Schwarzgeld oder Weissgeld? Ausgerechnet einer der ihren hat sich gehörig weit aus dem Fenster gelehnt. Was jetzt?

Es gibt Sätze, die bleiben haften für immer; so wie Hans J. Bärs Äusserung im Jahr 2004 etwa, wonach das Bankgeheimnis die Schweizer Bankiers «fett und impotent» gemacht habe. Der Genfer Privatbankier Patrick Odier (erstes Bild) droht nun ebenfalls mit einer Aussage abgestempelt zu werden.

patrick_odier_1Nach seiner Wahl zum Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung im letzten Herbst sagte er in einem Interview: «Wir Banken müssen ein neues Geschäftsmodell einführen, bei dem die Steuerehrlichkeit bei der Annahme von Neugeld das Ziel ist.» Die Regelung könne auf eine Form der Selbstdeklaration hinauslaufen. Der Kunde würde mit seiner Unterschrift bestätigen, dass seine Gelder versteuert seien, erklärte Odier.

Harsche Reaktionen

Selbst wenn die Absicht dahinter löblich sein mag, die Aussage löste bei vielen Schweizer Bankiers bares Entsetzen aus, zumal diese Forderung ausgesprochen weit geht, wohl auch kaum praktizierbar ist und letztlich den Bankangestellten zum Steuerprüfer degradiert.

ivan_pictet_1Entsprechend harsch reagierte der Genfer Bankier Ivan Pictet (zweites Bild), der dieses Ansinnen in einem Interview als «völlig unrealistisch und als nicht ausgereift» taxierte. Dass ein Genfer Bankier einem Berufskollegen widerspricht, hatte es bislang noch nie gegeben, zeigt aber das Dilemma, in das sich Patrick Odier hineingeritten hatte.

Unangenehme Situation

Inzwischen hat sich die Situation kaum entspannt, wie sich gestern an der Pressekonferenz der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers in Bern zeigte. Vizepräsident Nicolas Pictet (drittes Bild) rang regelrecht nach Worten, als er gebeten wurde, zur Forderung Odiers Stellung zu nehmen. Der Unmut ist gross.

nicolas_pictet_1Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm das Ganze unangenehm ist. So betonte er schliesslich, dass die Schweiz mit den Verhandlungen über die Doppelbesteuerungsabkommen mit diversen Ländern sowie mit dem Projekt «Rubik» schon gut unterwegs sei. Das Projekt «Rubik» sieht unter anderem eine Abgeltungssteuer für Offshore-Kunden in der Schweiz vor.

Noch immer viel Schwarzgeld in den Tresoren

Über die Absicht Odiers, dass die Schweizer Banken in etwa fünf Jahren eine sogenannte Weissgeld-Strategie fahren, wollte Nicolas Pictet kein weiteres Wort verlieren. Und auch die ebenfalls anwesende Anne-Marie de Weck (viertes Bild), Präsidentin der Vereinigung der Genfer Privatbankiers und ihres Zeichens erst noch Mitpartnerin bei der Bank Lombard Odier, übte sich in vornehmer Schweigsamkeit zum Thema, zumal es ihr wohl am wenigsten anstand, sich kritisch zum Vorstoss ihres Arbeitskollegen zu äussern.

anne_marie_de_weckDie Situation ist wahrlich nicht einfach. Nach wie vor verfügen verschiedene Banken in der Schweiz über einen hohen Anteil an unversteuerten Geldern, den die Finanzhäuser allein aus Ertragsüberlegungen nicht so schnell abbauen wollen. Am Rande der Pressekonferenz erklärte denn auch ein Genfer Privatbankier, dass es absolut lächerlich sei, wie nun viele Finanzhäuser erklärten, ihr Anteil an Schwarzgeld belaufe sich auf 10 bis 15 Prozent oder sei sogar noch geringer. Die Realität sei eine zandere.

Slalom-Lauf für die Privatbankiers

Es sei auch naiv, zu glauben, dass wenn ein Kunde eine Unbedenklichkeitserklärung unterschreibe, dann alles in Ordnung sei. Manch einer könnte das Papier unterschreiben und trotzdem undeklarierte Gelder zur Bank bringen. Ob sich ein Institut dann auf die entsprechende Erklärung abstützen könne, bleibe höchst fraglich.

So besehen verwundert der Vorstoss von Patrick Odier doch sehr, zumal damit ein Ansinnen der Welt signalisiert wird, das die Schweizer Banken im Endeffekt nicht einlösen können. Umso mehr ist man bei den Privatbankiers nun verstimmt. Um den Mann aus den eigenen Reihen öffentlich nicht blosszustellen, windet man sich bei Fragen über die «Weissgeld-Strategie» Odiers und fährt einen «Slalom-Lauf», wie sich ein Privatbankier gestern äusserte.

Abstimmung fehlte

Tatsächlich hat Patrick Odier seine Aussagen zwar nach seiner Wahl zum Präsidenten der Bankiervereinigung im vergangenen Herbst gemacht; doch angeblich soll er dies in seiner Funktion als Privatmann getan haben und nicht als oberster Vertreter des Dachverbands der Schweizer Banken.

Als einer der geschäftsführenden Partner der Genfer Privatbank Lombard Odier sei es sich Odier bisher gewohnt gewesen, seine Meinung frank und frei zum Ausdruck zu bringen, hiess es gestern weiter. Als Präsident der Bankiervereinigung müsse er seine Aussagen nun wohl etwas temperieren und vor allem mit den übrigen Branchenvertretern abstimmen.

Der Präsident der Privatbankiers, Konrad Hummler, betonte schliesslich, die Vermögen ausländischer Kunden in der Schweiz seien tatsächlich abgegolten, sollte die vorgeschlagene Abgeltungssteuer zustande kommen, sodass man in einigen Jahren durchaus von einer «Weissgeld-Strategie» sprechen könne.

 

 

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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