Während die allermeisten Schweizer Geldhäuser nach wie vor nicht auf Extrazahlungen verzichten wollen, erteilt ein britischer Vermögensverwalter der Bonikultur eine radikale Absage. 

Der Brite Neil Woodford ist ein prominenter Fondsmanager im Vereinigten Königreich. Er war 26 Jahre lang für Invesco tätig, bevor er sich vor zwei Jahren zusammen mit Craig Newman (Bild unten) selbständig machte.

Mittlerweile verwaltet die in Oxford ansässige Investment-Boutique namens Woodford Investment Management mit 35 Mitarbeitern rund 18 Milliarden Franken.

Nun entschlossen sich die Gründer zu einer radikalen Massnahme. Für sie selber und ihre Angestellten gibt es fortan keine Boni mehr, wie die britische Tageszeitung «The Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag berichtete.

Boni fördern Fehlverhalten

Alle Beschäftigten bekommen nur noch ein Fixum. Dieses wurde für alle jedoch nach oben angepasst, so dass keiner schlechter wegkommt als zuvor. Im vergangenen Jahr lag das Grundsalär bei Woodford im Schnitt bei 281'000 Franken.

Newman Craig 500

Bonus-Zahlungen würden «kurzfristiges Denken und Fehlverhalten fördern», begründet Woodford-CEO Newman den Entscheid. Zudem helfe das neue Vergütungssystem den Fondsmanagern ihren Fokus auf nachhaltige Renditen zu richten, auch wenn sie auf kurze Sicht mit ihren Investments falsch lägen, so Newman weiter.

Eingeschränkte Bonushöhe

Dabei kümmert es ihn nicht, dass Extrazahlungen für überdurchschnittliche Leistungen in der Branche zum Standard gehören. Man wolle stattdessen die Firmenkultur und -ethik stärken, um die Firma als Ganzes weiterzubringen.

Gleichzeitig mit der Abschaffung der Boni hat das Unternehmen auch die Gebührenstruktur transparent gestaltet – ein Schritt, vor dem diverse Vermögensverwalter nach wie vor zurückscheuen, das sie empfindliche Ertragseinbussen befürchten.

Innerhalb der EU sind Finanzinstitute bei der Bonushöhe eingeschränkt. Diese darf höchstens doppelt so hoch sein wie das Grundsalär. Die komplette Eliminierung der Zusatzzahlungen wie dies nun Woodford macht, ist indessen ein Novum und sorgt in der britischen Finanzbranche für Aufsehen. 

Die Erhöhung des Fixums schmälert den Spielraum des Unternehmens in schwierigen Jahren, sagte ein Vergütungsspezialist von PwC gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag. Auch für die Investoren könnte diese Salärpolitik unter dem Strich zu höheren Gebühren führen, warnt Andrew McNally, CEO der Londoner Investmentboutiqe Equitile

Umdenken bei manchen Banken

Vereinzelt und in kleinen Schritten findet auch bei anderen Finanzinstituten ein Umdenken hinsichtlich Vergütungssysteme statt. So stellte Christian Sewing, Chef Private Banking bei der Deutschen Bank, die Boni auf den Prüfstand. «Wenn wir unseren Aktionären keine Dividende zahlen, dann muss auch unser eigener Bonus zur Debatte stehen», sagte er kürzlich in einem Interview mit der Zeitung «Bild». 

Damit scheint sich bei der Deutschen Bank ein Kulturwandel abzuzeichnen. Im vergangenen Jahr verzichteten Bankchef John Cryan und das Top-Management auf Grund des Milliardenverlustes auf Extrazahlungen. Auch der Bonustopf für die Angestellten fiel deutlich kleiner aus.

Ein weiteres positives Beispiel: Pascal Koradi, CEO der Aargauer Kantonalbank (AKB). Er gewichtet den Jobinhalt stärker als die Vergütung und ist mit dem vom Kanton verordneten Lohn von 600'000 Franken im Jahr zufrieden, wie auch finews.ch berichtete. Im Vergleich zu ähnlich grossen Finanzinstituten liegt sein Lohn damit deutlich am unteren Ende der Skala.

Credit Suisse und UBS nach altem Rezept

Von einer solchen Einstellung ist hingegen die Credit Suisse (CS) weit entfernt und dies trotz ähnlich gelagerten Schwierigkeiten wie bei der Deutschen Bank. Tidjane Thiam kassierte 2015 rund 2,9 Millionen Franken, zusätzlich zu seinem Fixgehalt von 1,7 Millionen Franken.

Auch die UBS macht keine Anstalten, auf Boni zu verzichten. So ist die grösste Schweizer Bank zwar besser unterwegs als viele ihre Konkurrenten. Doch sprudeln die Gewinn lange nicht mehr so stark wie früher, und Besserung ist auch nicht in Sicht. Die Gesamtvergütung von UBS-CEO Sergio Ermotti belief sich im vergangenen Jahr auf 14,3 Millionen Franken. Das sind rund 3 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.

Bleibt abzuwarten, ob Woodford, die AKB oder die Deutsche Bank weitere Nachahmer finden oder Ausnahmen bleiben. Zu befürchten ist wohl eher letzteres. Denn solange die anderen Banken ihre Topleute mit hohen Boni an sich binden, wird sich so schnell nichts ändern.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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