Die Credit Suisse öffnet ihre Indexfonds-Palette sukzessive auch privaten Anlegern. Valerio Schmitz-Esser, Leiter Index Solutions bei der CS, verrät im Interview mit finews.ch, wann Indexfonds besser sind als ETF.


Herr Schmitz-Esser, die Credit Suisse hat eine weitere Tranche an Indexfonds privaten Anlegern zugänglich gemacht. Streben Sie nach Volumen?

Auch, aber nicht nur. Wir öffnen die Fonds für private Investoren, weil diese Anlageprodukte meist günstiger sind als ETF. So werden bei Indexfonds nach Schweizer Recht keine Stempelsteuern erhoben. Und bei jenen nach Luxemburger Recht fällt die Steuer nur bei der Zeichnung an. Insbesondere bei institutionellen Anlegern hat deshalb die Nachfrage nach Indexfonds in den letzten Monaten deutlich angezogen.

Dafür ist bei Indexfonds die Handelbarkeit eingeschränkt, da diese – im Gegensatz zu Exchange Traded Funds (ETF) – nicht an der Börse kotiert sind.

Stimmt, aber interne Umfragen unter unseren institutionellen Investoren haben gezeigt, dass ihnen Flexibilität gar nicht so wichtig ist. Bei den allermeisten Privatanlegern wird dies nicht anders sein. Klar, für einen Day-Trader sind Indexfonds nicht das richtige Produkt.

«Wir haben den Verkauf der ETF-Sparte vor drei Jahren mehr als wettgemacht»

Auch andere Anbieter wie Swisscanto und Blackrock haben ihre Indexfonds einen breiten Publikum zugänglich gemacht – ein Trend?

Ich denke schon. Im heutigen Niedrigzinsumfeld schauen Investoren – sowohl private als auch institutionelle – verstärkt auf die Kosten. Und hier sind Indexfonds in der Regel besser als ETF. Nicht nur fallen keine Stempelsteuern an. Es gibt auch keinerlei Performance-Unterschiede, weil die Abrechnung immer zu Schlusskursen stattfindet.

Passives Investieren boomt. Doch die Credit Suisse hat vor gut drei Jahren ihre ETF-Sparte an Blackrock verkauft. Holen Sie mit den Indexfonds nun Verpasstes nach?

Das ETF-Geschäft war bei der Credit Suisse nicht gross und machte damals weniger als 20 Prozent unserer passiven Assets aus. Bereits damals waren mehr als 80 Prozent der indexierten Kundenvermögen in Indexfonds und in indexierte Direktanlage-Mandate investiert. Heute haben wird die damaligen 20 Prozent des ETF-Geschäfts mehr als wettgemacht.

«Insgesamt verwaltet die CS im Bereich indexierter Kundenvermögen 103 Milliarden Franken»

Wie gross sind denn die CS-Indexfonds im Schnitt?

Wir verwalten derzeit 77 Indexfonds mit einem durchschnittlichen Fondsvermögen von knapp 1 Milliarde Franken. Unser grösster Indexfonds ist jener auf den Swiss Performance Index (SPI) mit 8,3 Milliarden Franken (per Ende August 2016). Im Fonds auf den Switzerland Bond Index AAA-BBB verwalteten wir per Ende August 6,8 Milliarden Franken.

Insgesamt verwaltet die Credit Suisse im Bereich indexierter Kundenvermögen 103 Milliarden Franken, darin enthalten sind Direktanlage-Mandate für institutionelle Kunden in der Höhe von 32 Milliarden Franken.

Wie profitabel ist das Indexfonds-Geschäft der CS?

Das Indexfonds-Geschäft ist eine zentrale Dienstleistung im Asset Management der Credit Suisse. Die Bank veröffentlicht aber keine Finanzzahlen zu einzelnen Produktebereichen.

«Für mich steht immer die Frage im Mittelpunkt, ob ich persönlich in den Fonds investieren würde»

In der Finanzbranche ist die Wertpapier-Leihe umstritten. Betreibt die CS diese Praxis auch bei Indexfonds?

Ja, in etwas weniger als der Hälfte der Fonds. Fonds ohne Wertpapier-Leihe sind mit dem Zusatz «Blue» gekennzeichnet. Die Sicherheiten, die wir für die ausgeliehenen Wertschriften entgegennehmen, sind überbesichert.

Hinzu kommt: Die Wertpapiere, die im Index enthalten sind, sind bei uns physisch hinterlegt. Ein Gegenparteien-Risiko wie dies bei synthetisch replizierten Indexfonds beziehungsweise ETF teilweise noch der Fall ist, ist somit ausgeschlossen. Zudem gelten Indexfonds wie auch ETF rechtlich gesehen als Sondervermögen. Das bedeutet, dass im Konkursfall das Geld nicht in die Konkursmasse fällt, sondern an den Anleger ausbezahlt wird.

Sind Sie persönlich auch in Indexfonds investiert?

Ja, hauptsächlich in Credit Suisse Index Funds (CSIF) sowie in den CSA Mixta BVG Index 45 für die Säule 3a. Bei allen Fondslancierungen steht für mich die Frage im Mittelpunkt, ob ich persönlich in den Fonds investieren würde.


Valerio Schmitz-Esser verantwortet seit März 2010 den Bereich Index Solutions im Asset Management der Credit Suisse in Zürich. Davor leitete er während drei Jahren das  Team «Client Solutions» und war stellvertretender Leiter der «Quantitative Strategies Group». Er stiess vor rund 16 Jahren als Portfoliomanager zur CS und übernahm 2002 Leitungsfunktionen im Research- und Strategie-Bereich. Schmitz-Esser ist Betriebsökonom und promovierter Staatswissenschaftler (Universität Fribourg). Er ist überdies Chartered Financial Analyst (CFA).

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.58%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.77%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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