Ein Vierteljahrhundert nach dem Kollaps der Spar + Leihkasse Thun, ausgelöst durch fallende Liegenschaftspreise, erwarten viele Schweizer weiter steigende Immobilienpreise. Fachleute warnen vor «Hot Spots».

Nur wenige Monate vor dem rabenschwarzen 3. Oktober 1991 hatte die Spar + Leihkasse Thun (SLT) noch ihr 125-Jahr-Jubiläum angerichtet und ein Fest mit tausend Gästen organisiert, wie sich die «Berner Zeitung» erinnert. Doch kurze Zeit später war das bloss noch Nostalgie oder auch Makulatur.

Denn im Oktober belagerten Sparer die SLT. Sie forderten ihre Ersparnisse zurück. Die damals zweitgrösste Bank des Berner Oberlands hatte sich mit Immobilienfinanzierungen im ganzen Land übernommen und war auf den Einbruch der Liegenschaftspreise zu Beginn der 1990er-Jahre unvorbereitet gewesen, wie die «Berner Zeitung» weiter schreibt.

Skandalbilder gingen um die Welt

Insgesamt hatte die SLT offene Verpflichtungen von 100 Millionen Franken und drohte zahlungsunfähig zu werden. Verzweifelte Kunden standen vor den geschlossenen Schaltern der SLT Schlange – Fernsehbilder davon gingen um die Welt und brockten so der Branche den grossen, internationalen Imageschaden ein. Denn das Ausland nahm wahr, dass selbst im vermeintlich granitsoliden Schweizerland Banken eingehen konnten.

Keine der Schweizer Grossbanken wollte damals die SLT mit ihren gerade einmal 70 Mitarbeitern retten. Sie sei heruntergewirtschaftet, liessen sie unisono verlauten. So kam es zum Kollaps und in der Folge zum «Sonderausschuss Regionalbanken» unter der Ägide der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK, heute Finma).

Aber trotz dieser Vorkehrungen verbesserte sich die Situation nicht so rasch. Im Gegenteil. Als es zu immer weiteren Problemfällen kam, zwang die EBK die Grossbanken, bedrohte Kleininstitute zu übernehmen.

Konsolidierung schon damals

So schrumpfte die Zahl der Regionalbanken zwischen 1980 und 1996 von 220 auf 119. Mit anderen Worten: Konsolidierung im Bankensektor gibt es nicht erst seit heute.     

Seit einigen Jahren bewegen sich die Immobilienpreise erneut auf einem hohen Niveau, und regelmässig ist von Preisblasen die Rede, und die Schweizer Grossbank spricht von «Hot Spots» wo das Risiko eines Zerfalls offenbar am grössten ist.

Meinungsdifferenzen zwischen den Generationen

Dessen ungeachtet rechnen zwei von drei Befragten hierzulande in den nächsten fünf Jahren mit weiter steigenden Immobilien-Preisen. An sinkende Preise glaubt derweil nur jeder Siebte. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Befragung von 916 in der Schweiz lebhaften Personen durch den Hypothekarspezialisten MoneyPark und das Maklernetzwerk alaCasa.ch.

Zwischen den Generationen bestehen bei den Erwartungen bezüglich der Immobilienpreise enorme Unterschiede. Auffällig ist dabei vor allem, dass die jungen Einwohner der Schweiz mit Abstand am häufigsten von «deutlich höheren» Immobilienpreisen bis und mit 2021 ausgehen und auch sonst mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 80 Prozent auf steigende Preise tippen. Mit dem Alter werden die Prognosen konservativer.

Verschiedene Annahmen für diese Entwicklung

  • Die jungen Schweizer haben die Immobilienkrise in den 1990er-Jahren nicht erlebt – jedenfalls nicht bewusst. Stattdessen sind sie ab dem Jahr 2000 in einer Zeit aufgewachsen, in der die Preise für Wohneigentum stark gestiegen sind. Nominell sind heute Einfamilienhäuser 4,3 Mal und Eigentumswohnungen sogar 4,8 Mal so teuer wie 1970.
  • Umgekehrt hat sich die Immobilienkrise der 1990er-Jahre bei vielen älteren Einwohnern eingebrannt, was zu vorsichtigeren Prognosen führt.
  • In den hiesigen Medien wurde in den vergangenen Monaten und Jahren seitens verschiedener Banken sowie auch seitens der öffentlichen Hand immer wieder (und irreführenderweise) vor einer Immopreis-Blase gewarnt. Die Vermutung liegt nahe, dass dies bei den älteren Kohorten einen stärkeren Eindruck hinterlassen hat.
  • Die junge Generation ist möglicherweise auch schlicht «bullish» und traut der Schweizer Wirtschaft mehr Stärke zu als die älteren Befragten. Kaum jemand tippt auf noch tiefere Hypozinsen.
  • Die Befragung hat jedenfalls ergeben, dass in der Schweiz zwei von drei Einwohnern für die nächsten fünf Jahre mit steigenden Hypothekarzinsen rechnen. Auf noch tiefere Zinsen tippen angesichts der aktuellen Rekord-Tiefststände nur zwei von hundert.

Der Befund

Zwischen den Prognosen für Immobilienpreise in der Bevölkerung und von Fachleuten klafft ein Graben. Während die Experten mit stagnierenden Preisen rechnen, für manche Segmente und Regionen gar mit Preisrückgängen, geht die Gesamtbevölkerung weiterhin von steigenden respektive sogar stark steigenden Preisen aus.

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