Die Deutsche Bank fährt ihre Boni-Zahlungen an das Kader radikal zurück, und die italienische Unicredit hat sich ebenfalls zu Lohnkürzungen durchgerungen. Zieht nun die Credit Suisse nach?

Nun ist es amtlich: Die Credit Suisse (CS) muss für ihre Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt insgesamt 5,3 Milliarden Dollar zahlen. Gemäss Analysten dürften die Kosten dieser Vereinbarung der Bank 2016 einen Verlust von rund 2,5 Milliarden Franken einbrocken.

Mit gar 7,2 Milliarden Dollar fiel die entsprechende Vergleichszahlung bei der Deutschen Bank noch höher aus. Vor diesem Hintergrund erwarten die Analysten für 2016 im Schnitt einen Nettoverlust von fast einer Milliarde Euro; dies, nachdem das deutsche Geldhaus bereits 2015 einen Rekordverlust von fast sieben Milliarden Euro erlitten hatte.

Harte Massnahmen

Kein Wunder, dass Deutsche-Bank-CEO John Cryan nun mit beiden Füssen auf die Kostenbremse tritt. In einem Schreiben an die Belegschaft liess er am (gestrigen) Mittwoch verlauten: «Mitarbeiter mit den Titeln Vice President, Director und Managing Director werden lediglich die Gruppenkomponente, jedoch keine individuelle variable Vergütungskomponente für das vergangene Geschäftsjahr erhalten.» 

Von den Boni-Cuts sind dem Schreiben zufolge allerdings nur 25 Prozent der Belegschaft betroffen. Dennoch sprach der Vorstand von «harten Massnahmen».

Wie bereits kommuniziert, gibt es auch für die elfköpfige Geschäftsleitung der Deutschen Bank keine variable Vergütung für 2016. Alles in allem dürfte der Bonuspool im Vergleich zum Vorjahr um mindestens die Hälfte schrumpfen – 2015 hatte die Deutsche Bank Boni im Gesamtwert von 2,4 Milliarden Euro verteilt.

Ein vernünftiges Jahr?

Angesichts dieser Entwicklung sollte man gespannt sein dürfen, wie hoch die Boni bei der CS für 2016 ausfallen werden. Aufgrund des erwarteten Milliarden-Verlusts wären aus Unternehmerperspektive gesehen ebenso einschneidende Massnahmen wie bei der Deutschen Bank naheliegend – getreu der Maxime: Wenn die Bank nichts verdient, gibt’s nichts zu verteilen.

Zur Erinnerung: Die CS erlitt 2015 einen Verlust von 2,9 Milliarden Franken, und auch für 2016 rechnen die Analysten wie erwähnt mit einem Fehlbetrag in dieser Grössenordnung.

Geht es nach CS-Konzernchef Tidjane Thiam erwartet er hinsichtlich der Boni ein «vernünftiges Jahr», wie er dieser Tage gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» erklärte. Man habe im vergangenen Jahr viel erreicht, und es liege in der Tradition der CS, gute Leistungen zu honorieren. Letztlich liege es aber in den Händen des Verwaltungsrats, die Höhe des Bonuspools festzulegen, so Thiam.

Weniger Boni, mehr Fixum

Die Wortwahl Thiams lässt darauf schliessen, dass die CS-Kader wohl nicht schmerzliche Boni-Kürzungen befürchten müssen. Die Pressestelle der CS wollte auf Anfrage von finews.ch die Aussagen ihres obersten Chefs nicht kommentieren und verwies stattdessen auf den kommenden Vergütungsbericht, der am 24. März erscheint.

Für 2015 zahlte die zweitgrösste Schweizer Bank ihren Mitarbeitenden variable Vergütungen von gut 2,9 Milliarden Franken – und damit genau so viel, wie sie Verlust gemacht hatte. Thiam allein kassierte rund 4,6 Millionen Franken, zuzüglich 14,3 Millionen Franken «Lösegeld» in Form von Aktien aufgrund seiner früheren Tätigkeit beim britischen Versicherer Prudential.

Zwar wurden die Boni auf Gruppenebene damals gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent gestutzt. Kompensiert wurde der Rückgang aber durch höhere fixe Gehälter und durch «sonstige variable Vergütungen».

Langsame Bewegung

Neben der Deutschen Bank reagierte unlängst auch die angeschlagene italienische Grossbank Unicredit mit Lohneinbussen. So hat CEO Jean-Pierre Mustier dem Verwaltungsrat beantragt, sein Jahresgehalt um 40 Prozent zu kürzen, wie auch finews.ch berichtete.

Das Vorgehen der Deutschen Bank und von Unicredit sind erste hoffnungsvolle Signale, dass sich die Bankbranche in Sachen Löhnen durchaus bewegen kann. Und dies tut dringend Not. Denn es ist nicht zu erwarten, dass sich das Finanzmarkt-Umfeld in den kommenden Quartalen deutlich aufhellen wird und den Banken milliardenhohe Erträge bescheren würde. 

Macht Blackrock den Anfang?

Erstaunlich wenig Druck gegen die Löhne der Bankmanager ist von Seiten der Investoren zu spüren – dies gilt besonders im Fall der Credit Suisse. Zumal: Der grösste Vermögensverwalter der Welt, Blackrock, hat kürzlich angekündigt, fortan gegen hohe Managergehälter vorzugehen – vorerst aber nur bei britischen Unternehmen, wie die Tageszeitung «The Guardian» dieser Tage berichtete. 

Das Vorgehen Blackrocks könnte den Druck auf Firmen aber auch ausserhalb des Vereinigten Königreichs erhöhen – und damit auch bei Schweizer Unternehmen. An der CS ist Blackrock übrigens mit drei Prozent beteiligt.

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