Der Zürcher Hedgefonds RBR Capital fordert Veränderungen beim Vermögensverwalter GAM. Diese scheinen tatsächlich notwendig, wie das unglaubliche Gebaren im obersten Management von GAM zeigt.

Alex Friedman ist Ende 2014 als CEO von GAM angetreten, um den Vermögensverwalter (Asset Manager) von der zweiten Liga in die erste zu führen. «Mein Ziel ist es, aus GAM die weltweit führende unabhängige Investmentfirma zu machen», sagte der Amerikaner damals kurz nach seinem Antritt in einem Interview mit finews.ch.

Zwei Jähre später ist GAM ein Turnaround-Fall, wie Friedman vergangene Woche einräumen musste.

Anliegen von RBR stossen auf offene Ohren

An einen Turnaround von GAM – oder zumindest an schlummerndes Potenzial in dieser Firma – glaubt der Zürcher Hedgefonds RBR Capital von Rudolf Bohli, der eine Beteiligung von 2,1 Prozent aufgebaut hat. Er strebt Veränderungen im Verwaltungsrat an und will einen neuen Präsidenten installieren.

Mehr über die Beweggründe und das Vorhaben von RBR Capital war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Recherchen von finews.ch haben jedoch ergeben, dass unter verschiedenen GAM-Aktionären lose Kontakte bestehen und die Anliegen von RBR Capital dabei teilweise auf offene Ohren stossen.

Johannes de Gier nimmt Forderung vorweg

Dies zeigt unter anderem die Bewegung im Aktienkurs von GAM, der seit der Bekanntgabe der RBR-Beteiligung und der Traktandierung der Zuwahl neuer Verwaltungsräte knapp 10 Prozent zugelegt hat.

Eines dieser Anliegen, nämlich die Demission von Langzeitpräsident Johannes de Gier, hat dieser mit seinem Verzicht auf eine Wiederwahl vorweggenommen. An de Giers Stelle soll Hugh Scott-Barrett das Präsidium übernehmen.

Bereicherung und fehlende Anreize

Wie aus Gesprächen mit Aktionären, die aber nicht namentlich genannt werden möchten, hervorgeht, wird de Giers Austritt als erster Schritt in die richtige Richtung angesehen.

Aus zwei Gründen: Erstens steht de Gier im Ruf, seine Machtfülle bei GAM zur persönlichen Bereicherung genutzt zu haben. Zweitens habe er es während seiner Amtszeit unterlassen, im Management die richtigen Anreize zu setzen, damit dieses aus GAM die Asset-Management-Perle formt, von der eingangs die Rede war.

Kritik lässt sich belegen

Die beiden Vorwürfe hängen eng zusammen. Sie sprechen eine Mentalität in der Führung von GAM an, die mehr auf die Optimierung des eigenen Profits ausgelegt zu sein scheint, als das Unternehmen mit allen erforderlichen Massnahmen voranzubringen. Das Management verlange nach Leistung und Performance, setze für sich selber aber nicht dieselben Massstäbe an, so ein Aktionär.

Das sind harte Kritikpunkte. Doch sie lassen sich belegen: De Gier bezog als GAM-Präsident bislang das stolze Gehalt von 1,3 Millionen Franken, ungeachtet der bröckelnden Erträge in den vergangenen Jahren.

Lohnerhöhung von 20 Prozent

Als er noch in der Doppelfunktion als CEO amtete waren es jeweils weit über 5 Millionen Franken gewesen – dies in einer Firma mit etwas mehr als 1'000 Mitarbeitern. Im Jahr 2010 bewilligte er einen sogenannten Long-Term-Incentive-Plan, für den 66 Millionen Franken aus dem erwirtschafteten Gewinn aufgewendet wurden.

CEO Friedman erhielt im Jahr 2016 mit 6,1 Millionen Franken gut eine Million mehr als im Jahr zuvor. Grund ist ein neues, exklusiv für das Top-Management aufgelegtes Aktienbonusprogramm.

Kundenabflüsse in Milliardenhöhe

Dieser Lohnerhöhung von gut 20 Prozent stehen der Einbruch des Vorsteuergewinns von fast 40 Prozent gegenüber und ein erneuter Kundengeldabfluss von mehr als 10 Milliarden Franken.

Seit Friedman CEO ist, ist der operative Gewinn von einst über 200 Millionen Franken auf 120 Millionen Franken abgesackt. Die verwalteten Vermögen im Bereich Investment Management sind von 76,1 auf 68,2 Milliarden Franken gesunken (ohne Übernahmen läge der Wert gar bei nur 60 Milliarden).

In dieser Zeit strich Friedman – bewilligt von de Gier – eine ein Lohnpaket von insgesamt 26,4 Millionen Franken ein. Böse Zungen im Aktionariat sagen, unter Friedman sei GAM von der zweiten in die dritte Liga abgerutscht.

Viel Aktion, wenig Ertrag

Der CEO macht im Gespräch und bei der Präsentation strategischer Massnahmen und Ziele zwar immer einen äusserst engagierten Eindruck. Doch unter seiner Ägide gab es auch eine Personalfluktuation. Friedman schloss Fonds und leitete Massnahmen zur Stärkung des Vertriebs ein. Er entliess Mitarbeiter und senkte dadurch die Kosten.

Auch tätigte er insgesamt drei Übernahmen. Die letzte war der auf systematisches Handeln spezialisierte Asset Manager Cantab. GAM bezahlte dafür mehr als 280 Millionen Dollar plus 40 Prozent der künftigen performanceabhängigen Gebühren – ein stolzer Preis, der nicht überall im Aktionariat auf Begeisterung stiess.

Die Ausgabefreudigkeit und Entlöhnungsmentalität im Management stehe im starken Kontrast mit der effektiven Leistung, sagt ein Aktionär.

Mehr Bonus trotz schlechter Resultate

Tatsächlich stellt sich die Frage, wie stark die Motivation und der Anreiz eines CEO sein kann, einem Unternehmen konsequent jene Performance-Mentalität einzuimpfen, die es in der Branche braucht, um Erfolg zu haben, wenn ihm eine Antrittsgage von 15 Millionen Franken sowie ungeachtet schlechter Resultate eine Erhöhung des Bonus gewährt wird.

In der Unternehmenswelt gibt es den bekannten Satz: Die Führung muss vorleben, was sie von ihrer Mannschaft verlangt. Bei GAM herrschte diesbezüglich bislang eine andere Realität.

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