Sie sind dem Verwaltungsrat und den Aktionären Rechenschaft schuldig. Viel Raum zum Ausprobieren bleibt nicht, Sie müssen mit der Digitalisierungsstrategie reüssieren.

Das müssen alle anderen Banken auch. Wir haben aber die besseren Voraussetzungen, die Umsetzung zu kontrollieren. Als börsenkotierte Bank sind wir gegenüber unseren Aktionären sehr transparent.

Sind die Finstar-Investitionen leicht refinanzierbar?

Wir haben im Jahr 2000 mit der Entwicklung von Finstar begonnen und sind 2004 damit live gegangen. Inzwischen zählen wir acht Banken sowie die Personalkasse der SBB zu den Finstar-Kunden. Unsere Cost-Income-Ratio gehört zu einer der tiefsten im Regionalbankenbereich.

«Wir haben massiv tiefere IT-Kosten»

Ein wesentlicher Grund dafür sind unsere IT-Kosten, die im Vergleich zu outsourcenden Banken massiv tiefer sind. Wir geben nicht Millionen aus, um Bankingmodule zu entwickeln. Wir sind schlank, ein Schnellboot, kein Tanker.

Warum kopieren andere Banken Ihre Strategie nicht?

Diese haben eine andere DNA, eine andere Historie. Die Hypi hat eine langjährige IT-Entwicklungstradition. Dazu kommt, dass die Migration eines Core-Bankensystems in der Regel komplex und recht teuer ist. Der Mehrwert für Kunden stellt sich somit erst langfristig ein. Darum verlaufen solche Entscheidungen erfahrungsgemäss eher träge.

Unter den Finanzinstituten haben Sie zuletzt die Sallfort Privatbank als Kunden gewinnen können. Per 1. Januar 2016 sind Sie live gegangen.

Ja, zurzeit ist insbesondere bei den Privatbanken die IT-Migration ein Thema. Wir haben verschiedene Offerten ausstehend, und ich bin überzeugt, dass wir weitere Kunden dazugewinnen.

Die SBB Personalkasse nutzt auch Finstar, ist aber keine Bank.

Darauf sind wir stolz: Das Beispiel zeigt, dass Finstar auch für Unternehmen ausserhalb der Bankbranche eine gute Lösung ist. Als Finstar-Kunden haben wir auch grössere Pensionskassen, Immobiliengesellschaften oder Versicherer im Visier.

«Die Hypi Lenzburg könnte ein umfassender Finanzdienstleister werden»

Wir können Finstar modular anbieten, also auch für Kunden die nur einzelne Services unseres gesamten Dienstleistungsangebots brauchen. Das System ist offen und einfach parametrisierbar.

Können Sie sich vorstellen, dank Ihrer Plattformstrategie auch in bankenfremde Bereiche vorzustossen?

Da bin ich relativ schmerzfrei. Voraussetzung bleibt, dass in einem Punkt der Wertschöpfungskette Bankdienstleistungen benötigt werden und wir diese anbieten. Ich kann mir vorstellen, dass die Hypi Lenzburg irgendwann nicht mehr nur eine reine Bank sein wird, sondern ein umfassender Finanzdienstleister.

Sie sind immer noch ein traditionelles Kreditinstitut. Wie vermitteln Sie intern diesen Kulturwandel, den alle Mitarbeitenden dabei durchmachen müssen?

Indem wir sie aktiv involvieren und sie den Wandel mitgestalten können. Dafür haben wir eigens ein InnovationLab gegründet, in dem Mitarbeitenden Projekte und Ideen formulieren und entwickeln können, und die dann auch umgesetzt werden.

«Ich kann mir nichts Spannenderes vorstellen»

Mit der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Universität Zürich haben wir beispielsweise ein grösseres Projekt angestossen, das die Digitalisierung der Beratung im Hypothekargeschäft zum Ziel hat. Da ist immer auch der Input unserer Kundenberater notwendig. So schaffen wir Erlebnisse, welche den digitalen Wandel mitgestalten.

Die Digitalisierung führt zu einem erheblichen Stellenabbau bei den Banken. Der Wandel schafft also auch Ängste unter den Mitarbeitern.

Parallel zum InnovationLab haben wir auch die Hypi Academy initiiert. Diese hat das Ziel, dass sich unsere Mitarbeitenden dort stetig aus- und weiterbilden dürfen. Das Ergebnis werden noch besser qualifizierte und flexible Berater sein.

Ich bin überzeugt, dass die persönliche Beratung von Kunden, welche kompetent und flexibel ist, auch im digitalen Wandel nicht verschwinden wird.

Sind Sie mit der Hypi auf dem Weg, die digitalste Bank der Schweiz zu werden?

Das ist ein Ziel, ja. Aber dies sollen andere beurteilen (lacht).

Sie starteten Ihre Karriere ja als Softwareentwicklerin. Haben Sie nie den Wunsch gehabt, ein eigenes Fintech aufzubauen?

Ich habe als CEO die Chance, eine Bank mit allen ihren Stakeholdern in ihrem Wandel und durch unsere Kooperationsstrategie auch junge Fintech-Unternehmen zu begleiten. Ich kann mir im Moment nichts Spannenderes vorstellen.


Marianne Wildi ist die einzige Frau an der Spitze einer börsenkotierten Schweizer Bank. Seit sieben Jahren lenkt sie die Geschicke der Hypothekarbank Lenzburg, besser bekannt als die «Hypi». Angestellt ist sie dort schon über 30 Jahre. Sie begann als Programmiererin und war später hauptverantwortlich dafür, dass die Bank ihre eigene IT-Plattform entwickelte.

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