Ein Schweizer Blockchain-Pionier präsentiert in Bern einen Prototypen fürs E-Voting. Seine Pläne gehen aber viel weiter, wie finews.ch erfahren hat. Anschauungs-Unterricht dazu liefert ein Staat im Baltikum.

Lange musste die hiesige Fintech-Szene weibeln, bis der Staat auf ihre Bedürfnisse aufmerksam wurde. Jetzt gibt die Szene an den Staat zurück. Genauer: Der ehemalige Banker Daniel Gasteiger, der in der Schweiz den Blockchain-Inkubator Nexussquared gründete, trägt die als bahnbrechende geltende Technologie nach Bundesbern.

Und zwar wortwörtlich: Am Mittwoch präsentiert er im Rahmen des Microsoft Praxistags für die öffentliche Hand in Bern den Machbarkeits-Nachweis für eine Blockchain-gestützte E-Government-Plattform, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Umstrittenes E-Voting

Der Prototyp, welchen der Ex-Banker dem Behörden-Publikum vorstellte, zielt dabei auf einen essentiellen Staatsdienst in der Schweiz: Das Abstimmungswesen. Über eine von Gasteigers Team entwickelter App können Nutzer nach einer zweistufigen Sicherheitskontrolle mit wenigen Bewegungen auf dem Smartphone abstimmen. Das Votum wird in der Blockchain sicher erfasst und kann vom Stimmregisterbüro «in realtime» ausgewertet werden.

Das sieht im Versuch bestechend einfach aus, wie finews.ch beobachten konnte. Doch ums E-Voting wird in der Schweiz zäh gerungen. 2015 stoppte der Bundesrat ein solches Wahlverfahren in neun Kantonen; die Stände Bern, Luzern, Basel-Stadt, Neuenburg und Genf dürfen dieses Jahr E-Voting für die eidgenössischen Abstimmungen nur unter enger Überwachung anbieten.

Pilot bis Ende Jahr

Davon lässt sich Gasteiger nicht abschrecken. Im Gegenteil, er hat noch viel mehr im Sinn. «Die E-Voting-App steht für uns als Prototyp für eine ganze Reihe von Lösungen, die künftig angeboten werden sollen», erklärt er. Bis Ende 2017 hofft der Fintech-Experte, eine erste Plattform für Online-Dienste der öffentlichen Hand bereitstellen zu können.

Gasteiger denkt dabei an Steuererklärungen oder Grundbucheinträge – und natürlich an eine eigene digitale Identität für jeden Bürger, die «e-ID».

Am besten wie die Esten

Vorbild für den Vorstoss ist ein kleiner Staat im Baltikum: Estland. Das EU-Juniormitglied hat seit den 1990er-Jahren das öffentliche Wesen konsequent digitalisiert. Der Staat ist dort mittlerweile Schnittstelle für zahlreiche digitale Dienste – auch seitens der Privatwirtschaft. Damit spart die öffentliche Hand dort rund 700 Millionen Euro pro Jahr, wie gerne vorgerechnet wird.

«Mit estländischen E-Government-Experten wollen wir eine Plattform bauen, die künftig als digitales Rückgrat von Demokratien auf der ganzen Welt dienen kann», erklärt Gasteiger weiter. Dazu hat er neben Nexussquared das estnische Startup Procivis gegründet, das diesen Business-Case verfolgen soll.

Am Ende führt das den Ex-Banker wieder zurück ins alte Metier. Mit ihrer e-ID könnten sich Kunden künftig nämlich auch ins Online-Banking einloggen.

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