CS-Präsident Urs Rohner wünscht gute Lektüre: Die Studie der Bank zur «Gender Diversity» bei Schweizer Firmen begleitet er mit einem Vorwort. Doch der Befund ist für Bankerinnen alles andere als erfreulich.

Wie die Experten der Credit Suisse (CS) herausgefunden haben, ist die Luft für weibliche Spitzenkräfte im Land nirgends so dünn wie im Finanzsektor (siehe Grafik unten). Und das will etwas heissen.

Gemäss der am Montag veröffentlichten Gender-Diversity-Studie sind nämlich nur 6,7 Prozent der Posten im Top-Management bei Schweizer Firmen von Frauen besetzt, weltweit ist die Quote im Schnitt doppelt so hoch. Zudem mag die Schweiz zwar die Wettbewerbs-Länderrankings anführen, bezüglich weiblichen Verwaltungräten rangiert sie aber noch hinter Schwellenländern wie Malaysia oder Südafrika (mit einem Schnitt von 13,4 Prozent).

Tiefe Frauendichte

Daran wird sich auch nicht so schnell etwas ändern, vermuten die CS-Experten weiter. Auf CEO-Stufe halten Schweizer Firmen zwar bezüglich Frauenanteil mit dem europäischen Durchschnitt mit. Doch auf Stufe Finanzchef und in der operationellen Führung nimmt sich die «Frauendichte» bereits markant tiefer aus, wie die Studie feststellt.

Diversity Grafik 500

Dünne Pipeline

Mit anderen Worten: Die Pipeline ganz nach oben ist viel zu dünn besetzt, um den (meist männlichen) Verwaltungsräten eine sinnvolle Auswahl für die höchsten Weihen zu bieten.

Dieser Befund kann auch CS-Präsident Urs Rohner nicht schmecken. Denn die zweitgrösste Schweizer Grossbank leitete noch unter Ex-CEO Brady Dougan ein Programm ein, das explizit Frauenkarrieren fördern soll.

CS-Risikochefin Lara Warner, die im Oktober 2015 in die Geschäftsführung berufen wurde, ist das bekannteste «Produkt» jener Bemühungen.Von aussen zur CS stiessen derweil kürzlich die ehemaligen UBS-Bankerinnen Dagmar Maria Kamber Borens und Patricia Enslow.

Allerdings nahm bei der Grossbank in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von weiblichen Spitzenkräften den Hut, wie auch finews.ch berichtete.

Abgänge häufen sich

So verliessen in kurzer Folge Marketing-Chefin Pamela Thomas-Graham, Investor-Relations-Verantwortliche Charlotte Jones, Branding-Leiterin Ramona Boston, Kommunikations-Chefin Clarissa Haller und Finanz-Managerin Kirsty Roth das Unternehmen.

Verbleiben der CS die Risikochefin Warner in der Geschäftsleitung und die Verwaltungsrätinnen Iris Bohnet, Seraina Maag und Noreen Doyle. Dabei kommt die Diversity-Studie der Bank zum Schluss, dass sich eine höhere Frauenquote durchaus in einer besseren Bewertung der Aktie niederschlagen kann.

Kleine Vorreiter

Bei der Erzrivalin UBS sitzen mit Ann Godbehere, Beatrice Weder di Mauro und Isabelle Romy ebenfalls drei Frauen im obersten Aufsichtsgremium. Die Konzernleitung zählt mit der Präsidentin des Asien-Geschäfts Kathryn Shih und HR-Chefin Sabine Keller-Busse immerhin zwei weibliche Mitglieder.

CEO und Präsident der UBS sind mit Sergio Ermotti und Axel Weber jedoch beides Männer.

Die Vorreiterrolle in Sachen Frauen in CEO-Positionen überlassen die Grossbanken damit kleineren Konkurrenten: So der «Hypi» Lenzburg mit CEO Marianne Wildi oder dem Genfer Verögensverwalter Unigestion mit Chefin Fiona Frick.

Bei der ebenfalls in der Rhonestadt beheimateten Privatbank Edmond de Rothschild werden inzwischen drei von sieben Geschäftsleitungs-Posten von Frauen besetzt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.73%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.29%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.57%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.66%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.75%
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