Lange hat die Schweizer Grossbank Credit Suisse notwendige, aber unbequeme Massnahmen hinausgeschoben. Am Mittwoch wird sie nicht umhin kommen, diese endlich zu formulieren.

Vor Monatsfrist, als die Credit Suisse (CS) ihre Geschäftszahlen zum dritten Quartal 2016 kommunizierte, hatten viele Fachleute mehr erwartet: klarere Angaben zum Sparkurs, weitere Informationen zur Entwicklung des Schweizer Geschäfts sowie zusätzliche Hinweise auf die strategische Entwicklung. Doch das alles blieb aus, wie auch finews.ch feststellte.

Umso mehr darf man nun gespannt sein, mit welchen News die CS-Konzernspitze am Investorentag vom kommenden Mittwoch in London aufwarten wird. Fest steht, die Credit Suisse wird einige unbequeme (Spar-)Massnahmen ankündigen, da ansonsten die bis 2018 in Aussicht gestellten Ziele kaum erreicht werden dürften.

Wachstumsmotor stottert

Dabei ist es nicht prinzipiell so, dass sich die CS mit ihren seinerzeit kommunizierten Gewinnzielen getäuscht hat. Doch in der Zwischenzeit hat sich das Umfeld – trotz des unerwarteten Wahlsiegs von Donald Trump und der anschliessenden Aktienhausse – tendenziell eingetrübt. Dies bekommen vor allem drei Bereiche zu spüren.

Erstens: Lange Zeit galt Asien als der Wachstumsmotor der CS, zumal Konzernchef Tidjane Thiam bereits im vergangenen Jahr eine Personaloffensive in jener Region angekündigt hatte und sich auch mehrmals vor Ort vom Geschäftspotenzial überzeugen liess. Doch seit rund einem halben Jahr hat die Dynamik in dieser Weltregion eindeutig nachgelassen, wie bereits die Entwicklung der Kundengelder nach dem dritten Quartal 2016 offenbarte.

Damoklesschwert steigender Zinsen

Ein Grossteil der Klientel zögert neuerliche Investitionen hinaus, vor allem chinesische Kunden sind vorsichtiger geworden, angesichts der Korruptionsbekämpfungs-Massnahmen ihrer Regierung; diverse Steueramnestien, die allmähliche Einführung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) sowie die weiter wachsende Regulierungsflut, die nun auch Asien eingeholt hat, haben das Geschäft klar verlangsamt. Ausserdem dürften die früher oder später steigenden Zinsen besonders den Schwellenländern zusetzen.

Hinzu kommt schliesslich, dass sich der Wettbewerb um gute Kundenberater weiter verschärft hat, was wiederum die Kosten erhöht, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der hohen Zahl an so genannten Relationship Managern, welche die CS in diesem Jahr engagiert hat. Unter diesen Prämissen wird die Schweizer Grossbank nicht umhin kommen, ihre Erwartungen in der Vermögensverwaltung (Private Banking) in Asien aber auch in anderen Weltregionen zurückzunehmen. In manchen Märkten ist sogar mit einem Personalabbau zu rechnen.

Zu teure Investmentbanker

Zweitens: Aus Kostensicht erfordert auch das Handelsgeschäft der Credit Suisse, das im Bereich «Global Markets» angesiegelt ist, eine neuerliche Überprüfung. Dort mag zwar der Sachaufwand im laufenden Jahr gesenkt worden sein, die Personalkosten sind hingegen immer noch zu hoch; nach den personellen Veränderungen in diesem Bereich, wird die neue Führung unter dem «unbeschriebenen Blatt» Brian Chin die bisher gesetzten Gewinnziele kaum erreichen. Eine Anpassung ist unumgänglich – alles andere wäre nicht realistisch, heisst es auch aus Analystenkreisen.

Drittens: Last but not least richtet sich das grösste Augenmerk auf die weitere Entwicklung der Schweizer Rechtseinheit, die ihren Betrieb vor exakt zwei Wochen aufgenommen hat, wie auch finews.ch berichtete. Die Gewinnziele der Swiss Universal Bank mögen zwar beibehalten werden, weil alles andere vor dem Hintergrund des geplanten Börsengangs im zweiten Halbjahr 2017 kontraproduktiv wäre, doch dürften diese nicht ohne weitere Sparmassnahmen erreicht werden.

Kleinere Brötchen backen

Der Grund dafür findet sich in der flachen Ertragsentwicklung, mit der die gesamte Branche konfrontiert ist; selbst UBS-Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner räumte unlängst ein, künftig «kleinere Brötchen» zu backen, und auch der frühere UBS-Konzernchef Peter Wuffli erklärte am vergangenen Wochenende, in der Bankbranche geben es kaum noch Wachstumschancen.

Unter diesen Prämissen sind die von der CS angepeilten Gewinnziele im hiesigen Geschäft bloss mit der Ankündigung weiterer Sparmassnahmen realistisch; so steht fest, dass Schweiz-Chef Thomas Gottstein die Kosten weiter senken muss, diesbezüglich hat er denn auch schon neue Informationen am Investorentag in Aussicht gestellt.

Leidige Quartalsberichterstattung

Alles in allem würde die CS vermutlich einfach etwas mehr Zeit benötigen, um die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Doch der Druck von Investorenseite her verunmöglicht dies in vielen Fällen, da die Anleger im Quartalsrhythmus Resultate sehen wollen.

Kein Wunder würde eine Vielzahl von Verwaltungsräten am liebsten die Quartalsberichterstattung abschaffen, wie unlängst eine Umfrage des Kaderstellen-Vermittlers Knight Gianella zum Ausdruck brachte.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.79%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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