Angesichts der niedrigen Zinsen sollten die Kriterien für die Vergabe von Hypotheken gelockert werden. Das findet Raiffeisen-Chef Patrik Gisel. Die heutigen Richtlinien seien «übervorsichtig» und diskriminierten Junge.

Der Chef der drittgrössten Schweizer Bankengruppe, Patrik Gisel, kritisiert die Benachteiligung junger Familien beim Wohneigentum. «Eine junge Familie hat keine Chance auf eine Hypothek. Die Tragbarkeitskriterien sind viel zu streng», sagte Gisel in Interviews mit der «SonntagsZeitung» (SoZ) und der «Schweiz am Sonntag» fest.

Die Richtlinien zur Vergabe von Hypotheken seien übervorsichtig. Gisel hält es für sinnvoll, dass Hypothekarkunden mit beschränkten Barmitteln zu einem Spar- und Amortisationsplan über 15 Jahre mit einem fest verzinsten Kredit verpflichtet würden.

Die Eigenmittel könnten diese über mehrere Jahre verteilt einbringen. Der Zins zur Berechnung der Tragbarkeit könnte dadurch deutlich auf rund 3 Prozent gesenkt werden.

Zinsengeschäft ankurbeln

Die geforderte Lockerung der Vergabe-Richtlinien kommt nicht von ungefähr. Denn das Zinsengeschäft ist für Raiffeisen die wichtigste Ertragsquelle. So hat die Genossenschaftsbank zwar im ersten Halbjahr 2016 überproportional zulegen können. Die Zinsmarge sank allerdings auf 1,07 Prozent. 

Gisel zufolge droht ein Abrutschen der Zinsmarge unter 1 Prozent, wie er an der Publikation der Halbjahreszahlen bemerkte. So seien einzelne Raiffeisenbanken bereits auf diesem Niveau angelangt, hiess es weiter.

Filialnetz wird ausgedünnt

Wie bereits im Interview mit finews.ch angekündigt, will der Raiffeisen-CEO das Filialnetz ausdünnen. Von den rund 980 Geschäftsstellen, sollen in den nächsten fünf bis zehn Jahren weitere 200 Niederlassungen geschlossen werden. In letzten zehn Jahren wurde das Filialnetz bereits um 300 Standorte reduziert.

Als Gründe für den Abbau nennt Gisel in der «SonntagsZeitung» zum einen die drastischen Verschärfungen der regulatorischen Anforderungen durch die Aufsichtsbehörden. Zum andern führe die zunehmende Digitalisierung dazu, dass weniger Kunden in die Filialen kommen, sondern ihre Bankgeschäfte von zu Hause aus tätigen.

Negativzinsen: Kaum Gefahr für Kunden

Gisel hält zwar nichts von Negativzinsen, eine Einführung schliesst er dennoch nicht gänzlich aus. «Raiffeisen wird die letzte Bank sein, die auf Sparkonten Negativzinsen verlangt», erklärte der 54-Jährige.

Das würden die Kunden nicht verstehen. Er selber verstehe das Konzept der Negativzinsen auch nicht und bezweifle deren Wirkung, so Gisel weiter. Die Nationalbanken sollten sich deshalb überlegen, wie sie von dieser Politik wegkommen, fordert der Raiffeisen-Chef.

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