Jetzt kriegen es die Schweizer Online-Trader mit dem Amsterdamer Preisbrecher Degiro zu tun. Er will hierzulande 90 Prozent tiefere Gebühren einführen.

In den Niederlanden hat Gijs Nagel drei Jahre nach dem Markteintritt schon alle plattgemacht: Mit 35 Prozent Marktanteil hat der von ihm mitgegründete Amsterdamer Online-Broker Degiro nach eigenen Angaben den Branchenprimus Binck überholt. «Dabei», sagt Nagel im Gespräch mit finews.ch, «habe ich früher einmal für Binck gearbeitet.»

Jetzt knöpft sich der umtriebige Niederländer die Schweiz vor. Heute Donnerstag geht ein entsprechendes Portal online, über das Schweizer Kunden künftig eine breite Palette von Finanzprodukten wie Aktien, Futures, Anleihen, ETF und Optionen handeln können.

«Lächerliche Preise»

Das Versprechen: Degiro verlangt im Schnitt 92 Prozent weniger Gebühren (siehe Grafik unten) als Schweizer Konkurrenten wie Swissquote, Saxo Bank oder Cash, wie Nagel weiter ausführt. «Schweizer Privatanleger zahlen die höchsten Online-Trading-Gebühren Europas», sagt Nagel. «Die Preise sind geradezu lächerlich hoch.»

Ganz unbescheiden sind im Gegensatz dazu die Ambitionen der Niederländer – wie in allen anderen Märkten peilt das Unternehmen auch hierzulande einen Marktanteil von 25 Prozent an.

DegiroTab 500

Seit diesem Jahr profitabel

Europaweit zählt sich Degiro mit Aktivitäten in 17 Ländern und mehr als 9 Millionen Trades pro Jahr bereits zu den zehn führenden Online-Brokern. Laut Nagel hat die Firma Anfang 2016 den Break-even erreicht.

Die Preisbrecher-Strategie konnte sie sich bisher leisten, weil Degiro eine Mischung aus Facebook-Expansion, schlanken Strukturen und Regulierung-«Light» verfolgt.

So treten die Niederländer in der Schweiz auch künftig nicht physisch in Erscheinung. Degiro «berührt» die Kunden nur mit seiner Webseite sowie einem deutschsprachigen Call-Center.

Identifikation über Bankkonto

Nutzer richten ihr Konto online ein; die Identifikation erfolgt über ein bereits bestehendes Bankkonto des Kunden. Einen Mindestbetrag gibt es keinen, weder für die Kontoeröffnung noch für Orderaufträge. Zudem fallen laut Degiro keine Kontoführungs- und Depotgebühren an.

Das Angebot scheint zu verfangen: Bediente der Online-Broker 2014 noch 30'000 Kunden, sollen es mittlerweile schon deren 130'000 sein. Die Kritiker bleiben dabei in der Minderzahl. In der Schweiz hofft Degiro vor allem auch Kunden zu gewinnen, die sich bisher nicht ins Online-Trading vorwagten.

Zunder für die Marktzugang-Diskussion

Dass Degiro beim Eintritt in den hiesigen Markt ohne jede Regulierung vonseiten der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) auskommt, wird in der Finanzbranche wohl noch zu reden geben.

Das Crossborder-Geschäft im Banken- und Effektenhändlerbereich vom Ausland in die Schweiz herein ist in der Schweiz nicht bewilligungspflichtig, solange keine Personen dauernd in der Schweiz beschäftigt werden. In den Niederlanden wird Degiro von der dortigen Finanzaufsicht AFM überwacht.

Dass umgekehrt Schweizer Finanzanbieter noch immer auf den erleichterten Markzutritt zur EU warten, dürfte der hiesigen Branche einmal mehr schmerzlich bewusst werden.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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