Die Falcon Private Bank wurde von ihren Eignern im Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB missbraucht und muss nun schwer büssen. Ein Muster, das am Bankenplatz zu denken geben sollte.

«We can’t find any reason/motivation/statement why this transaction has to pass through FPB [Falcon] and not from [Bank X] directly to the respective parties [...]» warnten Banker der Falcon Private Bank anlässlich einer aufsehenerregenden Überweisung von 1,3 Milliarden Dollar.

Doch das Warnschreiben, welche die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) am Dienstag öffentlich machte, drang beim Management nicht durch. Dieses entschied stattdessen, die Transaktionen durchzuführen, und zwar mit Schweizer Pünktlichkeit. Im Vordergrund sei stets die Bemühung gestanden, die Transaktionen termingerecht abzuwickeln, stellte die Finma nun fest.

«Head Office is watching you»

Ein Funktionsträger habe die ausführende Zweigniederlassung in Singapur gar gemahnt: «Head Office is watching you».

Für die Dienstfertigkeit von einst muss die Zürcher Privatbank nun bitter büssen. In der Schweiz muss Falcon unter anderem eine Busse von 2,5 Millionen Franken zahlen, wie auch finews.ch berichtete. In Singapur wurde dem Institut die Banklizenz entzogen.

«Die Flaggen sind hochgegangen, aber von oben wurde Druck gemacht, dass die Transaktion durchgingen», bestätigte nun Falcon-CEO Walter Berchtold vor den Medien die Vorfälle. Der Druck sei dabei namentlich von den «zwei Herren» ausgegangen, die im Verwaltungsrat der Bank ehemals den Eigner vertraten, den Staatsfonds IPIC aus dem Emirat Abu Dhabi.

Zwei Herren machten Druck

Bei den «zwei Herren» handelt es sich um den inzwischen verhafteten Khadem al-Qubaisi sowie Mohamed Badawy al-Husseiny, beides Ex-Beamte bei der Falcon-Besitzerin IPIC. Sowohl Qubaisi wie Husseiny wird von der Schweizer Bundesanwaltschaft vorgeworfen, sich zusammen mit Akteuren im Umfeld des malaysischen Staatsfonds 1MDB an den rund 3,5-Milliarden-Dollar-schweren Erlösen einer 1MDB-Anleihe bedient zu haben.

«Die ehemaligen Verwaltungsräte haben die Bank für ihre Zwecke missbraucht», folgerte CEO Berchtold.

Willige Vollstrecker

Allerdings fanden die beiden offenbar im Management der Falcon Bank willige Vollstrecker. «Die geschäftsführenden Verantwortlichen liessen diesen Geschäftsbeziehungen einen grossen Stellenwert zukommen und waren um deren reibungslosen Ablauf besorgt», stellte die Finma in ihrer Mitteilung zu den Sanktionen fest.

«Sie gingen nach eigenen Angaben davon aus, dass die beiden Verwaltungsratsmitglieder hinsichtlich dieser Geschäftsbeziehungen den Willen der Eigentümer der Bank vertraten.»

Das hat die Bankenaufsicht zum Eingreifen bewegt. Wie die Finma am Dienstag weiter bekannt gab, hat sie gegen zwei ehemalige Funktionsträger der Bank Enforcement-Verfahren eröffnet.

«Nichts Falsches getan»

Falcon-CEO Berchtold bestätigte seinerseits, dass ehemalige Manager der Bank von Finma-Verfahren betroffen seien. Hingegen wollte er sich nicht dazu äussern, ob eine solche Untersuchung gegen seinen Amtsvorgänger Eduardo Leemann eröffnet worden ist.

Leemann, der bereits das Falcon-Vorgänger-Institut AIG Private Bank geführt hatte, stellte sich stets auf den Standpunkt, das Geldhaus habe korrekt gehandelt. «Wir haben nichts Falsches getan», betonte er etwa letzten März. Und: «Unsere Besitzer haben sich bisher nie und werden sich auch nie in unser operatives Geschäft einmischen.» Es seien Türen geöffnet worden, aber nicht mehr.

Die Finma urteilte nun anders.

Von Drahtziehern instrumentalisiert

Auf Anfrage von finews.ch bei Falcon hin war Leemann für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Derweil wurde Jens Sturzenegger, der die Falcon-Niederlassung in Singapur leitete, am 5. Oktober 2016 im asiatischen Stadtstaat festgenommen.

Indessen steht zweifelsfrei fest, dass mutmassliche Drahtzieher im 1MDB-Skandal Falcon instrumentalisieren konnten. Dieses «Hijacking» eines durchaus prominenten Zürcher Instituts sollte dem gesamten Bankenplatz zu denken geben.

Auf Herz und Nieren prüfen

Wenn das Swiss Banking künftig mit Qualität die ausländische Konkurrenz ausstechen will, muss es zwingend um seinen guten Ruf besorgt sein. Gerade in der gegenwärtigen Konsolidierung ist dabei besondere Vorsicht geboten. Potenzielle Käufer, so willkommen sie scheinen, sind auf Herz und Nieren zu prüfen.

Dass dies keine leere Ermahnung ist, zeigten jüngst die Turbulenzen um den (geplatzen) Verkauf der Bank Arner im Tessin – und nun die Abstrafung der Falcon Private Bank.

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