Der jüngste Konsolidierungsschritt der LGT-Gruppe im asiatischen Private-Banking veranschaulicht, wie die Branche selbst in einem erklärten Wachstumsmarkt wie Asien einen schweren Stand hat.

Dem Asien- und Nahost-Geschäft der holländischen Bank ABN Amro ergeht es wie den vergleichbaren Einheiten der britischen Barclays Bank oder der französischen Société Générale. Es passt nicht mehr ins Geschäftsmodell des Mutterhauses, weil es entweder unrentabel oder ganz einfach nicht mehr gefragt ist.

Darum übernimmt nun die liechtensteinische LGT-Gruppe das ABN-Amro-Geschäft in Singapur, Hongkong und Dubai, wie auch finews.ch am Dienstag meldete.

Symptomatische Zäsur

Das überrascht auf Anhieb, da in den vergangenen zehn Jahren sehr viele westliche Banken nach Asien expandiert haben, wo sie sich enorme Gewinne versprachen. Eine Zeit lang lief es sogar gut, doch rascher als man es je für möglich gehalten hätte, geriet das Geschäft mit den Superreichen in Asien ins Stottern.

Diese Zäsur ist symptomatisch dafür, wie sich das Private Banking in Asien bereits verändert hat und sich weiterhin in einem epochalen Wandel befindet. Dafür gibt es verschiedene Anzeichen.

Verschärfte Vorschriften

Seit der Finanzkrise sind die Vorschriften und Bestimmungen in der Vermögensverwaltung auch in Asien rasant gestiegen und erschweren das Geschäft substanziell.

Wer nicht schon auf einen Apparat an entsprechenden Fachleuten zurückgreifen kann, ist aufgeschmissen respektive kann nur unter sehr hohen Kosten tätig sein – was sich aber nicht rechnet.

Bloss kein Schwarzgeld

Kommt hinzu, dass das Geschäft mit Offshore-Vermögen (mitunter Schwarzgeld) in der neuen Welt des 21. Jahrhunderts, in der man sich die Politik der radikalen Bekämpfung der Steuerhinterziehung verschrieben hat, äusserst heikel respektive in vielen Fällen gar nicht mehr praktizierbar ist.

Wer trotzdem im Offshore-Banking operieren will, muss dafür sehr viel Geld für die Compliance aufwenden – was sich nicht für viele Banken rechnet.

Schwierige Märkte

Drittens scheint sich das schwierige Umfeld an den Finanzmärkten auch in Asien noch auf längere Zeit fortzusetzen – hohe Volatilität, Tiefst- oder Negativzinsen, rückläufige Margen. Diese Tatsachen erschweren das Geschäft von Vermögensverwaltungs-Banken zusätzlich.

Selbst grosse Banken wie die UBS oder die Credit Suisse bekunden zunehmend Mühe auf der Ertragsseite; das erklärt beispielsweise auch, weshalb die früher nur im Top-Kundensegment aktive UBS neuerdings auch kleinere Kunden in Asien, namentlich in Taiwan und China, anpeilt.

Lokale Konkurrenz

«Last but not least» verändert die fortschreitende Digitalisierung das Private-Banking-Geschäft und das Verhalten der Kunden radikal. Viele Finanzhäuser sowie deren Ableger in Asien sind dem nicht gewachsen und müssen stattdessen zusehen, wie lokale Banken ihnen das Wasser abgraben und ihnen die Kunden wegnehmen.

Unter diesen Prämissen erstaunt es nicht, dass bereits zahlreiche Häuser, die in Asien tätig waren, die Segel gestrichen haben: ABN Amro, DZ Privatbank, ANZ (teilweise), Barclays, Coutts, Société Générale – die Aufzählung liesse sich noch lange fortsetzen. Sie alle wurden wie in einer Waschtrommel einfach herausgeschleudert.

Die Nutzniesser

Wer aber sind die Nutzniesser dieser Entwicklung? Zum einen die lokalen Institute, wie eine DBS, eine OCBC oder eine UOB, die in den vergangenen zwanzig Jahren gelernt haben, wie Private Banking geht und mittlerweile auch zahlreiche gestandene Banker von ausländischen Häusern engagieren können. Die Institute überzeugen nicht zuletzt wegen ihrer Stabilität und ihrer Kapitalstärke, was im heutigen Umfeld besonders wichtig ist.

Nicht wegzudenken sind auch die ganz grossen Häuser wie die UBS, Credit Suisse, Citibank oder J.P. Morgan; sie können einerseits ihre Geschäftsmodelle und Kundensegmentierungen so anpassen, wie es gerade Sinn macht, ausserdem können sie die Synergien mit ihren Investmentbanking-Abteilungen nutzen, was in einer vor allem aus Unternehmern bestehenden Klientel von ganz grosser Bedeutung ist.

Die heimlichen Gewinner

Zuletzt gibt es die eigentlichen Gewinner der Konsolidierung. Dazu gehören Häuser wie Julius Bär, LGT, Union Bancaire Privée oder Lombard Odier, die einerseits über ein attraktives und konsequent auf vermögende Privatbanken ausgerichtetes Geschäftsmodell verfügen und andererseits gerade dank ihren jüngsten Akquisitionen eine Grösse erhalten, die ausreicht, um auch die nächsten Konsolidierungswellen und Veränderungen zu überstehen.

Alle diese Häuser sind auch kapitalmässig in sehr stabilen Händen und verfügen auf Grund ihres Aktionariats (oftmals Familien) über eine höchst langfristig ausgelegte Strategie, was heutzutage auch nicht mehr so selbstverständlich ist.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.69%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.42%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.54%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.71%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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