Das US-Finanzinstitut Harris Associates macht regelmässig mit seiner Beteiligung an der Credit Suisse von sich reden. Doch die Amerikaner sind auch an zahlreichen anderen Schweizer Firmen beteiligt.

Während die meisten Investoren die Finger von Bankwerten lassen, stockt Harris Associates (Harris) munter auf. Erst Ende August erhöhte das Finanzinstitut aus Chicago sein Engagement an der Credit Suisse (CS) auf mehr als 10 Prozent, wie auch finews.ch berichtete.

Nun hat der Langfrist-Investor auch seine Beteiligung an der Schweizer Privatbank EFG International erhöht, und zwar ziemlich deutlich. Gemäss einer am Mittwoch publizierten Meldung der Schweizer Börse SIX stieg die Beteiligung von 3,14 auf 5,27 Prozent.

Vom Geschäftsmodell überzeugt

Damit ist Harris neben der griechisch-schweizerischen Eignerfamilie Latsis mit 44 Prozent und der brasilianischen Minderheitsaktionärin BTG Pactual mit 30 Prozent neu der drittgrösste Aktionär.

Das US-Unternehmen überschritt die meldepflichtige 3-Prozent-Hürde bei EFG International bereits im September 2015. Damals notierte die Aktie bei 11 Franken. Seither glitt der Kurs auf ein Allzeittief von 3.18 Franken ab. Doch inzwischen hat sich der Titel wieder etwas erholt und notiert derzeit bei 4.81 Franken.

Doch was motiviert die Firma Harris, in EFG International zu investieren?

Offenbar scheint das Haus vom Geschäftsmodell bei EFG überzeugt zu sein, was angesichts der Schwierigkeiten, welche sich die EFG mit der übernommenen BSI aufgebürdet hat – Stichwort 1MDB –, allerdings etwas überrascht.

Schlummerndes Potenzial

Doch zurück zur Motivation. Der 1976 gegründete und weltweit tätige Vermögensverwalter Harris Asscociates versteht sich als Value-Investor, der verborgene Substanz in unterbewerteten Firmen zu finden versucht. Und offenbar ortet er solche Firmen vor allem in der Schweiz. 

Die Anlageentscheide verantwortet Chief Investment Officer (CIO) David Herro. Er ist das Ausgängeschild der Firma, indem er sich auch regelmässig in den Medien zu den diversen Engagement äussert. Dabei sieht er in verschiedenen Schweizer Banken ein schlummerndes Potenzial, wie er in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (bezahlpflichtig) unlängst erklärte.

Ihm zufolge wird sich die Schweizer Finanzbranche aufspalten. Will heissen: Starke Banken bauen ihre Position aus, die schwachen hingegen gehen unter oder werden aufgekauft. Gerade in diesem Konsolidierungsprozess sieht Herro die Privatbank EFG International als Käuferin.

Auch bei Julius Bär engagiert

Ausser an der CS und EFG ist Harris auch an der Zürcher Bankengruppe Julius Bär beteiligt. Im September 2013 meldete die SIX, dass die Amerikaner die 5-Prozent-Schwelle übershritten hätten und nunmehr 5,33 Prozent hielten.

Julius Bär ist in den vergangenen Jahren vor allem über Akquisitionen gewachsen, namentlich in Indien erreichten die «Bären» mit der Übernahme des international Geschäfts von Merrill Lynch eine wichtige Position. Für Herro ein wichtiger Punkt, dass Julius Bär ebenfalls zu den Gewinnern des epochalen Wandels in der Finanzbranche zählen wird. 

Unter französischer Kontrolle

Per Ende Juni verwaltetet Harris Associates, eine Tochtergesellschaft des französischen Natixis-Konzerns, Kundenvermögen von insgesamt 103 Milliarden Dollar. Total beschäftigt die Firma 200 Personen, davon 39 Investment-Spezialisten. 

Harris Associates ist hierzulande nicht nur in Finanzwerte investiert, sondern auch in diverse andere Unternehmen – darunter Kühne + Nagel, LafargeHolcim, Bucher Industries, Adecco, Kaba, Givaudan, Bobst oder Burckhardt Compression.

Auch bei diesen Firmen kommt dem Vernehmen nach der Value-Ansatz zum Zug.

 

 

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