Nach dem Ableben von Hans Vontobel rankten sich Verkaufsgerüchte um die Zürcher Privatbank. Das heutige Bekenntnis der Eigner-Famillie zu Vontobel gibt die Richtung für die kommenden Jahre vor.

Anfang dieses Jahres verstarb Hans Vontobel in seinem 100. Lebensjahr. Er war die Galionsfigur der Vontobel Gruppe und repräsentierte seit 1991 als Ehrenpräsident die Eigner-Familien. Zeit seines Lebens konnte kein Zweifel daran bestehen, dass die Bank ihre Unabhängigekit durch dick und dünn verteidigen würde – gegen Avancen der Genossenschaftsbank Raiffeisen etwa soll er sich dezidiert gewehrt haben.

Sein Ableben rückte Vontobel aber mit einem Mal als Übernahmekandidatin oder Fusionspartnerin ins Licht.

In der Todeszone?

Die Finanzgruppe zählt mit verwalteten Vermögen von rund 144 Milliarden Franken im dritten Quartal 2016 zu den mittelgrossen Playern in der Schweiz. Verschiedentlich wurde Banken dieser Grössenordnung auch schon der «Todeszone» zugeordnet. Will heissen: Sie müssen dringend ihre Vermögensbasis vergrössern oder eine kleine spezialisierte Boutique sein. Ansonsten droht ihnen eine Übernahme, oder sie werden in eine Fusion gezwungen.

Doch Vontobel will es alleine schaffen. Das haben die Eigner und das Management um Vontobel-CEO Zeno Staub auch kurz nach dem Tod von Hans Vontobel sofort bekräftig, wie auch finews.ch berichtete.

Familieneinfluss gestärkt

Die am Dienstag kommunizierte Änderung der Aktionärsstruktur unterstreicht dieses Vorhaben nun zusätzlich. So wurde der Aktionärsbindungsvertrag bis 2026 verlängert. Der alte Vertrag wäre 2018 erstmals wieder kündbar gewesen.

Bereits zuvor hat die Familie ihren Einfluss gefestigt, indem der Verwaltungsrat Ende letzten Jahres mit Maja Baumann und Björn Wettergren zwei Rechtsanwälte als Vertreter der Hauptaktionäre zur Wahl in der Verwaltungsrat vorgeschlagen hatte.

Aktiver Konsolidator

Dass es die Bank alleine schaffen will, zeigt auch ihre aktive Rolle als Konsolidator im Asset Management. Zuletzt kaufte die Bank den Asset Manager Vescore von Raiffeisen, letztes Jahr übernahm Vontobel die Londoner Boutique Twentyfour Asset Management.

Im Private Banking allerdings agierte Vontobel bisher zögerlich. Immerhin: Mit der Übernahme der Tessiner Finter Bank vor gut einem Jahr stiess sie die Türen zum italienischen Private-Banking-Markt auf – dem Drittgrössten in der Eurozone.

Alleingang mit Hürden

Der Alleingang der 1924 gegründeten Privatbank ist kein Zuckerschlecken. Im Wealth Management mit rund 43 Milliarden Franken an Kundengeldern hat die Bank laut Private-Banking-Chef Georg Schubiger die kritische Grösse zwar erreicht, wie er kürzlich im Interview mit finews.ch betonte.

Dennoch ist die Bank laut Schubiger bestrebt, die Kundenbasis weiter zu vergrössern. Sowohl organisch als auch akquisitorisch, wie Schubiger erneut bestätigte.

Schwache Finanzmärkte belasten

Zurückgebunden wird Vontobel von den derzeit schwachen Finanzmärkten – eine Situation, die sich nicht so rasch ändern wird. Dies spürt die Bank mitunter im Bereich Financial Products. In der Schweiz zählt das Institut im Bereich Strukturierte Produkte mit einem Marktanteil von rund 24 Prozent zu den Marktführern.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Bank in Zukunft schlagen wird. Mit dem erneuerten Bekenntnis der Familie Vontobel hat die Bank zumindest eine Unsicherheit auf längere Zeit begraben.

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