Die Vermögensverwalter in der Calvinstadt schlagen Alarm: Der Bankenplatz rangiert weltweit nicht mal mehr unter den Top 20, das Neugeld bleibt aus. Jetzt fordert die Branche selber eine Radikalkur.

Normalerweise hüten sich die noblen Genfer Banquiers privés, ihr Umfeld mit träfen Aussagen zu verschrecken. Doch die Zeiten sind nicht mehr normal in der Rhonestadt, wie die Finanzplatz-Vereinigung Fondation Genève Place Financière diese Woche feststellte.

Demnach ist Genf auf Platz 23 der bedeutendsten Finanzzentren weltweit zurückgerutscht, wie es heisst. Selbst die grösseren Häuser am Platz schrieben im vergangenen Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr in der Mehrzahl weniger Gewinn (siehe Grafik unten).

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Ebenfalls hat die Arbeitslosigkeit im Genfer Metier, das rund 37'000 Personen beschäftigt, in den letzten Monaten zugenommen.

Gegen die Defaitisten

Das sei ein «Elektorschock» für die Branche, stellt Fondation-Präsident Yves Mirabaud ganz unverblümt fest. Nun sei dringliches Handeln von Unternehmen und der Politik gefordert, so der Bankier, der die Geschäftsleitung der Privatbank Mirabaud anführt. Jeder Defaitismus sei hingegen fehl am Platz, so das kämpferische Votum.

Tatsächlich machte der Finanzplatz in der Rhonestadt zuletzt einen lethargischen Eindruck. Eine Umfrage unter den Vermögensverwaltern am Platz weist auf stagnierende bis schwindende Neugelder hin (siehe Grafik unten); insbesondere die europäischen und lateinamerikanischen Kunden bleiben aus, klagt die Branche.

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Sich auf die DNA besinnen

Aufmerken lässt, dass Mirabaud nun nicht mehr nur gebetsmühlenartig die Politik auffordert, möglichst rasch einen besseren Zugang zum europäischen Markt zu schaffen und auch sonst der Branche beizuspringen. Das tut er zwar auch – doch fordert er nun viel lauter seine eigenen Schäfchen auf, endlich aus der Lethargie zu erwachen.

Die Branche müsse sich auf die Innovation besinnen, die ja eigentlich seit jeher zur DNA der Banquiers privés gehöre, findet der Mirabaud-Banker. Ihr «savoir faire» in der Vermögensverwaltung müsse nun mit den neuesten digitalen Errungenschaften gekoppelt werden.

«Phytigale Anstrengungen»

Heute schon sei das Bankgeschäft nämlich «phytigal», so Mirabaud in einer eigenen Wortschöpfung: es verlaufe über phyische und digitale Kanäle zugleich. Entsprechend seien Fintech-Initiativen nach Kräften zu fördern.

Tatsächlich hätte Genf hier wohl einen Trumpf auszuspielen: Die Nähe zu Finanzfirmen und zur Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) macht die Rhonestadt zum Nährboden für Finanz-Startups. Nicht von ungefähr wurde in Genf mit Fusion der erste Fintech-Inkubator der Schweiz gegründet.

Fragt sich nur, ob die Vermögensverwalter elektrisiert genug sind, um an diesen Vorsprung anzuknüpfen.

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