Von Dublin bis Frankfurt reiben sich die Standortförderer die Hände ob dem Brexit – sie wollen die Londoner Banker zu sich holen. Doch die jüngsten Abbau-Massnahmen bei der UBS weisen in eine ganz andere Richtung.

Mit Sergio Ermotti erfüllen sich die schlimmsten Befürchtungen der Londoner «City». Wie auch finews.ch berichtete, spielt der UBS-Chef mit dem Szenario, dort jede dritte Stelle aufzuheben. Rund 1'500 Angestellte müssten dann in der Themse-Stadt um ihre Stelle fürchten.

Schuld daran, deutete Ermotti an, ist der «Brexit»: Nach dem Austritt Grossbritanniens aus der EU werde London zwar weiterhin ein wichtiger Finanzplatz sein. Aber eben «nicht mehr so bedeutend wie heute».

UBS als «first mover»

Wie es weiter geht, haben Politiker und Branchenbeobachter bereits vor Monaten vorgerechnet. Am Londoner Bankenplatz werden demnächst bis zu 70'000 Stellen verschwinden – die UBS wäre in diesem Prozess nur ein «first mover».

Auch das nächste Kapitel kennen die Experten schon. Die Stellen werden von London an die nächst grösseren europäischen Standorte verlagert, damit die internationalen Banken ihren «EU-Pass» behalten können.

Frankfurt hofft deshalb bereits auf den gesamten Euro-Derivate-Handel, Paris schickt Frankreichs Premierminister François Hollande persönlich auf Werbetour. Und Luxemburg dreht aufwändige Werbe-Videos.

Indes: Gerade das Beispiel UBS zeigt, dass die Brexit-Verlagerung ganz anders verlaufen könnte, als sich das die Standortförderer von Dublin bis Frankfurt so gedacht haben.

Abbau in Paris und Luxemburg

So wurde letzten Juni bekannt, dass die UBS in Frankreich Jobs abbaut. Insidern zufolge verschwinden am UBS-Sitz in Paris 15 Stellen im Handel sowie im Corporate Center; zudem strich die UBS Frankreich in den letzten Jahren rund 40 Stellen im Asset Management .

Dieser Tage schlugen nun auch Luxemburger Gewerkschafter Alarm. Sie warnen, die UBS streiche Dutzende Stellen im Grossherzogtum – und verlagere die Jobs teils nach Polen.

Luxemburg und Paris sehen sich, noch bevor der Brexit richtig zu «wirken» begonnen hat, um viele der begehrten Finanz-Arbeitsplätze leichter. Dass in diesem Zusammenhang auch die Destination Polen genannt wird, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Brexit-Rechnung anders ausgehen könnte als erwartet.

Verlagerung vor dem Brexit angepackt

Denn schon lange vor dem Richtungsentscheid der Briten stand bei der UBS fest, dass die Verlagerung an Tieflohn-Standorte angepackt wird.

2014 wurde etwa bekannt, dass die Grossbank rund 4'000 Stellen im rückgelagerten Bereich aus der Schweiz und dem Königreich Richtung Krakau und Breslau verschiebt. Treiber dieser Verlagerung sind weder der EU-Pass noch das kulturelle Angebot oder Internet-Knotenpunkte – es waren und sind schlichtweg die Kosten.

Und wenn die UBS in Frankfurt ihre Europabank aufbaut, sollten sich die Standortförderer nicht zu früh freuen. Der Infrastruktur-Aufwand dazu wird vor allem in der Schweiz betrieben, in der Main-Metropole kann die Grossbank lediglich vorhandene Strukturen nutzen. Auch bei diesem Projekt spielt der Effizienzgewinn die entscheidende Rolle – nicht etwa der Standort.

Das lässt sich auch daran erkennen, dass sich die UBS bis jetzt nicht definitiv auf Frankfurt festgelegt hat.

Axel Webers Warnung

Wie wenig sich die UBS-Strategen aus dem Renommee von «Mainhattan» oder Paris machen, erklärte jüngst Präsident Axel Weber in einer Rede: «Zu denken, Frankfurt oder Madrid würden, ohne sich gross zu bemühen, vom Brexit profitieren, ist falsch», mahnte er.

Das Balgen um die Brexit-Beute könnte den EU-Finanzplätzen gar schaden, so Weber weiter. Kontinentaleuropa drohe damit an Marktmacht zu verlieren – zugunsten der internationalen Konkurrenz.

Oder anders gesagt: Der Standort spielt im globalisierten Nach-Finanzkrisen-Banking eine immer geringere Rolle. Dafür regiert die Kostenfrage jegliches Tun.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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