Aktienfonds angelegten Geldes.

Das der Trend kehrt, ist wenig wahrscheinlich. Im Gegenteil: im «Brexit»-Monat Juni verzeichneten europäische Indexfonds laut dem französischen Anbieter Lyxor Nettomittelzuflüsse von rund 3,5 Milliarden Euro.

Aus Jägern werden Gejagte

Für Branchen-Grössen wie Blackrock-CEO Laurence «Larry» Fink ist klar, wo das hinführt: zu einem grossen Fondssterben.

Unter den aktiven «Alpha-Jägern» macht sich derweil eine Stimmung breit, wie sie wohl auch unter den Passagieren eines sinkenden Schiffes anzutreffen wäre – das jedenfalls legt ein Bericht der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) nahe.

1. Verdrängung

Das Blatt zitierte kürzlich Tim Guinness, den Gründer von Guinness Asset Management in London. Für den Investment-Boutiquen-Besitzer ist klar: «passive Fonds sind langweilig.» Ebenso steht seiner Meinung nach fest, dass ein Portfolio, dass den Markt grundsätzlich nie schlägt, viel weniger attraktiv ist als eines, dass wenigstens die Chance einer Überrendite bietet.

Entsprechend ist man bei Guinness Asset Management überzeugt, dass aktives Investieren eine Zukunft hat. Die Leute würden schliesslich immer den Fonds kaufen, der gerade die anderen schlägt. Obwohl viel dafür spricht, dass das keine gute Idee ist.

2. Resignation

Ganz anders fühlt sich Dennis Lynch, einer der angesehensten «Stockpicker» überhaupt. Der Experte für Investments in handverlesene Aktien schlug mit seinem Morgan Stanley Institutional Growth Fonds den US-Leitindex S&P 500 während der letzten zehn Jahre um gut 2 Prozent pro Jahr.

Das sind Zahlen, auf die jeder Fondsmanager stolz sein könnte. Trotzdem gab Lynch gegenüber der «Financial Times» zu: «Angesichts der Statistiken fällt es mir zunehmend schwer, ein positives Argument für aktives Investieren zu finden.»

Tatsächlich häufen sich die Studien, die das Versagen der aktiven Manager unterstreichen. So die jährliche Spiva-Untersuchung, derzufolge 83 Prozent der amerikanischen Fonds und 86 Prozent der europäischen Vehikel in der letzten Dekade hinter dem Markt zurückgeblieben sind.

3. Prinzip Hoffnung

Die Titanic galt als unsinkbar. Titanisch gross ist auch der Marktanteil der aktiven Asset Manager. Mit 100'000 Fonds weltweit stellen sie weiterhin das Schwergewicht der Branche und verwalten gewaltige Mengen an Vorsorgegeldern. Zudem sind die Akteure meist tief überzeugt, dass es sie braucht: Wie könnten effiziente Märkte funktionieren, wenn nur noch nach dem Index investiert wird?

Doch auch Kolosse sind verwundbar – das zeigte 1912 ein Eisberg im Nordatlantik.

4. Retten, was zu retten ist

Joe Sullivan, Chef der auch in der Schweiz tätigen amerikanischen Fonds-Boutique Legg Mason, will nicht zuwarten, bis es zur folgenschweren Kollision kommt. «Das sind die grössten Disruptionen in der Branche, die ich bisher erlebte», liess er sich zitieren. Am Handeln führe kein Weg vorbei, findet Sullivan. «Angesichts der schwankenden Performance bestehen Überkapazitäten.»

Branchen-Schwergewichte wie Blackrock oder Pimco haben bereits begonnen, Personal abzubauen.

Das ist wohl der erste Schritt – denn Margen zwischen 30 und 40 Prozent, wie sie Asset Manager teils heute noch einfahren, könnten bald der Vergangenheit angehören. Das gilt auch für die Löhne: Der Durchschnittslohn für einen Fondsmanager betrug in den USA letztes Jahr noch rund 690'000 Dollar. Bis Ende 2016 sollen es laut Studien 10 Prozent weniger sein.

Sparen ist noch nicht die Lösung des Problems. Die aktiven Asset Manager müssen sich neu erfinden, um sich über Wasser zu halten. Erste Akteure versuchen sich als spezialisierte Lieferanten bestimmter Portefeuille-Bausteine. Oder sie wechseln ins Beratungsfach: etwa, indem sie die Allokation oder die Risikoprofile für Investoren erstellen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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