Schweizer Banken haben in den letzten Jahren unzählige Kunden rausgeworfen, die ihnen nicht mehr genehm waren. Gewisse Kunden lassen sich aber partout nicht abschütteln, wie sich zeigt.

Gemartert von hartnäckigen Ermittlungen der US-Behörden und Untersuchungsbehörden anderer Länder haben sich Schweizer Banken in den letzten Jahren von unzähligen Kunden getrennt, die ihre Vermögen vor dem Fiskus geheim hielten. 

Mehrere Milliarden Dollar flossen so aus den Büchern der Banken – ein schmerzvoller Bereinigungsprozess für das Swiss Banking, der sich nun langsam dem Ende zuneigt. Doch es gibt immer noch eine kleine Anzahl an unwillkommenen Kunden, die sich partout nicht vertreiben lassen wollen.

Dabei ziehen die Kunden alle Register, um zu bleiben. Die Banken ihrerseits haben teils nicht die Mittel oder agieren zu wenig konsequent, solche Klientel definitiv auf die Strasse zu stellen. Dies könnte sich als Bumerang erweisen. 

Erhebliche Risiken

«Die hartnäckig ausharrenden Kunden bedeuten für die Banken ein nicht zu unterschätzendes Risiko – insbesondere für jene, die bereits im Fadenkreuz der Regulatoren sind», warnt Veit Bütterlin, der beim Beratungsunternehmen AlixPartners auf Finanz-Untersuchungen spezialisiert ist.

«Es gibt zwar keine genauen Zahlen, aber die wenigen Fälle bedeuten für Banken ein erhebliches Risiko», doppelt Bütterlin nach. 

Solche unerwünschten Kunden sind bereits mehrfach von ihren Bankberatern kontaktiert worden, mit der dringlichen Bitte, ihre Steuersituation doch endlich zu bereinigen. Diverse Banken sind gar dazu übergegangen aus Angst vor finanziellen Repressalien seitens der Regulatoren, ihre Türen für bestimmte Nationalitäten geschlossen zu halten – egal, ob sie steuerkonform sind oder nicht. 

Die Tricksereien der Kunden

In der Praxis ist das Loswerden unerwünschter Klientel aber kein einfacher chirurgischer Eingriff. Stattdessen handelt es sich um eine komplizierte und langwierige Operation. Und einmal abgetrennt, schleichen sich die ehemaligen Kunden wieder bei der Bank ein.

Findige Kunden eröffnen neue Konten mit einem zweiten Pass oder transferieren die Gelder im Namen von Familienmitgliedern. Wiederum andere verlassen zwar die Bank und finden bei einem unabhängigen Schweizer Vermögensverwalter eine neue «Heimat». Hat dieser aber als Depotbank jenes Institut, das den Kunden zuvor hinauskomplementiert hat, dann schliesst sich der Kreis wieder.

Beweislast liegt bei den Banken

Die Banken stehen laut Bütterlin in der Pflicht, den Kunden auf die Schliche zu kommen, sofern die dafür notenwendigen Daten vorhanden sind.

Eröffnet ein Kunden mit demselben Namen und Geburtsdatum, aber mit einem anderen Pass ein Konto und hat die Bank die historischen Daten dieses Kunden gespeichert, dann gerate die Bank in arge Erklärungsnot, sollte der Kunde damit durchkommen, sagt Bütterlin.

Erschwert wird der Prozess durch die teils jahrzehntelange Beziehung zwischen Berater und Kunde. Womöglich gerät der Berater in ein Spannungsfeld zwischen Compliance-Vorgaben der Bank und den Bedürfnissen des Kunden. 

Keine kaltblütigen Vollstrecker

Und Kundengelder zurückweisen war lange nicht die grosse Stärke von Kundenberatern, und sie sind nach wie vor nicht sehr gut darin. Sie haben Mühe mit der Rolle des kaltblütigen Vollstreckers, der auch bei den widerspenstigsten Kunden das Konto liquidiert, die Anlagen verkauft und ihnen den Scheck zustellt.

In Wirklichkeit passiere dies sehr selten. Denn mit dem Wissen um vergangene juristische Querelen, zögerten die Banken, Konten aufzulösen, deren Inhaber sich über eine längere Zeit nicht meldeten, erklärt Jürg Birri, Leiter Legal beim Beratungsunternehmen KPMG. 

Keine Einzelfälle

Fest steht: Die grosse Menge an unerwünschten Kunden sind die hiesigen Banken, angetrieben durch Datenlieferungen der Schweiz in Drittstaaten (Fatca, AIA), losgeworden. Mittlerweile haben die besagten Kunden ihre Steuersituation bereinigt oder eine Lösung ausserhalb der Schweiz gefunden.

Allerdings gibt es keine verlässlichen Statistiken zum aktuellen Stand über die Höhe der Vermögen oder die Anzahl an Konten, die noch geschlossen werden müssten. Experten gehen davon aus, dass es sich bei Kunden, die versuchen, ihre Identität zu verschleiern, nicht um Einzelfälle handelt.

Bezeichnenderweise setzen Banken insbesondere im Falle von grossen Konten immer stärker auf die Expertise von Anti-Geldwäschereiexperten, um den effektiven wirtschaftlichen Begünstigten zu identifizieren.

Transaktionen mit Argusaugen beobachten

Bei den zuständigen amerikanische Stellen schrillen die Alarmglocken, wenn alltägliche Transaktionen wie Lebensmittelkäufe über ein Schweizer Konto abgebucht werden, wenn die Person mehrheitlich in den USA lebt. «Schweizer Banken drohen in Schwierigkeiten zu geraten, wenn sie in einem solchen Fall nicht sofort reagieren», so Bütterlin.

Banken, die Mittel und Wege gefunden hätten solche Muster zu erkennen, tun sich einfacher, nicht willkommene Kunden fernzuhalten, fährt er fort. Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit eines gruppenweiten Datenmanagements mit qualitativ hochstehenden Daten und einer robusten IT-Infrastruktur, um US-Kunden zu identifizieren.

Heikel wird es aber bei Akquisitionen von Vermögensverwaltern, wo unterschiedliche IT-Systeme und Niederlassungen integriert werden müssen. Ein mangelhaftes Abgleichen von Kundendaten könnte dazu führen, dass unwillkommene Kunden Zugang zur Bank finden, warnt Bütterlin.

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