Die einstige Bauernbank ist im letzten Halbjahr erneut gewachsen – und das ausgerechnet in städtischen Regionen. Hingegen musste die Raiffeisen Gruppe beim Gewinn einen Dämpfer einstecken.

Raiffeisen-CEO Patrik Gisel hatte es im Interview mit «finews.ch» schon angetönt: Das Zinsengeschäft, traditionell der wichtigste Pfeiler der drittgrössten Schweizer Bank, ist im vergangenen Halbjahr erneut deutlich gewachsen

So erzielten die 270 Genossenschaftsbanken von Raiffeisen Schweiz im Hypothekar-Geschäft Zuwachsraten von 2,2 Prozent und bei den Kundeneinlagen von 2,6 Prozent, wie die Bankengruppe am Mittwoch mitteilte.

Über Plan in der Agglomeration

Insbesondere in den Städten und Agglomerationen, Gebiete, in denen Raiffeisen traditionell nicht so stark verwurzelt ist, wurden die Wachstumsziele im Zinsengeschäft übertroffen, wie es hiess. «Raiffeisen wird ihre starke Stellung im Zinsdifferenzgeschäft behaupten. Dieser Ertragspfeiler ist für uns auch in Zukunft mit Abstand der wichtigste», betonte Gisel.

Auch das Kommissionsgeschäft liess sich sehen: Dieses stieg um 3,1 Prozent.

Rückläufiger Gewinn

Dennoch kann der Marathon-Läufer Gisel, der morgens schon um fünf Uhr in die Turnschuhe steigt, nicht ganz zufrieden sein mit dem Semesterausweis. Der Halbjahresgewinn der Gruppe sank nämlich um 28 Millionen auf 367 Millionen Franken.

Gründe dafür sind die Auswirkungen der volatilen Marktsituation auf das Handelsgeschäft sowie Investitionen von Raiffeisen in die Zukunft, wie weiter vermeldet wurde.

Brexit und «Rainbow» belasten

So spürte die Regionalbank die internationalen Auswirkungen der Brexit-Entscheids in Grossbritannien überraschend stark. Die Erträge im Handelsgeschäft gingen aufgrund der ungünstigen Marktsituation um 12,5 Prozent zurück.

Ebenfalls schwerer geworden ist der Kostenblock. Der Geschäftsaufwand stieg um 5,4 «erheblich» an, wie Raiffeisen selber zugab.

Die Entwicklung des neuen Kernbankensystems (zusammen mit dem Bankensoftware-Entwickler Avaloq unter dem Projektnamen «Rainbow») und der im vergangenen Jahr erfolgte Zukauf der Basler Privatbank La Roche & COführten im Vorjahresvergleich zu einem Anstieg des Personalbestandes auf 9'315 Vollzeitstellen (0,3 Prozent).

Keine Entwarnung

Die Umsetzung der «strategischen Initiativen» sorgt für einen vorübergehenden Anstieg des Kosten-Ertrags-Verhältnisses (Cost-Income-Ratio CIR) auf 63,2 Prozent, wie es weiter hiess.

Weder bezüglich des Marktumfelds noch der Kostensituation gab Raiffeisen am Mittwoch Entwarnung:

«Auf der Kostenseite ist aufgrund der laufenden Entwicklung am neuen Kernbankensystem keine Entlastung zu erwarten. Raiffeisen geht aufgrund dieser Konstellation nicht davon aus, das Rekordergebnis des Vorjahres wiederholen zu können.»

Folgt mehr

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.21%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.76%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.43%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.39%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.2%
pixel