Die Industrialisierung in der Finanzbranche kam vergleichsweise spät. Dafür schreitet sie nun umso schneller voran. Mancher Banker muss sich vermutlich neu orientieren.

Noch rund 103'000 Personen (auf Vollzeitstellen gerechnet) beschäftigen die Banken hierzulande noch (per Ende 2015), wie aus dem neuesten «Bankenbarometer» der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) hervorgeht. Das ist ein Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Heuer hat sich der Stellenabbau beschleunigt. Bereits wurden 3'500 Jobs gestrichen, wie eine Umfrage ebenfalls von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) vor kurzem ergab.

Joberosion wird anhalten

Im Vergleich zum Personalbestand von vor der Finanzkrise – damals betrug er in etwa 110'000 Personen – ist der Rückgang eher moderat. Grund hierfür sind die Schaffung neuer Jobs in der Finanz-Technologie (Fintech) sowie – vor allem – im Compliance-Bereich.

Doch es bestehen keine Zweifel, dass der Abbau in den kommenden Jahren weitergehen wird. Denn die Margen im Bankgeschäft werden immer geringer, und darüber hinaus wird die fortschreitende Digitalisierung noch viele Jobs wegrationalisieren.

Keine guten Karten für Kundenberater 

In einer Studie der Hochschule für Wirtschaft in Fribourg hat der Finanz-Professor Patrick Schüffel untersucht, welche Bankjobs zwischen 2023 und 2033 am stärksten bedroht sein werden. Hier ist seine Einschätzung.

Ökonomen: Die Arbeit von Ökonomen wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 43 Prozent von Computern übernommen werden.

Wertpapier-Verkäufer: Im Vergleich dazu liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Verkäufer von Wertpapieren ihren Job verlieren werden, bei geringen 1,6 Prozent. Ein entscheidender Faktor spielt dabei das Bauchgefühl, wie finews.ch unlängst berichtete.

Kundenberater: Laut Studie ist diese Funktion mit 58 Prozent stark bedroht. Denn die Berater aus Fleisch und Blut erhalten immer mehr Konkurrenz durch die Robo-Advisors, die Portfolios durchaus gut strukturieren können.

Datenerfasser: Diese Berufe haben gemäss Studienautoren kaum Überlebenschancen – die «Sterbe-Quote» liegt bei hohen 99 Prozent.

Buchalter und Kredit-Sachbearbeiter: Ebenso wie die Stellen in der Datenerfassung, wird es solche Jobs mit einer 98-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis 2033 nicht mehr geben.

Finanz- und Kredit-Analysten: Erstere sind nur zu 23 Prozent, die Kredit-Analysten hingegen zu 98 Prozent gefährdet. Laut der Studie enthält die Aufstellung allerdings kaum erklärbare Differenzen.

Soziale Intelligenz schützt vor Jobverlust

Zentrale Kriterien bei der Beurteilung der Überlebenschancen von Bankjobs sind dabei: Je abstrakter die Arbeit ist, desto eher lässt sie sich ersetzen. Ein Beispiel: Die Erstellung von Konjunkturprognosen erledigt heutzutage ein Computer ebenso gut. Arbeiten, die soziale Intelligenz erfordern, sind dagegen eher schwerer durch Technologie zu ersetzen.

Daher stehen Verkäufer auf der sichereren Seite, auch wenn sie vielleicht weniger abstrakte Intelligenz brauchen als Ökonomen. Gefragt ist die Expertise von Ökonomen jedoch bei der Interpretation der Prognosen und dem möglichen Einfluss auf die Investments der Kunden.

Digitalisierung verändert Tätigkeitsprofil

Der Einsatz von Technologie ersetzt nicht nur Arbeitsplätze, sondern verändert auch das Tätigkeitsprofil – gerade bei Kundenberatern.

Während Computer die Erstellung des Risikoprofils eines Kunden sowie die Investitionen und das Rebalancing leisten, muss der Berater zum einen auf Augenhöhe mit dem Robo-Advisor sein. Dies erfordert eine vertiefte Kenntnis über die gesamte Produktepalette und Wissen über die Grenzen des Computers.

Komplett wegrationalisieren lassen sich Berater hingegen nicht: Denn in nervösen Finanzmärkten suchen Anleger oft das Gespräch mit einem vertrauten Berater, der sie situations- und bedürfnisgerecht begleitet, wie auch finews.ch berichtete. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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