Der Julius-Bär-CEO zeigt keine Angst vor dem Brexit. Vielmehr wittert Boris Collardi jetzt Chancen, britische Konkurrenten günstig zu übernehmen.

Julius-Bär-Chef Boris Collardi hat in seiner Karriere schon diverse Übernahmen gestemmt. Nun richtet der 42-Jährige seinen Blick in Richtung Grossbritannien.

«Falls eine britische Bank bereit wäre, ihr Private Banking zu verkaufen, würden wir uns das wahrscheinlich anschauen», sagte er letzten Montag gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Aufgrund des geplanten Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU hat das Pfund gegenüber dem Franken deutlich an Wert eingebüsst und somit britische Firmen für ausländische Käufer entsprechend attraktiv gemacht. «Wir prüfen diverse Opportunitäten», so Collardi weiter. Im Falle eines Zukaufs ist sich der CEO sicher, dass ein solcher Schritt auch in fünf Jahren noch sinnvoll erscheinen wird.

Collardi hält der «City» die Stange

Julius Bär beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeitende in London und plante bis zum Brexit-Votum im Juni 2016, in der britischen Hauptstadt einen europäischen Vermögensverwaltungs-Hub auszubauen. Von der Themsestadt aus wollten die Bären das Geschäft mit vermögenden europäischen Kunden forcieren.

Diese Pläne eines Europa-Hub in der Londoner «City» habe die Privatbank nun zurückgestellt. Dennoch will Collardi am Standort festhalten. Er glaubt, dass sich letztlich alles zum Guten entwickeln werde.

Collardis Zuversicht spiegelt sich in einer aktuellen Umfrage unter Vermögensverwaltern. Demnach findet rund ein Fünftel der Befragten, dass London gemeinsam mit Peking und nach New York die wichtigste Stadt der kommenden zwölf Monate ist.

China, der heilige Gral

Wachsen mittels Akquisitionen zählt seit geraumer Zeit zur Strategie der Zürcher Privatbank. Allein unter der Ägide ihres Chefs Collardi, der seit 2009 die Bank führt, fanden mehrere Übernahmen statt: ING Schweiz, das internationale Wealth Management von Merrill Lynch, das Schweizer Private Banking der israelisch-stämmigen Leumi Bank, den italienischen Vermögensverwalter Kairos und die Commerzbank in Luxemburg.

Wachsen will Collardi auch in Asien – namentlich in China. «China ist so etwas wie der Heilige Gral für Vermögensverwalter in Asien», sagte er kürzlich in einem TV-Interview mit «Bloomberg».

Verheissungsvoller Markt

«Wir arbeiten weiter über Partnerschaften und Allianzen, bis wir das richtige Modell finden», sagte Collardi. Bis dahin werde die Vermögensverwaltung in China wohl auf breitere Anerkennung stossen.

Rund 17'000 Milliarden Dollar schwer ist der chinesische Private-Banking-Markt gemäss Schätzungen der China Merchants Bank und der Beratungsgesellschaft Bain. Er wuchs seit 2012 mit 16 Prozent – jährlich. Die Anzahl Private-Banking-Kunden, also solche mit mindestens 1,5 Millionen Dollar investierbarem Vermögen, nahm jedes Jahr sogar um 22 Prozent zu.

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