Banken müssen ihre Wertschöpfung aufbrechen und Dienste auslagern: Das predigen Unternehmensberater. Die Trendsetterin UBS hat nun etwas anderes vor, wie ein Augenschein in Indien zeigt.

Indien gilt als Auslagerungs-Destination par exellence. Da liegt es nahe, dass die Technologie-Hochburg auf dem Subkontinent als erste den Gegentrend zu spüren bekommt: Die Aussicht nämlich, dass immer mehr Multis ihre rückwärtigen Dienste ins eigene Haus zurückholen.

Eine Botin der Veränderung ist die UBS, wie die indische Wirtschaftszeitung «Economic Times» berichtet. Dem Blatt stand Markus Lickert Red und Antort, der die Business-Solution-Zentren der Schweizer Grossbank weltweit verantwortet. Lickert sagte klipp und klar: «Es wird mehr Arbeit zurück in die Firmen genommen, gerade in der Finanzindustrie.»

Rund 60 Prozent «inhouse»

Laut Lickert plant die UBS, künftig rund 60 Prozent der rückwärtigen Dienste und der IT selber «inhouse» zu bestreiten. Derzeit lagert die Bank noch rund 70 Prozent dieser Dienste an Dritte aus. «Wir wollen uns deutlicher von der Industrie abheben und kommen zudem zum Schluss, dass manche unserer IT- und Auslagerungspartner mit dem Innovationstempo zu kämpfen haben.»

In der Branche dürften die Worte des UBS-Mannes nicht ungehört verhallen. Die Grossbank hat sich seit der Finanzkrise immer wieder als Trendsetterin erwiesen. Der radikale Abbau der Investmentbank zu Gunsten der Vermögensverwaltung, der Aufbau einer starken Kapitaldecke und neuerdings der verstärkte Fokus auf die Kosten sowie auf automatisierte Beratungsdienste – mit all diesen Initiativen eilt die grösste Schweizer Bank den meisten Konkurrenten voraus.

Die Schweiz als neues Indien

Nun steckt die UBS Milliarden in eine Schweizer IT-Plattform, auf welche die Buchungsprozesse der Vermögensverwaltung aus aller Welt verlagert werden sollen. Mit der «One World Wealth Management Plattform» werde die Schweiz für die UBS zum neuen Indien», urteilte finews.ch kürzlich.

Da mutet es auf den ersten Blick widersprüchlich an, dass die Grossbank nächstes Jahr im indischen Navi Mumbai ein neues Service-Zentrum eröffnen will. Dieses soll 1'500 und dereinst einmal 3'000 Arbeitsplätze umfassen, wie Backoffice-Zentren-Chef Lickert ankündigte. Die dortigen Spezialisten sollen sich vorab um das Risikomanagement kümmern, wie es weiter heisst.

Die Zügel fest in der Hand

Doch wie Lickert erklärte, wird das Zentrum sowohl UBS-Mitarbeitende als auch die Spezialisten indischer Partner wie Cognizant oder Tata Consultancy Services beherbergen. Damit folgt es dem Muster der Auslagerungs-Projekte der UBS in Polen, den USA und China, wo die Grossbank die Zügel in der Hand behält und gleichzeitig von tieferen Arbeitskosten profitiert.

Bereits vor zwei Jahren kündigte das Institut an, bis Ende 2016 rund 4'000 Informatik-Stellen von High-Cost- in Low-Cost-Standorte zu verlagern.

Eingetrübte Aussichten

Diese neue Art des Insourcing könnte Schule machen, während Schweizer Anbieter von Finanz-Auslagerungslösungen wie Avaloq noch den Schwellenland-Markt zu forcieren suchen. Lickert glaubt, in den nächsten drei bis fünf Jahren stehe den Auslagerern eine Konsolidierung bevor.

Das fürchten auch die Inder. So hat der nationale Verband der Software- und Service-Anbieter dort die Wachstums-Perspektiven von 10 auf 8 Prozent heruntergenommen.

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