Die Credit Suisse steckt mitten in einem rigorosen Restrukturierungs-Programm. Fakt ist aber, dass die Kostenbasis der Bank unterm Strich nur wenig tiefer ist. Und der Personalbestand ist nicht gesunken. 

Es sind die wichtigsten Punkte im Restrukturierungsprogramm von Tidjane Thiam, dem CEO der Credit Suisse: Bis Ende 2016 will er den Personalbestand um 6'000 Stellen reduzieren.

Ebenfalls noch im laufenden Geschäftsjahr will er das Sparziel von 1,7 Milliarden Franken erreichen, 4,3 Milliarden Franken sollen es bis Ende 2018 sein.

In den Worten der CS: Alles nach Plan

In der Medienmitteilung der CS zum dritten Quartal werden die Fortschritte beim Kostensparen und Personalabbau denn auch entsprechend hoch gewichtet. Per 3. November 2016 seien bereits 5'400 Stellen abgebaut worden. Zu den Sparzielen heisst es dann, gelungen sei eine «Verringerung des bereinigten Sachaufwands zu konstanten Wechselkursen um 12 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2015».

Und CEO Thiam wird zitiert: «Auf das Jahr hochgerechnet haben wir unseren Schätzungen zufolge in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 bereinigte Netto-Kosteneinsparungen zu konstanten Wechselkursen von 1,5 Milliarden Franken erzielt.»

Die Zahlen zeigen – mitnichten

Also läuft alles nach Plan? Die umständlichen Formulierungen zu den Kosteneinsparungen machen hellhörig. Und der Blick auf die nackten ausgewiesenen Zahlen zeigt: Mitnichten läuft alles nach Plan.

Zunächst der Personalbestand: Im Vergleich zum Vorquartal hat die CS Personal auf- und nicht abgebaut, nämlich 510 auf derzeit 47'690 Stellen. Dazu erklärt die CS, der höhere Personalbestand sei Folge saisonaler Effekte sowie der Wachstumsinitiativen im Raum Asien-Pazifik sowie im International Wealth Management.

400 anstatt 5'400

Auf ein Jahr betrachtet hat die CS ihren Personalbestand tatsächlich reduziert, aber bloss um 400 Stellen. Demnach hat die CS die 5'400 abgebauten Stellen zu 90 Prozent in anderen Bereichen wieder hinzugefügt.

Das Nullsummenspiel wird von der CS aber als erfolgreicher Stellenabbau verkauft. Genauso verfährt die Bank bezüglich Kosteneinsparungen: Total hatte die CS im dritten Quartal Ausgaben von 5,119 Milliarden Franken. Diese sind höher als im vorangegangenen Quartal und auch höher als im dritten Quartal 2015.

Personalkosten sind noch höher

Über die letzten zwölf Monate hinweg ist der CS unter Thiam eine Senkung ihrer Gesamtkosten von 349 Millionen Franken gelungen, das sind gerade mal 2 Prozent.

Wo die genannten 1,5 Milliarden Franken im laufenden Jahr eingespart worden sind, ist damit nicht ersichtlich. Die CS mag die Sachkosten einigermassen erfolgreich gesenkt haben, nicht aber die Personalkosten. Diese sind in den letzten zwölf Monaten gar noch gestiegen, von 2,507 auf 2,674 Milliarden Franken.

Ein Gewinn von Netto-Neugeldern...

Recht eigenwillig ist die Quartalsberichterstattung der CS auch in Bezug auf den Gewinn von Netto-Neugeldern. Es seien in der Vermögensverwaltung 9,2 Milliarden Franken Netto-Neugelder verbucht worden, heisst es in der Mitteilung.

Kumuliert belaufen sich die Netto-Neugelder in den ersten neun Monaten auf 30,9 Milliarden Franken. «Dies stellt einen Anstieg um 40 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten des Jahres 2016 dar», jubelt die CS.

... mündet in ein Absinken der verwalteten Vermögen

Die nackten Zahlen im Finanzbericht liefern ein komplett anderes Bild. Demnach verbucht die CS in den ersten neun Monaten 2016 23 Prozent weniger Netto-Neugelder als 2015.

Und die gesamten verwalteten Vermögen sanken im Vorjahresvergleich um 2,4 Prozent. Von einer effektiven Steigerung der verwalteten Vermögen kann nicht die Rede sein.

In Anbetracht dieser Diskrepanzen zwischen den vermeintlich erreichten Zielen und den effektiven Zahlen, könnte man der CS Wortklauberei vorwerfen, um ihren Quartalsbericht doch noch in ein einigermassen akzeptables Licht zu stellen.

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