Der Schweizer Derivate-Anbieter Leonteq gerät an neuen Fronten unter Druck. In Asien haben weitere Kaderleute gekündigt. Das Unternehmen relativiert den Ernst der Lage.

Frank Troise, bisheriger Managing Director of Digital Distribution & Communications in Asien, hat Ende Februar 2017 Leonteq verlassen, wie Recherchen von finews.asia ergaben. Ein Sprecher in Zürich bestätigte diese Information, ebenso, dass Hrvoje «Harry» Krkalo, seines Zeichens CEO in Hongkong, von seinen Arbeitspflichten freigestellt worden sei und demnächst auch formal das Unternehmen verlasse.

Damit mehren sich die hochrangigen Abhänge innerhalb der Firma, wie finews.ch schon früher berichtet hatte. Mit den beiden jüngsten Demissionen verliert Leonteq einiges an Know-how in Sachen Digitalisierung und Fintech. Denn besonders der Amerikaner Troise war im April 2016 genau für diese Belange engagiert worden. Doch offenbar kam es schon bald zu Meinungsdifferenzen zwischen ihm und dem Top-Management.

Nicht in bestem Einvernehmen

Man trenne sich auch nicht in bestem Einvernehmen, heisst es in Singapurer Finanzkreisen. Troise selber war für ein Gespräch nicht empfänglich, liess aber per Email ausrichten: «2016 war für Leonteq ein herausforderndes Jahr, ich wünsche den Leuten dort nur das Beste.»

Die jüngsten Entwicklungen lassen Zweifel an der weiteren Präsenz Leonteqs in Asien aufkommen. Dies aus mehreren Gründen: So hat Leonteq in Singapur, wo das Unternehmen überdimensionierte Büroräumlichkeiten auf viele Jahre hinaus teuer gemietet hat, bislang nicht den erhofften Geschäftserfolg hat verzeichnen können.

Unausgereifte Technologie

Diverse Transaktionen auf der Basis von Actively Managed Certificates (AMC) kamen im vergangenen Jahr aufgrund der zu geringen Bilanz von Leonteq sowie der unausgereiften Technologie nicht zustande. Entsprechende Informationen räumte CEO Jan Schoch unlängst auch in einem internen Memo ein.

Zudem ist unklar, wie weit die Ende Mai 2016 angekündigte Zusammenarbeit mit dem Economic Development Board (EDB) von Singapur tatsächlich gediehen ist. Hauptziel war die Lancierung eines sogenannten Teqlab, eines Fintech-Entwicklungslabors, wie auch finews.ch berichtete.

Langsameres Tempo

Während es in der Branche heisst, diesbezüglich sei bisher nicht viel gelaufen, betonte ein Sprecher von Leonteq gegenüber finews.ch: «Die Zusammenarbeit mit dem EDB besteht fort; in unserem Teqlab sind derzeit drei Spezialisten tätig und die Intention eines weiteren Aufbaus besteht weiterhin. Basierend auf der aktuellen Situation allerdings in einem langsameren Tempo als initial geplant. Wir sind regelmässig mit dem EDB in Kontakt, um es über den aktuellen Stand zu informieren.»

In Hongkong ist gemäss Branchenkreisen nur noch ein kleines Team tätig, und in Japan hat Leonteq erst 2016 richtig Fuss gefasst, bekundet aber Reputationsprobleme, nachdem der Aktienkurs in den vergangenen Monaten immer tiefer absackte. Von Schwierigkeiten will man bei Leonteq aber nichts wissen.

Erste Trades in Japan

«Unser Umsatzwachstum 2016 betrug in Asien 17 Prozent und lag damit vor allen anderen Regionen, in denen wir aktiv sind. Im Februar wurden in Japan zudem unsere ersten Trades erfolgreich abgewickelt. Uns ist nicht bekannt, worauf eine angeblich negative Reputation basieren sollte», sagte ein Sprecher gegenüber finews.ch.

Dem weiteren Vernehmen nach sind die bereits kommunizierten Kooperationen in Asien mit der malaysischen Maybank und der britischen Standard Chartered (in Asien) in der Umsetzungsphase. «Wir können keinerlei Veranlassung erkennen, uns aus Asien zurückzuziehen», betonte der Leonteq-Sprecher und dementierte damit entsprechende Rückzugsgerüchte in der Branche.

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