Der Schweizer Vermögensverwalter GAM schafft den Turnaround weiterhin nicht. Es fehlt an Grösse und Profil. Einiges deutet darauf hin, dass die Konsolidierungswelle auch GAM erfasst. Das sind die Gründe.

Der Asset Manager GAM hat im vergangenen dritten Quartal etwas mehr Luft zum Atmen gehabt und weist erstmals nach langer Zeit wieder höhere verwaltete Vermögen aus. Im Kerngeschäft Investment Management ziehen Kunden aber weiterhin Geld ab.

Die Aussichten hat CEO Alex Friedman ernüchternd geschildert. Die Fonds erbringen die nötige Performance nicht und generieren damit auch keine zusätzlichen Erträge.

Friedman will den Turnaround weiterhin vorantreiben, stellt aber einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren in Aussicht, in dem die Ziele erreicht sein werden. Im gegenwärtigen Umfeld, sowohl was die Branche betrifft als auch die Finanzmärkte, ist GAM auf einer äusserst schwierigen Mission unterwegs. Diese könnte durchaus abgebrochen werden und in einen Verkauf münden.

Hier sind sechs Gründe für dieses Szenario.

1. GAM ist ein (zu) kleiner Fisch

Janus Capital und Henderson Global Investors, Amundi und Pioneer Investments – dies sind nur die jüngsten Beispiele einer sich rapide beschleunigenden Konsolidierung im Asset Management.

Die GAM-Gruppe ist mit ihren knapp 120 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen weder ein grosser Player noch eine kleine fokussierte Boutique. Es ist ein Asset Manager mit globalem Anspruch, aber zu schwachem Transmissionsriemen.

CEO Alex Friedman hat sich in den vergangenen Jahren darauf konzentriert, an kritischer Masse zuzulegen und drei Übernahmen getätigt. Das genügte nicht, dass GAM in eine höhere Liga aufgestiegen wäre. Das Vertriebsnetz ist weiterhin zu klein, um die Geldabflüsse (1,8 Milliarden Franken im dritten Quartal 2016) zu kompensieren.

  • GAM hat mit seiner spezialisierten Fonds-Palette nur in einem globalen und etablierten Vertriebsnetz echte Chancen.

2. Aktiv, aber nur wenige Trümpfe

Anbieter von Exchange Traded Funds (ETF) machen GAM wie auch allen anderen aktiven Asset Managern zusehends das Leben schwer. Denn die passiven Investitionsvehikel sind insbesondere bei der Hauptklientel, den institutionellen Kunden, wegen ihrer tiefen Gebührenstruktur begehrt.

Hinzu kommt, dass aktiv verwaltete Fonds im Allgemeinen und Hedgefonds im Speziellen teils schlechter rentieren als der jeweils zu Grunde liegende Index. Gerade GAM musste sich zuletzt den Vorwurf gefallen lassen, mit einigen wichtigen Fonds nicht zu den Outperformern zu gehören. Die im Vergleich zu ETF signifikant höheren Gebühren, welche aktive Fondsmanager von den Anlegern einkassieren, lassen sich somit kaum mehr rechtfertigen.

  • Der Kunde wandert ab.

3. Die Märkte sind gegen GAM

Im Tief- oder gar Negativzinsumfeld sind aktive Manager umso mehr gefordert, Rendite zu erzielen. Das ist den GAM-Fondsmanagern zuletzt nicht mehr recht gelungen. Die Geldpolitik und die zahlreichen politischen und ökonomischen Brandherde lassen zudem Kunden in der Passivität verharren oder sie ziehen gleich ihr Geld ab.

  • Stagniert oder schrumpft das Fondsvolumen von GAM, dann tun dies auch die Erträge.

4. Das wichtigste Versprechen bleibt unerfüllt

Das Fondsgeschäft ist ein gnadenloses Business. Denn der Erfolg reduziert sich auf einen einzigen Faktor für die Kunden: Performance. Wer diese liefert, dessen Stern glänzt ganz hell. Wer «underperformt», kann den Kundengeldern hinterher winken.

Genau damit sah sich GAM in der ersten Jahreshälfte 2016 konfrontiert. Letzten Juni musste das Unternehmen eine Gewinnwarnung ausgeben, weil die Performance eingebrochen war – was zu einem massiven Einbruch der damit verbundenen Gebühren führte.

Der Geldabfluss aus den GAM-Fonds dürfte anhalten, angesichts der vielen geopolitischen Risiken und der unveränderten Unsicherheit an den Märkten. CEO Friedman räumte denn auch am Donnerstag ein: «Das Marktumfeld dürfte herausfordernd bleiben.» Infolgedessen wird auch die Profitabilität für das Gesamtjahr 2016 deutlich unter dem Vorjahr liegen.

  • In einer solchen Konstellation kann GAM kaum viele neuen Kunden gewinnen.

5. Die Marke GAM strahlt nicht (mehr)

In den 1980er- und 1990er-Jahren unter Asset-Management-Pionier Gilbert de Botton besass das Unternehmen ein klares Profil als Hedgefonds-Boutique. Später war GAM weniger darauf angewiesen. Denn die Private-Banking-Kanäle ihrer neuen Besitzer– zunächst die UBS, dann Julius Bär – sorgten für einen sicheren Absatz.

Mit der Verselbständigung des Unternehmens im Herbst 2009 verliess der Asset Manager jedoch die Komfortzone. Und noch schlimmer: Er beschwerte das eigene Profil mit der sperrigen Marke Swiss & Global (ehemaliges Fondsgeschäft von Julius Bär).

Unter CEO Friedman hat das Fondshaus zwar viel in die Marke investiert. Im Frühling 2015 etwa verschwand auch Swiss & Global als Brand für die Schweizer Fondspalette. Doch das Unternehmen hat damit nicht an Profil gewonnen.

  • GAM geht unter im Meer der vielen anderen Anbieter.

6. Verkaufen, bevor es zu spät ist

Man kann CEO Friedman nicht vorwerfen, er habe die Hände in den Schoss gelegt. GAM war bei seinem Antritt ein Restrukturierungsfall mit zwei Marken (GAM und Swiss & Global), zwei IT-Systemen, überflüssigen Produkten und einer ineffizienten Administration.

Vieles hat der Amerikaner, der zuvor bei der UBS Investmentchef war, angepasst. Einen dicken Strich durch die Rechnung machten ihm jedoch die Finanzmärkte respektive die sich rasant veränderten Marktbedingungen.

  • Kommt der Verwaltungsrat zum Schluss, dass GAM es auch langfristig nicht gelingt, wieder auf Wachstumskurs zu gelangen, müsste er wohl einen Käufer suchen. 

 

 

 

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