Grossbanken wie die UBS denken über den Abbau Tausender Stellen in London nach. Nicht so Banking-Schwergewicht Joe Ackermann – der hat mit dem von ihm präsidierten Institut genau das Gegenteil vor.

Die britische Premierministerin Theresa May stellt einen «harten Brexit» in Aussicht – und die Banker verlassen reihenweise die Insel. Grossbanken wie J.P. Morgan und HSBC haben bereits konkrete Umzugspläne wegen des bevorstehenden Austritts Grossbritanniens aus der EU geäussert.

Seitens der Schweizer UBS stellte Präsident Axel Weber kürzlich den Abbau von 1'000 Londoner Stellen in den Raum, wie auch finews.ch berichtete.

Ein Vertrauensvotum

Da mutet das Timing der Bank of Cyprus reichlich seltsam an. Die zypriotische Bank hat gestern Donnerstag erstmals ihre Aktien an der Londoner Börse LSE handeln lassen. Die Signalwirkung ist durchaus beabsichtigt, wie Bankchef John Hourican gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) erklärte.

Für Hourican, der als ehemaliger Investmentbank-Chef der Royal Bank of Scotland (RBS) an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt, ist der Börsengang «ein Vertrauensvotum» gegenüber dem Finanzplatz an der Themse und an die LSE. Die Bank of Cyprus sei Grossbritannien gegenüber vor dem Brexit-Votum positiv eingestellt gewesen – und sei es weiterhin, sagte er.

Bilanz an der Themse verdoppeln

Für seine konträre Sichtweise auf den Brexit hat Chef Hourican offensichtlich grünes Licht von seinem Präsidenten erhalten – und das ist bei der Bank of Cyprus niemand anderes als Josef «Joe» Ackermann. Der ehemalige Credit-Suisse-Manager und spätere langjährige Deutsche-Bank-Lenker war im November 2014 angetreten, um das beinahe bankrott gegangene Finanzinstitut auf der Mittelmeerinsel zu sanieren.

Dies tat er mit einigem Erfolg. Anfang Januar hat die Bank of Cyprus die letzten in der Not aufgenommenen Zentralbank-Kredite zurückbezahlt. In London, wo Ackermann als Chef der grössten Investmentbank des Kontinents einst eine zentrale Figur war, forciert das zypriotische Geldhaus nun das Wachstum.

Mittlerweile zählt die Bank of Cyprus an der Themse 250 Mitarbeitende. Die Bankbilanz von 1 Milliarden Pfund in Grossbritannien soll verdoppelt werden, so der Anspruch.

5'000 Jobs weg

Ganz anders die Deutsche Bank, bei der Ackermann 2012 als CEO seinen Abschied nahm. Nach schweren Verlusten hat die Grossbank letztes Jahr entschieden, ausserhalb von Deutschland 5’000 Stellen zu streichen. Die Geschäfte in London dürften da nicht ungeschoren davonkommen.

Als Ackermann bei der Bank of Cyprus anfing, sagter er gegenüber der «NZZ», dass er hier noch «etwas bewegen» könne. Nun bewegt er sich mit dem Institut tatsächlich – in die Gegenrichtung zur Branche.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.22%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel