Der Geschäftsführer des Verbands der Auslandbanken in der Schweiz über Belastungen und Risiken für den Bankenplatz Schweiz.

Martin_Maurer.137.beigeHerr Maurer, die Erträge von Schweizer Töchtern ausländischer Banken dürften 2009 wohl noch schlechter als im Vorjahr ausgefallen sein. Im Jahr 2008 brachen ihre Gewinne um rund einen Drittel ein. Ist damit zu rechnen, dass sie sich vom Schweizer Bankenplatz verabschieden?

Es besteht kein Zweifel, dass 2009 ein schwieriges Jahr war für die Geschäftstätigkeit ausländischer Banken. Auch 2010 wird kaum besser werden. Ein potenzieller Rückzug hat jedoch nicht nur mit der Ertragslage zu tun, die durch die Finanzkrise beeinflusst worden ist. Vielmehr sehen wir einen Strukturwandel, der schneller als erwartet kommt.

Welche Faktoren erachten Sie als massgebend für den Strukturwandel?

Es geht um die vorherrschende Unsicherheit für den Bankenplatz Schweiz. Sie hinterlässt tiefere Spuren als erwartet. So ist bis heute unklar, wie die neuen Doppelbesteuerungsabkommen in der Praxis funktionieren werden und welche Änderungen die Europäische Union bezüglich der Zinsbesteuerungs-Direktive vorschlägt. Das Projekt Rubik – also eine Abgeltungssteuer als Alternative zum Informationsaustausch – wird gegenwärtig diskutiert. Unklar ist zudem, ob Gelder ausländischer Kunden, die ihr Vermögen aufgrund von Amnestien steuerlich legalisieren, wieder in die Schweizer Vermögensverwaltung zurückfliessen.


«Der Anreiz zum Geldabzug wird schwinden»


Werden ausländische Kunden nach der Steueramnestie in die Schweiz zurückkehren?

Warum nicht? Wir gehen immer davon aus, dass sich das Umfeld nur für die Schweiz verändert. Es finden jedoch auch im Ausland starke Veränderungen statt. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung werden Steuern in den nächsten Jahren das Thema Nummer eins sein. Der Anreiz für ausländische Kunden, ihre Gelder abzuziehen, wird kleiner werden. Denn eine professionelle steuerkompatible Vermögensverwaltung findet sich nicht so leicht.

Was erwarten Sie denn, wie ausländische Kunden reagieren werden?

Um strafrechtliche Massnahmen oder eine hohe Steuerbelastung zu vermeiden, wandern manche Leute aus. Eine andere Möglichkeit ist, das Vermögen zu deklarieren und die Steuern darauf zu bezahlen, bevor man es wieder im Ausland anlegt. Das geht allerdings nur in gewissen Ländern. Ein Rückfluss findet in jedem Fall nur dann statt, wenn das Portfolio-Management tatsächlich der Steueroptimierung dient, bzw. die Netto-Renditen nach Steuern immer noch hoch sind.


«J-Kurve erwartet»


Also sind Steueramnestien für die Auslandbanken schlecht, zumal mehr als zwei Drittel von ihnen Vermögensverwalter sind.

Solange das Geld zurückfliesst, sehe ich keine Gefahr für die in der Schweiz ansässigen Banken. Ich rechne mit einer J-Kurve: Nach einem kurzfristigen Ertragsrückgang werden die legalisierten Gelder zu einer positiven Ertragsentwicklung beitragen.

Fürchten Sie nicht den Wettbewerb unter den ausländischen Bankenplätzen?
Die Margen und Kommissionen werden weltweit zurückgehen. Nicht nur das Private Banking muss sich den Gegebenheiten anpassen, sondern auch die Rahmenbedingungen. Sie müssen noch stärker die Kosteneffizienz in Betracht ziehen.


«Handicap Stempelsteuer»


Können Sie ein Beispiel nennen?

Ein gutes Beispiel ist die Stempelsteuer. Für inländische Wertpapiere beträgt die Umsatzabgabe 1,5 Promille, für die preiselastischen ausländischen Umsätze gelten 3 Promille. Wenn eine ausländische Bank mit Sitz im Ausland demnach Wertschriften an der Schweizer Börse handelt, kostet sie das keine Umsatzabgabe. Wickelt eine Bank den Wertschriftenhandel jedoch über ihre Schweizer Tochter ab, muss sie Stempelsteuer zahlen. Dies werden steuerkompatible Kunden, die häufiger handeln, nicht akzeptieren.

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